Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Repelen 3
 

Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Repelen 3
Manikin Records (2010)
(7 Stücke, 71:33 Minuten Spielzeit)

Nach den Konzerten von Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann (kurz BK&S), in 2010 fand es mittlerweile schon zum sechsten Mal in der Dorfkirche Moers-Repelen statt, hatten Besucher immer wieder die Musiker gefragt, wann denn endlich das gerade erlebte Musikereignis auf CD erscheinen wird. Detlef und Mario konnten dann immer nur antworten, dass es noch nicht klar sei, ob und wann die Musik erscheinen würde. In 2010 haben sie diesen Fragen vorgebeugt und schon im Vorfeld die Musik, die dieses Mal weniger aus Improvisationen bestand, auf einen Silberling gebannt. Die CD nennt sich schlicht „Repelen 3“, da es die dritte CD der Konzertreihe aus Repelen ist.

 

 


Im September 2009 entstand bereits die Musik zum Repelen-Konzert. Die Tracks wurden dann kurzerhand aufgenommen und auf CD gebannt. Passend zum Termin am 07.02.2010 erschien dann die fast 72minütige Version des etwas 90minütigen Konzertes. Alle sieben Stücke, die am 07.02. gespielt wurden, mit Ausnahme der beiden Zugaben, sind auf der CD „Repelen 3“ enthalten. Nach dem Hören des Albums – auf der Heimfahrt vom Konzert – muss ich allerdings feststellen, dass die Livekonzerte von BK&S wesentlich druckvoller und Energie geladener sind. Das ist aber auch gut so, denn dieser Umstand macht die Konzertbesuche erst so wertvoll.

Kommen wir zu den einzelnen Stücken, die auch ohne die visuellen Effekte, die in der Kirche zu bewundern waren, sehr gut funktionieren. Los geht es mit „Stormchaser“, das BK&S-Sound im Stile der „Berliner Schule“ bereit hält. „Stormchaser“ ist ein Track der sich langsam entwickelt, von anfänglichen langsam pulsierenden Sequenzen, die mit herrlichen Flächen unterlegt sind und von Arpeggios verziert wurden bis zu einem hypnotischen Part, in dem Thomas Kagermann seine Violine unter die Haut des Hörers schiebt, während der Rhythmus langsam anzieht und Raughi eine unglaubliche Gitarrenpassage liefert, die dem Ganzen dann noch einen mediterranen Anstrich verleiht. Wer die Musik von BK&S mag, dem wird sich schon bei diesem Track die Gänsehaut auf dem Pelz ausbreiten.

Durch die Streichersounds wirkt „Sunset Café“ zunächst recht klassisch und verträumt, doch sobald der Rhythmus einsetzt und ein Pianomotiv sich im Track breit macht, haben wir es mit Musik der Marke Detlef Keller’s zu tun, so wie man sie von ihm mag. Recht relaxt zieht dieses Stück dahin und bekommt ein größeres Volumen, sobald sich Raughi mit seiner Akustikgitarre einbringt, die er sehr akzentuiert einsetzt. In „Sunrise“ machen sich herrlich verträumte Synthielinien breit, auf denen Thomas seine Geige singen lässt. Das klingt manchmal sogar, als würde er Walstimmen imitieren. Der Track schreitet - sich langsam steigernd - gemächlich voran und umklammert den Hörer in einer hypnotischen Art.

Sakral und klassisch wird es dann bei „Madrigal“, das durch eine Pianomelodie eingeleitet wird, auf dem sich dann der Madrigalchor vielstimmig ausbreitet. Das ist bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen BK&S und dem Chor. Dieser sakrale Anstrich passte nicht nur ins Umfeld des Konzertes, sondern macht sich durch seine erhabene Einfachheit sehr gut in dem Kontext des Albums. Alle Solisten haben im Übrigen ihre Passagen, in denen sie sich mit dem Chor messen können.

Eine große Portion Humor sprüht im Stück „Old Kids On The Stick“. Das BK&S sich ihre kindliche Verspieltheit bewahrt haben, zeigten sie bereits bei dem Konzert und sie wird neben der Titelbezeichnung auch im Stück selber deutlich. An den von Bas gebauten C-Sticks, deren Bezeichnung auf die äußere Erscheinung, die an ein Cello erinnert, zurückzuführen ist, präsentieren sie ein rhythmisches, viel Freude ausstrahlendes Stück, das einen asiatischen Touch aufweist. Am besten wirkt es aber, wenn man sich die drei an ihren Geräten vorstellen kann.

Es folgt „Babylon Road“, das gemächlich beginnt, es aber Faustdick hinter den Ohren hat. Sequenzer geben streckenweise den Takt vor, auf dem sich herrliche BK&S-Sounds und eine teils rockige, aber immer dezent gespielte E-Gitarre von Raughi den Weg zum Hörer bahnt. In dieses Stück kann ich mich tief fallen lassen und bin aus dem Hier und Jetzt gerissen. Auch hier stellt sich schnell Gänsehautfeeling ein.

Den Abschluss bildet „Skinner’s Run“, ein Fest für alle Akte X-Fans, denn Detlef hat hier mal eben einen Sound und einen Rhythmus verwendet, der an die Serie erinnert. Und durch das rockiger Gitarrenspiel von Raughi, dass mich – vor allem im Konzert – sehr stark an James Bond erinnerte, kommt hier eine musikalische Verfolgungsjagd auf, der man sich nicht entziehen kann. Wer bei diesem Stück ruhig bleibt, ist selber schuld.

Mit „Repelen 3“ haben Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann eine sehr schöne abwechslungsreiche Scheibe auf den Markt gebracht, die allen Freunden traditioneller Elektronikmusik („Berliner Schule“) gefallen wird. Aber nicht nur die traditionelle Elektronikmusik findet sich auf dem Album, mit dem Madrigalchor kommen klassische Momente in die Musik. Darüber hinaus verfeinern Raughi Ebert mit seiner Gitarrenarbeit und Thomas Kagermann an der Violine die Stücke mit Ethno- und Rockelementen. Eine sehr gute Scheibe, bei der der letzte Titel „Skinner’s Run“ Suchtpotenzial hat.

Stephan Schelle, Februar 2010

 
   

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