Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Live @ Dorfkirche Repelen 2
 

Broekhuis, Keller, Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Live @ Dorfkirche Repelen 2
Manikin Records (2008)
(13 Stücke, 146:11 Minuten Spielzeit)

Seit 2005 ist es mittlerweile Tradition, dass die Elektroniker Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder zusammen mit dem Gitarristen Raughi Ebert und dem Violinisten Thomas Kagermann in der Dorfkirche von Repelen jeweils im Januar ein Konzert geben. Das erste Dokument dieser sehr stimmungsvollen Konzerte konnte man schon auf der im Jahr 2005 erschienenen CD „Live @ Dorfkirche Repelen“ genießen. Im Herbst 2008 erscheint nun der zweite Teil in Form einer DoppelCD.

 


Das sehr schöne achtseitige Digipack enthält ein 16seitiges Booklet, das mit vielen Fotos der vergangenen Jahre ausgestattet ist. Hier wird deutlich, mit welcher visuellen Kraft (durch stimmungsvolle Beleuchtung, Lasertechnik und die ausdrucksstarken Tanzeinlagen von Eva Kagermann) die Konzerte abliefen. Während die CD Nummer 1 komplett aus Aufnahmen des diesjährigen Konzertes besteht, finden sich auf dem zweiten Silberling vier Aufnahmen aus dem Jahr 2007 und zwei weitere aus dem Jahr 2006.

Bevor ich die angefangene Rezension beenden konnte, hatte Andreas Plaeschke das Album bereits beurteilt. Nachfolgend findet ihr seine Meinung zur CD.

Stephan Schelle, Oktober 2008


Mein Tipp ist es, mit der zweiten CD anzufangen, weil dadurch die musikalische Entwicklung der Gruppe deutlicher wird. Auf dieser CD ist der Bezug zur sog. „Berliner Schule“ sehr deutlich erkennbar. Hypnotische Sequenzen und Drumloops, streicherartige Flächen und man fühlt sich bis auf einige Einsprengsel in den Sounds (z. B. Thomas Kagermann’s Violine oder Ebert’s Gitarre) zurück versetzt in die frühen Jahre deutscher Elektronikmusik. Passend und als Würdigung von Klaus Schulze zu verstehen, der dritte Titel „Where Are You Klaus?“. Macht man die Augen zu, wähnt man sich in dessen „Moondawn“-Zeit. 

Der erste Titel „Return To The Beginning“ ist quasi so etwas wie Programm und zeigt die leichtfüßige Ausrichtung der Gruppe. Er lebt von dezenten, aber recht flott daher kommenden Sequenzen, zu denen Ebert auf der akustischen Gitarre und Kagermann auf der Violine (und Flöte?) sehr schön improvisieren, und fast so etwas wie spanisches Flair in den Titel einbringen.

Mit „Deeper Silence“ beginnt die Reise in alte Zeiten. Tiefe Synthieklänge und mönchsartige, elektronische Chöre, die mich an Lazslo Hortobagyi erinnern, lassen an frühe Schulze/Tangerine Dream-Aufnahmen denken, was durch den schon erwähnten folgenden Titel „Where Are You Klaus?“ noch verstärkt wird.

In „Another Magic Moment“ zeigen sie wieder die eher heitere, beschwingte Seite und mischen die alten Traditionen mit modernen Ideen und Klangvorstellungen. Man höre nur mal die schnellen Sequenzertöne ab der vierten Minute, die sich an TD „Stratosfear“ anlehnen, verbunden mit dem  abwechslungsreichen Schlagzeugspiel und den Violinen- bzw. Gitarreneinlagen. Ähnlich verfahren sie in „Cut & Paste“ das vom Rhythmus her und durch seine Stimmensamples schon Ethno-Züge aufweist. Letztes Stück dieser CD ist ein kurzes, aber schön gespieltes Solostück von Raughi Ebert auf der akustischen Gitarre, nur begleitet von dezenten cello- & streicherartigen Flächen und sparsamen Pianotönen. Ein sehr gelungener Abschluss.

Das Konzert von 2008 ist im Vergleich im Sound/Arrangement moderner, die Gastmusiker noch besser in die Musik integriert, was bedeutet, dass sie häufig die Leadstimmen übernehmen. Der Opener beginnt klassisch „berlinerisch“ mit sanft schwellenden Streichern und Chören, aber schon die Bongoklänge deuten an, dass hier noch „mehr“ kommt. Mit einem „für meine Ohren wunderschönen spinettähnlichen Klang“ setzt das Rhythmusfundament ein, dazu kommt ein dezenter Sequenzer und nun können Kagermann und Co darüber frei aufspielen. Besonders gefällt mir die Mischung aus Elektronik und irisch tönender Violine. Schon zu Beginn der CD einer der Höhepunkte des Konzertes.

„Moers Part I und II“ erinnern an die Tangerine-Dream-Besetzung mit Johannes Schmoelling. Auch hier glänzt Kagermann an der Violine, besonders im Part II. Raughi Ebert zeigt im Titel „Rock This“, dass er auch eine sehr treibende E-Gitarre spielen kann.

Sehr lyrisch wird es mit „Source Of Live“, bei dem ein Chor zum Einsatz kommt und Ebert sich mit Kagermann in der Melodieführung abwechselt. Der Titel erinnert an einen sehr beschwingten VANGELIS.

Mit „Shiauliai“ wird es elektronisch-perkussiv und düster. „Thief“ von Tangerine Dream lässt grüßen. Als abschließenden Kontrast klingt „esreveR oloS“ wie Latino-Elektronik mit prägnanten Bläserriffs und lateinamerikanisch anmutenden Klängen und Rhythmen.

Fazit – sehr abwechslungsreich und gelungen. In dieser großen Besetzung zeigen sie, dass Elektronik der „Berliner Schule“ noch neue Möglichkeiten und Varianten bietet.

Andreas Plaeschke, Oktober 2008

 
   

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