Can Atilla - Concorde
 

Can Atilla - Concorde
Groove Unlimited (2005)
13 / 79:37

Der türkische Elektroniker Can Atilla veröffentlicht in diesen Tagen seine neue CD mit dem Titel „Concorde“. Im Eröffnungstrack „Prologue“, der sphärisch beginnt und leise mediterrane Klänge sowie eine weibliche, russisch klingende Stimme bereithält, lässt noch nicht erahnen, wohin die Reise geht. Erste Töne, die an Tangerine Dream erinnern sind zwar schon in dem 2:46minütigen Opener vorhanden, doch beim folgenden „Rain Of Fire“ hören wir klar Tangerine Dream der 70’er und 80’er heraus. Bei diesem Stück hören wir nach einigen Minuten eine Passage, die aus „Ride On The Ray“ aus meinem Lieblingsalbum „Underwater Sunlight“ stammen könnte. Und diesen Stil hält Can Atilla auch fast konsequent durch.

„Concorde Forever“ sticht etwas aus dem Gesamtbild heraus, da es meiner Meinung nach den TD-Stil der „Optical Race“-Phase mit Anleihen an Alan Parsons vermischt. Gut kommt in diesem Stück die klare Erzählerstimme, die über die herrlichen Melodien eine Reihe technischer Daten der Concorde spricht. Vor allem die druckvolle E-Gitarre sorgt für eine Menge Drive und lässt einen sofort mitgehen. Für mich das Highlight des Albums.
 

  

 

Bei „Tears Of Maria Barbara Bach“ klingen einige Passagen sehr nach der „Tyger“-Phase von TD, wirkt aber durch den Einsatz von Panflötensounds und Chören sehr romantisch/klassisch. Im Stück „Midnight Runner“ blitzen zwischen den TD-Anleihen Stellen auf, die mich an die Keyboardarbeit von Volker „Mist“ Kahrs (Ex-Grobschnitt-Tastenmann) erinnern.

„Purple And Flexible“ hingegen erinnert an „Encore“, denn die Sounds lassen mich förmlich darauf warten, dass eine Stimme aus dem Background „Encore“ sagt, doch sie bleibt aus. Und dann geht der Titel erst richtig nach vorn los. Und „Pacific Lover“ geht mit seiner herrlichen Melodie sofort unter die Haut.

Neben den Keyboards sorgen vor allem die von Murat Yücel gespielte E-Gitarre (auf „Concorde Forever“) und Mustafa Cihan Aslan’s Alto Sax (auf „Rain Of Fire“ und „Eve“, das an die Zeit von Linda Spa erinnert) für eine Menge Tempo und Abwechslung.

Nun muss man sich fragen, ob man einen weiteren Tangerine Dream-Clon braucht, denn die CD könnte dem Repertoire der Berliner Elektronikpioniere entstammen, so perfekt intoniert Can die einzelnen Themen. Und das beantwortet auch schon die Frage, denn er geht so hervorragend ans Werk, dass man meint, es handele sich um verschollene Werke. Can spielt mit einem Volumen und einer Detailfreude, die vergessen lässt, dass hier ein Solokünstler am Werk ist. Instrumentierung, Sounds und Rhythmen, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, Respekt !! Wer Tangerine Dream der 70’er und 80’er mag, kommt um diese Scheibe nicht herum. Für mich zählt diese Scheibe zu den Highlights des Jahres, da sie noch oft ihre Runden in meinem Player drehen wird.

Stephan Schelle, Juli 2005

 
   

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