Catronic – Nuclear Angels
 

Catronic – Nuclear Angels
Eigenvertrieb / www.catronic-music.de (2020)

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12 Stücke, 52:10 Minuten Spielzeit)

Die letzte Berührung zur Musik des Recklinghausener Elektronikmusikers Olaf Schulz, der als Catronic firmiert, liegt mittlerweile fünf Jahre zurück. Ende 2015 erschien seine Album „Suger Cube City“. Im November 2020 erschien sein neuestes Werk unter dem Titel „Nuclear Angels“, das mich aber erst im März 2021 erreichte. 

 

 


Das Markenzeichen, ein Katzenmotiv auf dem Cover, findet sich dieses Mal allerdings nicht auf dem Frontcover, sondern ist im Innenteil des sechsseitigen Digipacks zu finden. Das liegt vor allem daran, dass Olaf dem Albumtitel entsprechend eine Engel artige Grafik für sein Werk ausgesucht hat (dargestellt von Maren Pollmann). Das passt auch besser zu „Nuclear Angel“. Die CD enthält zusätzlich ein 16seitiges Booklet.

Die Stücke des Albums sind in drei Kapitel unterteilt. Chapter I enthält acht Stücke, die nahtlos ineinander übergehen und den Kern des Albums darstellen. Chapter II enthält drei weitere Tracks, von denen „Elektronentanz“ ein Remix des Stückes „Tanz der Elektronen“ darstellt. Musikalisch verbindet Olaf Schulz traditionelle Elektronik mit New Wave und Electropop. Chapter III beinhaltet schließlich das als Epilog angelegte, 2:36minütige „Nuclear End“.

Olaf hat dieses Mal nicht alles allein eingespielt, sondern hat sich Unterstützung von weiteren Musikern geholt. Zum einen ist dies Tina Vogel-Portale, die weibliche Stimmen und sämtliche Chöre und Stimmeffekte im Stück „Zeitenwende“ beisteuerte, während Roland Portale die Gitarren und das Gitarrensolo im Stück „We Start To Dance“ eingespielt hat. Beide spielen erfolgreich in einer lokalen Band im Umfeld von Recklinghausen. Zum anderen sind das Maren und Carolin Pollmann, die ihre Stimmen auf „Am I Dreaming ...?“ und „Echo Sounder“ beisteuerten.

Olaf sagt zum Konzept des Albums: Der Gedanke der Kompositionen ist ein dystopisches Szenario nach einem nuklearen Fallout und die damit heraufbeschwörten „Dämonen“ (Im Sinne von „Dämonen in uns“ und nicht als Wesen).

Los geht es mit dem 6:07minütigen „Zeitenwende“. Sehr elektronisch im traditionellen Stil geht es hier los. Man hört herrliche Flächen und Chöre sowie eine Stimme, die „Tick, Tick, Tick“ rhythmisch spricht. Nach zwei Minuten kommen eine neue Melodielinie und Sounds auf, die von einem sanften Rhythmus unterlegt werden. Das klingt jetzt eine Spur nach Electropop der 80’er Jahr, allerdings im Hier und Jetzt verortet. Pumpende Beats sorgen dann nach etwas mehr als vier Minuten für einen kurzen Break. Das ist ein sehr schöner Track, der wie eine Ouvertüre wirkt.

Mit „Tanz der Elektronen“ schließt sich dann der erste Song nahtlos an, der mit einem kraftvollen Rhythmus beginnt. Dann setzt zu einer sehr schönen elektronischen Melodie ein in deutscher Sprache und mit Vocoder verfremdeter Text ein. Das hat Popappeal.

Danach ist dann das 5:28minütige Titelstück an der Reihe. Eine Art monotoner Dubrhythmus ist die Grundlage für dieses Stück bei dem Olaf sanft einen englischen Text singt. Das erinnert vom Rhythmus und einigen Sounds ein wenig an Kraftwerk zu „Trans Europe Express“-Zeiten, versprüht aber genug eigenes Flair. Das fünfminütige „Am I Dreaming ...?“ startet zunächst mit herrlich atmosphärischen Sounds, dem nach etwas mehr als anderthalb Minuten ein angenehmer Rhythmus spendiert wird. Nach weiteren Momenten kommt eine neue Synthielinie auf und der Track entwickelt sich zu einem melodischen Electropop-Track. Ein sehr schöner, leicht melancholischer Track.

Rhythmischer wird es dann im nächsten Stück, dem 5:29minütigen „Change“, das eine Menge atmosphärisches Popappeal versprüht. Das 4:36minütige „Desert Wind“ ist ein Instrumental und wird seinem Namen gerecht, da hier rauschende Synthies für Windgeräusche sorgen. Die Sounds, die die Melodieführung übernehmen sowie der Rhythmus wirken dagegen recht arabisch/orientalisch. Das passt aber perfekt zusammen und erinnert mich darüber hinaus ein wenig an einen Song aus den 80’er Jahren.

Das 4:33minütige „Things I Need“ könnte dann auch wieder als Song durchgehen, auch wenn hier nur der Titel immer wieder wiederholt wird. Ein pumpender Beat und die eingängigen Melodielinien sorgen für Partyfeeling. Das 3:10minütige „Nuclear Romance“ beschließt dann Chapter I sehr orchestral und soundtrackmäßig.

Chapter II beginnt mit dem nur 40sekündigen „Echo Sounder“ in dem perlende, sirenen- sowie echochafte Sounds und weibliche Stimmen, die „Hello, Hello“ sagen, das Bild bestimmen. Danach folgt dann eine sehr poplastige Nummer mit dem Titel „We Start To Dance“, die mit Kastagnetten und Akustikgitarre ein mediterranes Popfeeling heraufbeschwört. „Elektronentanz“ ist dann ein „Proton MIx“ des Stückes „Tanz der Elektronen“. Chapter III beschließt dann das Album mit dem als Epilog angelegten, 2:36minütige „Nuclear End“, das noch einmal kurz Kraftwerk-Flair entwickelt.

„Nuclear Angels“ ist ein Album mit schönen, melodischen Stücken geworden das ein ums andere Mal Popappeal ausstrahlt. Olaf Schulz aka Catronic vermag es traditionelle Elektronik mit New Wave und Electropop perfekt zu verbinden.

Stephan Schelle, April 2021

 
   

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