Blastromen – Human Beyond
 

Blastromen – Human Beyond
dominance records (2010)
(11 Stücke, 72:10 Minuten Spielzeit)

Nachdem ich bereits den Sampler „Global Surveyor Phase 3“ vom deutschen Label Dominance Records besprochen hab, flattert mir just eine neue Scheibe des Labels ins Haus. Dieses Mal handelt es sich um das Debütalbum des finnischen Electro-Projektes Blastromen. Nach zwei EP’s, die das Duo (leider bauen die beiden Musiker ein Mysterium um ihre Identität auf, daher kann ich nichts zu ihnen sagen) in den Jahren 2004 und 2008 herausbrachte, ist „Human Beyond“ ihr erster Longplayer.

 


Neben acht neuen Stücken befinden sich auch drei Tracks auf dem Album, die den beiden EP’s „Robot Aggression“ und „Blasteroids“ entnommen wurden und laut Angabe auf der Rückseite des Digipacks, Bonustracks darstellen.

Zwar bewegen sich Blastromen im Bereich Electro, doch zeigen die melodischen Tracks eine ganze Reihe an Elementen, die auch Freunden traditioneller elektronischer Musik schmecken dürften. Das Titelstück eröffnet die CD mit technoiden Klängen die nach Tangerine Dream meets Electro klingen. Auch einige Melodiebögen und Rhythmen, die an Andy Pickford erinnern (was nicht allein an der Vocoder-Stimme liegt) finden sich in diesem ersten, hoch melodiösen Stück. Der Rhythmus hält sich hier noch in Grenzen, so dass man als Elektronikfreund sofort sein zu Hause findet und sich wohl fühlt.

Im zweiten Stück „Battlenet“ erhöhen die beiden die bpm und zeigen deutliche Rhythmuselemente der Düsseldorfer Kultformation Kraftwerk auf, die hier eindeutig Pate standen. Im folgenden „Follow The Command“ kommen arabisch klingende Stimmen zum Einsatz, die dem Stück einen ethnischen Touch verleihen. Auch Melodie und Klangfarben weisen in die arabisch/orientalische Ecke, sind aber mit einem knackigen Rhythmus unterlegt.

„Blasteroids“ ist von der gleichnamigen EP aus dem Jahr 2008. Auch hier kommen Kraftwerk artige Rhythmen zum Einsatz. Es zirpt und klackert im Track „Computer Simulator“, was deutlich dem Titel des Stückes entgegen kommt. Auch hier werden Vocoder-Stimmen, die aber düster und dumpf erklingen, hinzugefügt. Ein recht perkussiver Track, in dem auch wieder Anleihen an Kraftwerk zu finden sind.

„La Nucleaire Civile“ ist ebenfalls einer EP entnommen. In verschiednen Sprachen wird ein nicht verständlicher, elektronisch verfremdeter Text gesprochen, der wie aus einer Schaltzentrale in eine Rakete oder etwas ähnlichem übertragen zu werden scheint. Dann geht ein stampfender Rhythmus los und es entwickelt sich ein tanzbarer Track.

„Metal Machine Victims“ beginnt mit einem Sound, der als Soundtrack eines „Terminator“-Films dienen könnte. Es klingt, als wäre man in einer bedrohlichen, futuristischen Welt. Doch spätestens, wenn der Rhythmus und die Melodie einsetzen, kommen wieder Kraftwerksche Gefühle auf (wie auf der LP „Computerwelt“). Nach dem eher belangslosen „Space Trader“ (der dritte von einer EP entnommene Titel) geht es mit „Transition Time“ weiter. Dieses Stück hat wieder einige schöne Melodien, die nach dem Geschmack des Elektronikfreundes sein sollten, auch wenn hier wieder ein treibender Rhythmus enthalten ist. Das gleiche gilt für „Human 2.0“, das wechselnde Rhythmusmuster aufweist und auch an 80’er Jahre Acts wie zum Beispiel Propaganda (wegen des Rhythmus) erinnert. Den Abschluss bietet mit „Sky City 1000“ noch mal ein Stück, das zwischen Electro, 80’er-Jahre-Pop und Kraftwerkscher Klangkunst variiert.

Das sich in der Einflussliste von Blastromen die Düsseldorfer Band Kraftwerk befindet, können die beiden Finnen nicht verleugnen, zu oft werden Anleihen an diese wegweisende Band in den Tracks eingewoben. Aber so ist dieses Album auch für Freunde traditioneller rhythmischer Elektronikmusik und nicht nur den Jüngern des Electro zu empfehlen. Ich mag diesen rhythmischen Sound jedenfalls.

Stephan Schelle, Oktober 2010

 
   

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