Christian Fiesel – Hagen’s Delight
 

Christian Fiesel – Hagen’s Delight
Bi-Za Records (2016)

(
15 Stücke, 149:38 Minuten Spielzeit)

Mitte 2016 ist mir der Elektronikmusiker Christian Fiesel das erste Mal begegnet. Da hatte er die CD „Geistertanz“ in Kollaboration mit Wolfgang Barkowski aka Alien Nature herausgebracht. Im Januar 2017 ist nun sein Soloalbum „Hagen’s Delight“ beim Bi-Za-Records-Label von Frank Schüßler aka Hagen von Bergen als DoppelCD auf den Markt gekommen. Die 15 Tracks auf dem Album hat er dieses Mal komplett allein eingespielt.

 

 


Zeigte sich Fiesel auf „Geistertanz“ von seiner experimentellen Seite, so ist sein Solowerk „Hagen’s Delight“ eingängiger, was aufgrund von Harmonien und Melodieansätzen, die er nun einsetzt, begründet ist. Die Laufzeiten der einzelnen Stücke sind recht unterschiedlich und reichen von drei bis sieben Minuten bis hin zu Longtracks, die es auf mehr als 17 Minuten bringen. Christian bezeichnet die Musik seiner CD als „Musik für Filme, ätherisch, mal schwer, dröhnig, mal schwebend, Melodien aus Lava. Elektronische Musik zwischen sämtlichen Stühlen.“

Gestartet wird mit dem 4:13minütigen „Bell’s Call“, das recht symphonisch beginnt und durch Synthiechöre eine sakrale Note aufweist. Ergänzt wird dies durch E-Gitarren-Klänge, die atmosphärisch eingesetzt werden. Das Ganze wirkt auf mich wie ein mystischer Soundtrack. „Darkness Rising“ wirkt durch seine startenden tiefen Synthieklänge zunächst etwas bedrohlich. Doch nach wenigen Momenten setzt ein wabernder Synthierhythmus ein, der mich gar an Pink Floyd erinnert. Weitere Klangfarben kommen hinzu und der Track schwebt förmlich durch den Raum. Das ist perfekte Musik für einen Weltraumtrip. Durch die Klangauswahl und den sanften Rhythmus kommt – trotz der recht monotonen Spielart - daneben eine Artrock artige Atmosphäre auf.

Christian Fiesel durchzieht die Stücke mit ungewöhnlichen Sounds und Effekten wie im zwölfminütigen „Nachtprogram“. Hier wird wieder mehr auf Stimmungen gesetzt, die in dieser Form bisher ungehört sind. Sounds, die an die „Berliner Schule“ der frühen Tage erinnern, kommen dann in „Out Of The Spheres“ auf. Allerdings baut Fiesel sie so auf, das auch wieder Stimmungsbilder entstehen, statt Melodien durch den Raum wehen. Das klingt eine Spur experimentell, geht aber trotzdem gut ins Ohr.

Nach dem rhythmischen „Rusty Nail“ kommen in „Say Goodbye To Yesterday“ durch den erneuten Einsatz von Synthiechören gar verträumte Momente auf, denen Fiesel dann aber ab der Hälfte harte, technologische Sounds entgegensetzt. Dann wird es wieder recht experimentell. Eingängig stellt sich dagegen das perkussive „Don’t Surrender To Hate“ dar. Den Abschluss der ersten CD bildet dann das 25minütige „The Long Cure“, das wiederum sanft durch den Raum schwebt, sich langsam entwickelt und verändert. Bei Fiesel’s Klangwolken kann man nun entspannen.

CD Nummer 2 bietet sieben weitere Stücke, die stilistisch in die gleiche Kerbe schlagen. Mit „Downwards We Go“ beginnt sie zunächst sehr harmonisch und ruhig. Nach etwas mehr als drei Minuten kommen rhythmische Tastenspielereien auf, die zwar leichte Disharmonien aufweisen, aber doch gut passen. Den weiteren Verlauf bestimmen dann wieder musikalische Stimmungsbilder. Ist das eine Akustikgitarre, die Fiesel in „Desert Trail“ einsetzt? Es klingt jedenfalls so. Damit verbindet er akustische und synthetische Klänge die zu einer Art Fata Morgana mutieren. Die restlichen Stücke passen sich dem bisher beschriebenen an.

Mit „Hagen’s Delight“ hat Christian Fiesel eine eingängigere CD veröffentlicht, als es „Geistertanz“ war. Aber Achtung, auch auf dem neuen Output sind es vor allem experimentelle, manchmal surreal wirkende Klangmotive, die er auf den Hörer loslässt. Insgesamt hat er aber ein in sich stimmiges Werk produziert.

Stephan Schelle, Januar 2017

 
   

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