Bouvetøya - Subtractivate
 

Bouvetøya - Subtractivate
SynGate (2013)
(6 Stücke, 66:35 Minuten Spielzeit)

Bouvetøya nennt sich ein aus Irland stammendes Elektronikmusik-Projekt, das sich nach einer unbewohnten Vulkaninsel im Südatlantik benannt hat. Wer sich allerdings hinter dem Pseudonym verbirgt konnte ich weder dem Booklet, noch aus dem Internet erfahren. Allerdings ist das Album „Substractivate“, das im Herbst 2013 bei SynGate erschienen ist, nicht der erste Output von Bouvetøya. Bei itunes sind bereits drei weitere Alben „Chasing Chemtrails“, „Bi/Polar“ und „1961“ erschienen.

 


Stilistisch hat sich Bouvetøya von Künstlern der traditionellen Elektronik wie Tangerine Dream, Klaus Schulze und Jean Michel Jarre aber auch von Musikern wie The Future Sound Of London oder Boards Of Canada inspirieren lassen. Diese unterschiedlichen Stile hat Bouvetøya in seine Musik auf dem neuen Album eingebaut und so eine Mischung aus „Berliner Schule“-Elektronik und Ambient erstellt.

Rauschende Synthieflächen ziehen zunächst im Opener „Kraterisen“ auf. Nach einer Transformierung dieser Klänge ziehen Mellotron artige Sounds auf und die „Berliner Schule“ bricht durch. Aber nur für einen kurzen Moment, denn schon wieder wird es sehr Ambient und man denkt der Track ist zu Ende. Doch dann kommen Sequenzerrhythmen hoch und es wird wieder „berlinerisch“. In einer sich stetig steigernden Form führt Bouvetøya diesen neunminütigen Track dann mit einer Mixtur aus Mellotronsound und Sequenzer zu Ende.

Es folgt „Apophenia“, der mit 5:14 kürzeste Track des Albums. Leise taktet ein Rhythmus im Hintergrund und Bouvetøya setzt darauf einige Synthietupfer. Das klingt sphärisch und ungewohnt, da Harmonien fehlen. Dieser pulsierende Takt nimmt dann ab der Hälfte des Stückes an Kraft zu und Bouvetøya lässt dazu die Synthies flirren und packt darauf noch einige Flächen. Mehr passiert hier nicht.

Danach folgen die Longtracks, beginnend mit dem gut 13minütigen „Pulse Negative“, das mit recht düsteren Klangmotiven aus dem Synthie beginnt. Sobald dann aber wieder die Mellotronstimmen hinzugefügt werden, kommen wohlige Momente auf. Als Effekt streut Bouvetøya dann immer mal wieder zirpende Synthietupfer in diese Stimmung ein. Durch den Anstieg der Lautstärke und der Dynamik der Synthies wird es wieder recht bedrohlich - wie für einen Soundtrack gemacht. Nach etwas mehr als vier Minuten schält sich dann aber eine helle Klangfolge heraus, die im Vergleich zum Beginn schon fast lieblich klingt und ab Minute 5 kommen gar Melodien und ein Rhythmus dazu. Das erinnert mich stellenweise an Mind Over Matter. Aber nach nur gut anderthalb weiteren Minuten lässt Bouvetøya diesen Part schon wieder in blubbernden (nach Kraftwerk klingenden) Synthiemustern verschwinden. Wieder kommt ein Sequenzerrhythmus hervor und Klangfarben die arabisch/orientalisch klingen lassen den Track schon wieder in eine ganz andere Richtung abdriften. Sehr abwechslungsreich gestaltet sich dieses Stück. Und hat man sich erst mal an einen Part gewöhnt, da wendet Bouvetøya auch schon wieder den Track in eine ganz andere Richtung.

Auch das ebenfalls fast 13minütige „Acheron“ weist unterschiedliche Strukturen auf. Erst beginnt das Stück atmosphärisch, um nach gut vier Minuten in einen Part aus wellenförmigen Rhythmusmustern überzugehen. Dieser Rhythmus wird dann erst einmal beibehalten. Leicht sägende Synthies, die wie ein vorbeirauschendes Fluggefährt wirken, baut Bouvetøya in diesen Part ein. Nach einem weiteren Part aus dröhnenden Synthies kommt erneut ein flackernder Rhythmus auf, der immer stärker und intensiver wird. Auch hier spendiert Bouvetøya dem Stück orientalische Klangmuster.

Das 17minütige „When Isolation Sparkles“ klingt nach einer anfänglichen Geräuschkulisse sehr harmonisch und erhaben. Wenn dann auch noch der Rhythmus einsetzt, dann bekommt man als Hörer einen hypnotischen Part geboten, der wirklich fesseln kann. Und diesen treibt Bouvetøya dann bis ans Ende des Stückes. Das neunminütige Titelstück beschließt dann die CD. Hier trifft das gleiche zu, denn zunächst gibt es wieder stimmungsbildende Klangskulpturen und im zweiten Teil dann herrliche Sequenzer orientierte Musik, die sich an der „Berliner Schule“ orientiert.

Mit „Subtractivate“ hat der irische Bouvetøya (wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt ist mir nicht bekannt) eine Mischung aus Ambientmusik und „Berliner Schule“-Sounds erstellt. Vor dem Kauf sollte man aber erst einmal reinhören, denn die wechselhaften Strukturen gehen nicht sofort ins Ohr.

Stephan Schelle, Oktober 2013

 
   

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