Christian Richet – Life Is But A Dream
 

Christian Richet – Life Is But A Dream
Groove Unlimited (2023)
(5 Stücke, 55:31 Minuten Spielzeit)

Christian Richet ist ein französischer Elektronikmusiker, der bereits seit Ende der 80’er Jahre seine Musik veröffentlicht. Im Januar 2023 erscheint unter dem Titel „Life Is But A Dream“ sein neuestes Album beim niederländischen Label Groove Unlimited. Darüber hinaus kann das Album auch bei Bandcamp downgeloaded werden. Inspiriert wird die Musik von Christian Richet von der elektronischen Musik der 70’er Jahre. 

 

 


Für Christian Richet ist „Life Is But A Dream“ sein persönlichstes Werk, in dem er mit dem großartigen Set von analogen/digitalen Synthesizern seinen ganz eigenen musikalischen Kosmos erstellt. Der findet sich dann in fünf Stücken mit Laufzeiten von 4:48 bis 8:29 Minuten sowie einem 28:11minütigen Longtrack wieder.

Christian Richet erstellt auf seinem Album ungewöhnliche Klangbilder, was sich schon im 4:48minütogen Opener „Space Blues“ zeigt. Wer hier spacige, flächige, elektronische Musik erwartet, der wird über die Klangvielalt und die ethnischen Klangfarben überrascht sein. Es ist kaum zu beschreiben, was Christian hier alles in diesen Track gepackt hat. Da treffen surreale Klangwelten auf ethnische Klangfarben und herrliche Melodiebögen mit E-Gitarre und symphonischen Facetten. Ein Stück das auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt und sich nach mehrfachem Hören erst so richtig erschließt.

Rhythmisch ist dann das 8:29minütige „Synsucy“ strukturiert. Auf diese Rhythmik legt Christian dann eine eingängige Melodie, die an die 70’er Jahre andockt und in der auch mal Erinnerungen an Tangerine Dream oder der Musik französischer Kollegen dieser Ära aufblitzen. Das ist Musik, die sich nicht an bekannten Stilen anbiedert, sondern ihren ganz eigenen Reiz verströmt und dabei auch durchaus mal poppige und auch rockige Passagen einflechtet.

Pulsierende, flirrende Klänge sind zu Beginn des gut sechsminütigen „Apache“ zu hören. Das wirkt auf mich wie eine Mixtur aus verfremdeten und futuristischen Stammesritualen indigener Völker. Das ist schwer zu erklären, hat aber eine ungeheure Anziehungskraft. Ein leichter John Carpenter Touch kommt zu Beginn im 8:04minütigen „Vrilloum“ durch die dumpfen Schläge auf. Dahinein setzt Christian weitere Sounds und Rhythmen, die wie ein Soundtrack zu einem Thriller wirken. Nach etwas mehr als einer Minute kommen dann rhythmische Muster auf, die pulsierend durch den Raum ziehen und wieder etwas von Stammesrhythmen haben, um kurz darauf durch ein unterkühltes Rauschen in einen anderen Part überzugehen. Das Stück wechselt ständig den Rhythmus und besteht fast nur aus perkussiven Elementen. Das ist teils recht verstörend und enthält nur wenig Harmonien.

„The House Of My Dreams“ ist der 28:11minütige Longtrack des Albums. Nur ganz langsam kommen hier die Klänge aus dem Off in den Vordergrund. Während einige Sounds weit im Hintergrund liegen, werden zunächst einige perlende Klänge, die dynamischer angelegt sind, eingestreut. Das wirkt wie ein fiebriger Traum. Es dauert ca. vier Minuten, bis flächige Sounds die Oberhand gewinnen und sich sanft bewegen. Das Stück zeigt sich von einer sehr surrealen Seite, so wie es auch ein Traum in der Nacht bewirkt.

Ron Boots vom Groove Unlimited Label hat mit Christian Richet einen Elektronikmusiker mit einem außergewöhnlichen und aufregenden Stil an Land ziehen können. Seine Musik auf dem Album „Life Is But A Dream“ dockt zwar an der Elektronikmusik der 70’er Jahre an, hat darüber hinaus einen ganz eigenen Stil, der ethnische, rockige und auch poppige Klänge einbindet. Ein tolles Album, dem man anmerkt, dass hier ein Musiker am Werk ist, der auf viele Jahre an Erfahrungen zurückblicken kann und Wert auf Außergewöhnliches legt, was fesselt und sich jenseits üblicher Hörgewohnheiten bewegt.

Stephan Schelle, April 2023

 
   

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