Christian Fiesel - Sphere
 

Christian Fiesel - Sphere
Eigenvertrieb (2022)

(4 Stücke, 65:06 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Christian Fiesel hat Ende 2022 ein neues Album herausgebracht. Es trägt den Titel „Sphere“. Christian schreibt dazu im Inlay der CD: Das Album „Sphere“ ist eine Allegorie auf das Leben des Menschen im Allgemeinen. Wir verkennen oft die Prioritäten. Der Mensch lebt in einem Kreislauf, in dem die tägliche Routine das Wichtigste ist. „Sphere“ zeigt die Dinge aus meinem Blickwinkel. In vier Episoden erfährt der Hörer meine persönliche Hoffnung und Erwartung an das Leben selbst.

 

 


Das Album erscheint als CD sowie als Download und enthält vier lange Stücke jenseits der Zehn-Minuten-Marke. Mir lag eine CD zur Besprechung vor, die im Jewelcase mit Einlegeblatt erscheint.

Christian Fiesel, der eher für etwas düstere Stimmungsbilder bekannt ist, schlägt auf seinem neuesten Output hellere Töne an. Zwar beginnt das eröffnende, 19:38minütige „Enter The Sphere“ mit noch etwas schwermütigen Klänge aus düsteren Flächen und melancholischen Streichersounds, doch sobald nach ca. drei Minuten hellere Klänge hinzugefügt werden, hebt sich die Stimmung und es entwickelt sich gar eine leichte Melodielinie. Das zwischenzeitliche Synthrauschen wirkt gar wie ein Wintersturm, was passend zur Veröffentlichung Ende Dezember passt. Immer wieder werden die harmonischen Parts von flächigen, dunkleren Sounds durchbrochen um dann in einen anderen Part überzugehen. Nach fast elf Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der sich unter die Flächen hebt. Diese pulsierenden Stimmungsbilder werden dann bis zum Schluss beibehalten und verströmen eine angenehme Atmosphäre.

„Inside The Sphere“ ist 10:25 Minuten lang. Auch hier startet Christian mit recht dunklen Klängen, bei denen ich mich vor dem geistigen Auge in einer einsamen Waldgegend im Winter aufhalte. Nach etwa einer Minuten kommen perlende, rhythmische Muster auf und es wird wieder heller mit teils symphonisch klingenden Tönen. Das hat für mich Soundtrackcharakter, der gut zu einem Thriller passen würde.

Mit 24:25 Minuten ist „Leaving The Sphere“ der längste Track des Albums. Mit einer Art Herzschlagrhythmus, der im Hintergrund pulsiert und auf den sich langsam flächige Sounds aufbauen, startet dieser Longtrack. In den ersten etwas mehr als drei Minuten variieren die Flächen nur marginal. Dann kommen sanfte, perlende Klänge auf, die nach weiteren ca. drei Minuten in einen dunklen, dumpfen Klang übergehen. In diesem schält sich dann eine rhythmische Melodielinie heraus (fast ein wenig Reggau artig), die aber im Hintergrund zu bleiben scheint. Ab der Hälfte ändert sich dann aber das Bild und das Stück bekommt eine leicht symphonische und surreale Note. Das Ende besitzt dann - vor allem durch die Orgelsounds - einen sakralen Anstrich.

Mit dem 10:38minütigen „Outside“ endet dann das Album. Das Stück wirkt sehr sphärisch und vermischt wieder Stimmungsbilder mit harmonischen Flächen und leichten Melodielinien.

Den Stil von Christian Fiesels neuestem Werk mit dem Titel „Sphere“ zu beschreiben, ist nicht einfach. Christian hat wieder Stimmungsbilder gezeichnet, die aber auch melodische Strukturen aufweisen. Damit hat er einen ganz eigenen Stil kreiert, dem man sich in Ruhe hingeben muss.

Stephan Schelle, Februar 2023

 
   

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