Cosmic Ground - Entropy
 

Cosmic Ground - Entropy
Eigenvertrieb (2023)
(8 Stücke, 72:44 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Projektnamen Cosmic Ground steckt der aus Aachen stammende Musiker Dirk Jan Müller. Stilistisch bewegt er sich auf seinen Cosmic Ground-Alben in der Elektronikmusik mit Anleihen zur „Berliner Schule“. Sein neuestes Werk ist im Frühjahr 2023 erschienen und trägt den Titel „Entropy“. Wie immer hat Dirk Jan Müller alles allein eingespielt. Das Album ist sowohl als Download über Bandcamp, wie auch als CD erhältlich. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die in einem vierseitigen Digipak mit achtseitigem Booklet ausgestattet ist.

 

 


Dirk Jan Müller schreibt auf seiner Bandcamp-Seite zum neuen Album: Modularsysteme, Mellotron, Farfisa-Orgeln aus den 1960er Jahren und analoge Streicherensembles aus den 70er Jahren prägen diese Musik, die zu 99% elektronischer Natur ist, ergänzt durch einige bearbeitete, selbst aufgenommene Atmosphären aus verschiedenen Umgebungen mit einigen Flecken aus der Granularsynthese. Die 8 Tracks auf ‘entropy’ bieten jede Menge vielschichtige Sequenzen, kombiniert mit echtem Bandecho, Gitarre, Ambient- und Free-Format-Atmosphären bis hin zu polyphonen Orgel-Drones.

Acht Stücke befinden sich auch dem Album, die mit Laufzeiten von 4:18 bis 18:43 Minuten Spielzeit aufwarten.

Den Anfang macht das 9:42minütige „Space Seed“. Das ist aber alles andere als spacige Elektronik. Vielmehr lässt Dirk Jan zunächst die Synthies heftig klackern und düstere Sounds darum wabern. Das ist alles sehr rhythmisch, allerdings ohne eine Melodie hinzuzufügen. Daher ist das Stück eher im Dark Ambient mit viel Rhythmus verortet.

Ein anderes Bild zeichnet da das folgende, 9:22minütige „Phasing 76“, das deutlich in Richtung „Berliner Schule“ weist und hier im Speziellen an die Musik von Ash Ra bzw. Ash Ra Temple andockt. Herrlich sich wiederholende Sequenzerformationen sind hier die Grundlage für diesen Track, der sich nur langsam verändert. Vor allem dieser pulsierende Rhythmus ist das Salz in der Suppe.

Heftige technologische Rhythmen sind dann aber die Hauptzutat im 4:18minütigen „Substance“. Das klingt wieder recht düster. Mit dröhnenden Synthiesounds startet dann das 6:59minütige „The Cage“. Dirk Jan zelebriert in der ersten Hälfte einen recht düsteren Stil, der ab ca. der Hälfte dann einige Harmonien hinzugefügt werden, die sich hinter den dröhnenden Sounds langsam herausschälen.

Das 6:22minütige „q2408“ ist dann wieder recht rhythmisch ausgelegt. Dieses Mal klingt es aber auch nach organischen Rhythmusinstrumenten, die sich mit Arpeggios und einigen hellen, harmonischen Klängen verbinden. Das hat was Hypnotisches. Dirk Jan spielt in diesem Stück auch recht effektiv mit der Dynamik.

„Randomize User 0“ durchbricht dann mit 10:24 Minuten erstmals die zweistellige Spielzeit-Marke. Nach einem recht ruhigen und sphärischen Beginn startet Dirk Jan dann den Sequenzer, dessen Rhythmus das Fundament des Stückes bildet. Zwar verändert er die Töne und die Rhythmik nur recht langsam, aber das Stück fesselt trotz oder gerade deswegen.

Mit dem ambienten, 6:55minütigen „Equilibrium“ sowie dem 18:43minütigen Titelstück endet dann das Album. Die Musik im Titelstück wirkt wie aus einer Zwischenwelt und zeichnet in der ersten Hälfte leicht surreale Stimmungsbilder. Im zweiten Teil wird es dann durch den Einsatz von schnellen Sequenzerrhythmen zwar nicht heller, aber jetzt ist die Musik recht spannend, wie für einen Thriller oder Science Fiction Film gemacht. Zum Ende hin lässt Dirk Jan dann das Stück mit ruhigen, rauschenden Synthesizerklängen ausklingen.

Dirk Jan Müller hat auf seinem neuen Album recht düstere Klänge und Rhythmen in den Vordergrund gestellt. Damit entfernt er sich von der „Berliner Schule“ und bietet auf „Entropy“ eher Dark Ambient. Das ist nicht ganz leichter Stoff, den Cosmic Ground da auf dem neuen Album loslässt. Ich empfehle vorher in das neue Werk hineinzuhören.

Stephan Schelle, Mai 2023

 
   

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