Computerchemist – Parallel Thought Experiment
 

Computerchemist – Parallel Thought Experiment
Eigenvertrieb / Bandcamp (2022)

(8 Stücke, 72:00 Minuten Spielzeit)

In der Brust von Dave Pearson schlagen zwei musikalische Herzen. Zum einen ist es die Liebe zur elektronischen Musik im Stile der „Berliner Schule“, zum anderen hat der Multiinstrumentalist, der als Computerchemist firmiert, aber auch ein Faible für Rockmusik. Das hat er unter anderem auch schon beim Audio Cologne Project zusammen mit Uwe Cremer und Zsolt Galántai und bei seiner Kollaboration mit Ray Sutton aka Radioray beweisen. 2021 erschien bereits sein Album „Parallel Thought Experiment“, auf dem er wieder rockige Töne anschlägt, die, wie er selbst sagt, in Richtung Neo-Krautrock weisen.

 

 


Dass es auf dem Album rockiger zur Sache geht, zeigt schon, welche Instrumente zum Einsatz kommen. Dave spielt neben Keyboards, Bass, Leadgitarre und hat Sequencer und Schlagzeug programmiert.

Schon im 9:16minütigen Opener „triangle“ kommen für Pearsons Sololben ungewöhnliche Klänge auf, denn E-Gitarre und Orgel bieten einen Reggae-Sound in den dann nach wenigen Momenten ein Schlagzeug hinzugefügt wird. Das alles wirkt sehr rockig und klingt wie eine Band und erweckt den Spirit des 70’er Jahre-Rock.

Der Titel des 10:27minütigen „tonefloat blues“ ist Programm, denn Dave präsentiert hier einen swampy Bluesrock-Rhythmus. Der wird über die ganze Länge aufrecht gehalten und mit flächigen Synthiesounds untermalt, was eine zusätzliche psychedelische Note mit einbringt. Ein weiteres Elemente, was Dave hinzufügt und was den Track besonders macht, sind Mellotronklänge, die dem Ganzen ein zusätzliches elektronisches Flair geben. Zum Ende hin wird es dann recht elektronisch, wenn der Bluesrhythmus versiegt.

Auch das fast zehnminütige „it always sounds louder on the inside“ zeigt sich von seiner rockigen Seite. Hier kommen zu Beginn schwere Gitarrenlicks und ein fetter Bass auf, in die sich dann nach etwas mehr als einer Minute spacig/psychedelische Sounds von Gitarre und wieder Mellotron anschließen. Ab Mitte des Stückes übernehmen dann die Synthies den Sound, der nur noch vom Bass und gelegentlichem Schlagwerk verziert wird.

Ein fetter Bass und erneut recht schwere Gitarrensounds starten in den 10:34minütigen Track „Em - Bm jam #1“. Dieser Track versprüht eine ähnliche Atmosphäre wie es das vorangegangene „it always sounds louder on the inside“ aufwies. Im Mittelteil lässt Dave dann die E-Gitarre zu einem herrlichen Soli singen. Und dann kommt auch noch ein achtminütiger „mellotron blues“. Hier verbindet Dave druckvolle Bluesrhythmen mit weiten Mellotronflächen/-harmonien.

Nach dem spacig/rockigen „the_fight“ kommt dann mit „‘b’ key blues“ noch ein weiterer, fünfminütiger Bluestrack, bei dem Dave eine Gitarre spielt, die eine leicht floydige Form aufweist. Ein klasse Slowblues. Beendet wird das Album dann mit dem 11:24minütigen „time is a great healer, part VI“, dass das elektronischste Stück des Albums ist. Sequenzerrhythmus, Flächen und eine wunderbare E-Gitarre sorgen für Gänsehaut.

Dave Pearson ist ein vielseitiger Musiker, der als Computerchemist nicht nur elektronische Musik veröffentlicht. Neben den bereits oben erwähnten Projekten, in denen er Rockmusik spielte, zeigt er auf „Parallel Thought Experiment“ das er diesen Stil auch im Alleingang perfekt umsetzen kann. Hier wandelt Dave allerdings mehrere Male auch im Bluesbereich. Ein wunderbares, vielseitiges Album.

Stephan Schelle, Dezember 2022

 
   

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