Create – Lost On An Island Of Adventure
 

Create – Lost On An Island Of Adventure
Groove Unlimited (2008)
(7 Stücke, 70:40 Minuten Spielzeit)

Der britische Elektronikmusiker Stephen Humphries, der sich hinter dem Pseudonym Create verbirgt, hat sich auf seinem neuen, sechsten Album „Lost On An Island Of Adventure“ von der amerikanischen Fernsehserie Lost inspirieren lassen. Durch eine Krankheit vier Monate ans Haus gebunden, verfolgte er die erfolgreiche TV-Sendung und begab sich mit neuen Ideen in sein Studio.

Wer wie ich jetzt vermutet hat, dass irgendwelche Samples aus der Titelmelodie, naja, ne richtige Melodie ist das ja nicht, oder Sprachfetzen aus der Serie in den Stücken auftauchen, den muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen. Vom Klang oder der Melodie her erinnert nichts an die Serie. Sechs Stücke, die sich auf Lost beziehen, sowie einen Track, den er seinem verstorbenen Großvater gewidmet hat, sind auf der CD enthalten.

 

 


Mit dem mehr als 17minütigen Stück „Just Above The Surface“, das mit zirpenden Synthies beginnt, startet die CD. Ob diese, für Create typischen Synthiesounds nun auf eine einsame Insel oder eher ins Weltall passen, muss der Hörer für sich entscheiden. Langgezogene Flächensounds sorgen zunächst für einen ruhigen Beginn, der erst nach gut sechs Minuten durch rhythmische Sequenzer etwas beschleunigt wird. Diese elektronische Musik ist der „Berliner Schule“ verhaftet und bietet hypnotische Synthiephrasen, in deren Umklammerung man sich begeben kann. „Out Of Bounds“ schließt da nahtlos an, wobei hier eine Sequenz, wie man sie von der niederländischen Fraktion kennt, geboten wird. Vor allem im zweiten Teil kann dieses Stück durch seine Melodielinien und Akkorde überzeugen. Auch die folgenden Stück ähneln vom Aufbau her den ersten Tracks.

Bei „Run For Cover“ wirkt der Sound allerdings erstmals wie eine Geschichte. Zu den ihnen kommen mir Bilder einer Odyssee durch einen verregneten Urwald. Hier ist das Thema meines Erachtens von Stephen gut umgesetzt worden. Die „Berliner Schule“ der 70’er hat für „This Island Life“ eindeutig Pate gestanden, denn hier klingt es als, ob Stephen analoge und digitale Synthies miteinander verknüpft. Sehr schönes Stück – für all die, die auf die 70’er Elektronik stehen.

Das abschließende „Heaven Waits“ ist quasi ein Bonustrack, denn er ist nicht Teil des Inselabenteuers. Dieses Stück hat Stephen seinem kürzlich verstorbenen Großvater gewidmet. Die Synthiechöre, die Stephen hier benutzt, erwecken bei mir den Eindruck, als bewege ich mich zwischen weißen Wolken am Himmel. Das hat etwas sehr beruhigendes und sanftes.

„Lost On An Island Of Adventures“ ist all denen zu empfehlen, die auch die anderen Alben von Create mochten. Auch Freunde der „Berliner Schule“ sollten hier ein Ohr riskieren. Wie schon bei den anderen Alben, liefert Stephen wieder solide Arbeit ab, die aber nicht aus der Masse herausragt.

Stephan Schelle, Mai 2008

 
   

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