DerHarms - Neun schöne Lieder Erst im September 2020 erschien das Album „Fingerhut“ des Duos Ermes/Harms, da legt Sireena Records am 26.02.2021 auch gleich ein Soloalbum von Hauke Harms nach, der hier unter dem Namen DerHarms firmiert. Betitelt ist es mit „Neun schöne Lieder“. Bekannt sollte Hauke Harms auch als Gründungsmitglied und treibende Kraft hinter der Kultband Girls Under Glass sein. |
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2021
erscheint nun sein zweites Soloalbum „Neun schöne Lieder“, dessen Stücke
er in der Zeit von 2016 an sporadisch in seinem Heimstudio auf dem Land im
Seevetal sowie in Kalifornien (USA) eingespielt hat. Das Album enthält neun
Stücke mit Laufzeiten von 3:42 bis 5:58 Minuten, die düstere Dark Wave
Elemente, mit technoiden Komponenten und ein romantisches Krautrocklebensgefühl
miteinander verbinden. Beeinflusst wurde Harms dabei von den repetitiven
Klangwelten von Cluster, frühe Kraftwerk oder Neu!. Er geht dabei aber
wesentlich harmonischer und melodischer zu Werke als auf dem
Ermes/Harms-Album. DerHarms
legt großen Wert auf die Feststellung, dass ein Großteil der Sounds auf
seinen museal anmutenden elektronischen Musikinstrumenten zum Anfassen und
nicht primär in den Untiefen des Rechners entstanden sind. Haptik und
Atmosphäre hatten in der Produktion eindeutig Vorrang vor zeitgemäßer
Studioökonomie. Den
Beginn macht das 4:15minütige „Sunburst“, mit dem er schon mal sehr
rhythmisch und auch melodisch startet. Wavesounds und Harmonien, die eine
leicht düstere Note wie bei John Carpenter besitzen, liegen hier im Fokus.
Das klingt gut und der Rhythmus zündet auch sofort. Rhythmisch,
allerdings etwas zurückgenommener, zeigt sich dann das vierminütige „Die
Hälfte von Ja“. Hier kommen krautige Elemente, durch sich ständig
wiederholende Klangfolgen, zum Vorschein. Auch die hellen Synthieeinschübe
erinnern an Neu! & Co. Trotz seiner repetitiven Struktur ein spannender
Track, der den Spirit des Krautrock neu belebt. Im
5:39minütgen „The Ghost“ hat Harms eine sehr schöne Rhythmusstruktur
eingebaut, die sich nach gut einer Minute zu einem treibenden, modernen Beat
transformiert. Darauf setzt Harms dann passende, frische Harmonien. Das Ding
geht wirklich gut ab und steigert sich immer weiter. Klasse Track, der auch
zum Tanzen einlädt. Da kann man kaum ruhig vor den Boxen sitzen. Mit
fast sechs Minuten ist „Winterreise“ der längste Track des Albums. Zunächst
beginnt der Track recht ruhig, fast schon mit schwebenden Klängen um den
Track dann nach wenigen Momenten mit einem pulsierenden Beat zu beleben. Die
technoiden Rhythmen besitzen einen hypnotischen Sog. Das anschließende
4:33minütige „Wellenklang“ beginnt zunächst mit wellenförmigen Flächen
und einigen Pianotupfern sehr meditativ. Nach einer Minute schält sich aber
ein hinreißender Rhythmus hervor, dem noch ein pumpender Beat folgt. Über
die komplette Länge verlässt Harms dabei nicht die schwebende, meditative
Atmosphäre. Mich erinnert das auch ein wenig an das
„Body-Beat-Box“-Album von Mind~Flux. Kraftvoller
kommt dann das 4:33minütige „Blues 2.0“ aus den Boxen. Mit Blues als
Musikrichtung hat der Track aber nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich
wieder um einen rhythmischen, repetitiven, technoiden Track. Auch bei dieser
Mixtur aus Wave, Techno und Krautrock kann man kaum die Füße still halten.
Stimmsamples
kommen dann im vierminütigen „Sure“ auf. Auch dieser wird bestimmt von
pumpenden Beats. Harms versteht es eine besondere Stimmung zu erzeugen,
deren Sogwirkung man sich nicht entziehen kann. Bei aufgedrehten Boxen haut
einen das komplett um. Dies garniert er dann noch mit eingängigen
Harmonien. Das kraftvolle, fast im Industriel angelegte „Carpet“ (4:11
Minuten) und das etwas ruhiger, fast schwebend angelegte „Wunderbar“
(3:42 Minuten) beenden dann das Album. Ich
muss gestehen, dass mir „Neun schöne Lieder“ von DerHarms wesentlich
besser gefällt als das Album „Fingerhut“ von Ermes/Harms. Das liegt vor
allem daran, dass hier der Fokus nicht auf experimentelle Klänge liegt,
sondern Hauke Harms sehr harmonisch/melodisch mit tollen Rhythmen seine Stücke
aufgebaut hat. Für mich ist das schon mal ein erstes Elektronikmusik-Highlight
im neuen Jahr. Stephan Schelle, Januar 2021 |
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