Bouvetøya – Blue Planet Talisman
 

Bouvetøya – Blue Planet Talisman
SynGate (2016)

(
10 Stücke, 52:36 Minuten Spielzeit)

Nach dem 2015’er Album „Timeslip“ veröffentlicht der aus Island stammende Elektronikmusiker, der nur unter seinem Pseudonym Bouvetøya (die Bezeichnung ist an eine unbewohnte Vulkaninsel im Südatlantik angelehnt) in Erscheinung tritt, im Frühjahr 2016 ein neues Werk unter dem Titel „Blue Planet Talisman“ als CDR beim deutschen Label SynGate Records. Das Cover ziert eine sehr schöne Grafik von Martin Millar das den isländischen Musiker zu der Musik inspiriert hat.

 

 


Alle Stücke, mit Ausnahme von „Black Sea Of Trees (Remix)“ stammen aus der Feder von Bouvetøya. Um sich die Ideen für seine Musik zu holen hat Bouvetøya die Grafik von Martin Millar in seinem Studio aufgehängt und somit immer im Blickfeld gehabt. Herausgekommen ist ein Album mit neun Tracks deren Laufzeiten zwischen 3:23 und 6:41 Minuten sowie einem Longtrack von 10:08 Minuten Länge liegen.

Gestartet wird mit vierminütigen Track „Cosine“ der recht sphärisch durch den Raum zieht und eine Art ambiente Ouvertüre darstellt, da hier nur ein Synthieklang sanft durch den Raum weht. Dem schließt sich dann das zehnminütige Titelstück an. Nach etwas mehr als einer Minute wechseln zischende, fächernde Synthiesounds, die wie im Zufallsprinzip den Grundrhythmus darstellen, in einen melodiösen Part. Langsam kommt eine Melodielinie auf, die eine sanfte, verträumte Stimmung erzeugt, aber einen Spannungsbogen aufbaut. Ich kann mir dabei gut vorstellen, wie ich in die Weite des blauen Planeten schaue. Diese Stimmung wird eine Weile aufrecht erhalten. Es dauert mehr als sechs Minuten, bis sich ein weiterer Synthieklang mit rhythmischen Strukturen darauf legt und eine weitere Klangfarbe hinzugefügt wird. Nur langsam steigert sich dieser Track.

„New Wave Factor“ heißt das nächste Stück, das dann etwas anders strukturiert ist, da jetzt ein unterkühlter Rhythmus die Grundlage bildet auf den sich Kraftwerkartige Klangtupfer legen. Allerdings hat das nichts mit Kraftwerk’s Stil zu tun. Sobald eine Art Mellotronsound aufkommt und eine Melodie spielt, wechselt der Track in Richtung „Berliner Schule“. Ein sanftes, schönes Stück, das zum Ende hin etwas an Fahrt gewinnt.

Das vierminütige „Black Sea Of Trees“ ist der einzige Remix auf dem Album, der nicht von Bouvetøya, sondern von einem gewissen Bocuma stammt. Der recht melodische Track passt aber ganz gut ins Gesamtbild des Albums. Ebenfalls sehr harmonisch und rhythmisch zeigt sich das folgende „Moon Annexe“, das wieder in Richtung „Berliner Schule“ weist. Auch die folgenden Stücke weisen leichte harmonische und melodiöse Strukturen auf. Es werden aber vornehmlich Stimmungen erzeugt, bei denen man sich als Hörer gut auf den fernen Fantasieplaneten beamen kann.

Mit „Blue Planet Talisman“ hat der Elektronikmusiker Bouvetøya ein Album veröffentlicht, auf dem er vornehmlich Stimmungen erzeugen will. Das erreicht er meist durch sich wiederholende, sich langsam entwickelnde Harmoniebögen und Melodielinien, die mit sanften Rhythmen unterlegt sind. Dabei sind einige Tracks in der Nähe zur „Berliner Schule“ gehalten.

Stephan Schelle, April 2016

 
   

CD-Kritiken-Menue