Coral Cave - … the 4th (Live)
 

Coral Cave - … the 4th (Live)
Eigenvertrieb (2013)
(8 Stücke, 64:23 Minuten Spielzeit)

Die beiden Elektronikmusiker Erik Matheisen und Tilo Voigthaus, die Ende der 90’er Jahre drei wunderbare Alben unter dem Namen Coral Cave herausgebracht haben, sind im Sommer 2013 aus einer 17jährigen Pause in die Szene zurückgekehrt. Okay, die beiden waren in der Zeit nicht ganz untätig und waren solo unterwegs, aber zusammen hatten sie in der Zeit keinen Output, geschweige denn ein Konzert zu verbuchen. Am 06.07.2013 traten die beiden dann auf der Schwingungen Gartenparty in Hamm erstmals wieder gemeinsam auf. Von den Rehaersals des Konzertes haben sie eine CDR produziert, die den Titel „… the 4th (Live)“ trägt.

 


Die CDR enthält das komplette Set ihres Auftritts vom 06.07.2013, so dass all diejenigen, die an dem Tag in Hamm waren, das wunderbare Konzert erneut zu Hause über ihre Anlage genießen können.

Neben Stücken von ihren letzten beiden Alben „Impressions Of Science“ und „Blue Sunlight“ befinden sich auch Solostücke wie zum Beispiel „Tanz der Flamingos“, das Erik unter dem Projektnamen Spectral Art für den Sampler „Schallplatte 14“ des Schallwende Clubs beigesteuert hat, auf der CDR. Umrahmt werden die Tracks von neuen Zwischenparts die die Titel „Intro“, „Intermezzo 1“ und „Intermezzo 2“ tragen.

Die CD startet mit dem sehr klassisch, sakral und orchestral angehauchten „Intro“ um dann in das wunderbare „The Last Dolphin“ von der CD „Blue Sunlight“ überzugehen. Aus diesem Longtrack haben die beiden die Parts 2, 5 und 8 zusammengefasst, die sie auf mehr als 18 Minuten ausbreiten und haben so ein mitreißendes Stück in ihr Set eingebaut. „The Last Dolphin“ ist wohl das beste Stück, das die beiden bisher zusammen veröffentlicht haben.

Mit Möwengeschrei und Wellenrauschen beginnt das Stück das, sobald der Rhythmus einsetzt, zu einer faszinierenden Nummer wird, die aus herrlichen Harmonien und Melodiebögen besteht. Dieser Track reißt von der ersten Sekunde an mit und beschwört die 90’er Jahre wieder hervor, ohne aber nostalgisch zu wirken. Es zeigt einfach, wie zeitlos dieses Stück Musik ist. Geschickt verknüpften die beiden die unterschiedlichen Parts, in dem sie als Brücke einige Geräuschsamples einfügen. „Part 5“ wird von einer eingängigen aber einfachen Melodie bestimmt. Hier stechen dann auch die typisch programmierten Drums der 90’er Jahre ins Ohr. „Part 8“ treibt dann mit seinen Sequenzerrhythmen und den Klangfarben der Keyboards in Richtung Tangerine Dream.

„Intermezzo 1“ ist ein Pianostück, das mal klassisch/verträumt aber auch eine Spur jazzig (Barjazz) klingt. Es stellt eine wunderbare Brücke zum folgenden „Wake Up“ dar. Die Sequenzer sorgen in diesem Stück für den richtigen Takt, auf den die beiden dann sehr hymnische Sounds legen, die mich an Vangelis erinnern. Allerdings hält dieses Flair nicht lange und Coral Cave machen wieder ihr eigenes Ding, das sehr wohlschmeckend ausfällt. Im weiteren Verlauf schälen sich auch wieder Sounds der Marke Tangerine Dream heraus.

Auch „Intermezzo 2“ ist sehr Pianolastig. Erik und Tilo können hier ihre ganze Fingerfertigkeit ausspielen. Nach einigen Momenten schieben sich dann Synthieflächen unter die klassischen Pianoklänge. Es folgt „Tanz der Flamingos“, das sehr rhythmisch ausfällt. Sehr gut gefallen mir hier die Violinenklänge, die dem Stück eine ganz besondere Note verleihen.

Mit „Analogos Part 1 + 2 + 3“ haben die beiden dann einen weiteren Longtrack auf der CDR, der es auf mehr als 19 Minuten bringt. Düstere basslastige Synthieklänge eröffnen diesen Track. Nach wenigen Augenblicken kommen aber hellere und freundlichere Klangfarben ins Spiel und auch die Sequenzer takten wieder fröhlich um die Wette. Diese drei Parts klingen auch wieder recht stark nach Tangerine Dream & Co., ergänzt um eigene stilistische Elemente. Den Abschluss bildet dann „The Energy Of Sequest“ vom 94’er Album „Impressions Of Science“. Auch dieses hat Ähnlichkeiten zu Tangerine Dream’s Musik.

Mit „… the 4th (Live)“ haben Erik Matheisen und Tilo Voigthaus ein eindrucksvolles Lebenszeichen von sich gegeben, das Hoffnung macht, das die beiden auch in Zukunft wieder Musik machen und solch tolle Stücke, wie sie sie in den 90’ern auf CD gebannt haben, den Freunden der Elektronikmusik schenken werden. Ein Album mit sehr schönen Interpretationen älterer Stücke. Das macht Appetit auf mehr.

Stephan Schelle, August 2013

 
   

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