Bouvetøya – Machines For Collective Living
 

Bouvetøya – Machines For Collective Living
SynGate (2017)
(
4 Stücke, 52:10 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2016’er Album „Super High Frequency” bringt das deutsche Label SynGate mit „Machines For Collective Living” ein neues Album – sein mittlerweile sechstes Album bei diesem Label - von Bouvetøya, dem Elektronikmusiker aus Irland mit dem Pseudonym, das an eine unbewohnte Vulkaninsel im Südatlantik angelehnt ist und der mit bürgerlichem Namen Michael Jones heißt, heraus.

 

 


Mit rauschenden Synthies startet Bouvetøya in seinen ersten Track „High Flying Jets“, das mit 17:30 Minuten der längste Track des Albums ist. Da rauschen die Klänge am Ohr des Hörers erst einmal - wie ein Jet - eine Minute durch den Raum, bevor dann Bouvetøya erste Syntie-Klänge einstreut. Das sind aber zunächst einmal lang gezogene Klänge, die sich mehrere Sekunden hinziehen und dann in den Nächsten überleiten. Langsam ziehen so die nur leicht variierten Flächen durch den Raum. Streichersounds und Mellotronklangfarben ergänzen das Bild, in dem sich Bouvetøya immer noch recht langsam und behutsam bewegt. Wenn dann nach gut sechs Minuten sakrale Orgelklänge die Oberhand gewinnen spinnt Bouvetøya einige flirrende Melodiefolgen in diese Szenerie. Das erinnert mich ein wenig an den Stil des Niederländers Akikaze. Nach gut zehn Minuten startet dann der Sequenzer und es wird rhythmisch und ekstatisch.

Das Titelstück mit seinen 8:30 Minuten Spielzeit hat Bouvetøya an die zweite Stelle gesetzt. Auch hier hört man zunächst nur einen leicht vibrierenden, lang gezogenen Synthieklang. Das hat dann nach einigen Momenten etwas von Rotorgeräuschen. Es dauert hier sogar etwas mehr als eine Minute bis Bouvetøya weitere Klangfarben - die zunächst recht düster wirken - hinzufügt, ständig untermal von den Geräuschen der Rotoren. Nach gut zweieinhalb Minuten kommen weitere Klänge auf, die sich aber nur langsam verändern und langsam zu herrlichen, harmonischen Klanglandschaften mutieren. Diese sanften Harmonien zielen in Richtung des niederländischen Elektronikers Gert Emmens. Gerade der harmonisch/melodische zweite Teil weiß hier zu überzeugen.

„Colour The Blue Sky“ bringt es auf 11:18 Minuten und das abschließende „Zenit“ auf 14:53 Minuten Spielzeit. „Colour The Blue Sky“ startet auch recht langsam um dann nach mehreren Minuten mit Sequenzerunterstützung der „Berliner Schule“ zu huldigen. Sobald der Sequenzer seine Arbeit aufgenommen hat entwickelt sich ein tolles Stück, mit herrlichen Melodiebögen. „Zenit“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist aber über weite Strecken wesentlich ruhiger. Nur wenn auch hier der Sequenzer den Herzschlag der Musik übernimmt, wird es spannend und fesselnd.

„Machines For Collective Living“ ist ein Album mit Licht und Schatten. Immer dann, wenn Bouvetøya rhythmisch und melodisch zu Werke geht, dann ist es überzeugend. Ansonsten zeigen sich doch einige Längen.

Stephan Schelle, Oktober 2017

 
   

CD-Kritiken-Menue