Beyond Berlin – World Gone Mad
 

Beyond Berlin – World Gone Mad
Groove Unlimited (2023)
(
4 Stücke, 67:00 Minuten Spielzeit)

Beyond Berlin nennt sich ein niederländisches Elektronikduo, bestehend aus Rene de Bakker und Martin Peters. Mit „World Gone Mad“ veröffentlichen sie ihr sechstes Album und feiern gleichzeitig ihr zehnjähriges Jubiläum. Allerdings hat das Album auch einen ernsten Hintergrund, denn die Beiden thematisieren die Ereignisse, die im Jahr 2022 in der Welt stattgefunden haben und die Konsequenzen für jedes Lebewesen, das einen Platz in dieser Welt verdient. Sie appellieren: Wir haben nur eine Welt, eine Erde.

 

 


Anfang 2013 fiel das Trio AKS, bestehend aus Martin Peters, Rene de Bakker und Hans Kronenburg aufgrund internationaler Konflikte auseinander. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mark de Wit AKS bereits zu einem Auftritt bei der ersten Cosmic Nights Veranstaltung in Brüssel eingeladen. Rene und Martin waren fest entschlossen, Musik für die Veranstaltung zu komponieren und aufzutreten. Daraus entstand dann die erste CD von Beyond Berlin mit dem Namen „Music for Cosmic Nights 2013“. Es folgte eine Zeit, in der sie einige Auftritte absolvierten, neue Musik machten, diese aber nicht aufnahmen, um sie auf einer CD zu veröffentlichen. Dann wurde es für eine Weile ruhig um Beyond Berlin.

Am 26. November 2016 kamen wir bei Rene zusammen, um zu jammen. Das lief so gut, dass daraus die CD „Fine Tunes“ (2017) entstand. Kurz darauf wurden wir von Ron Boots gefragt, ob wir bei der E-Live 2017 auftreten würden, wo Tangerine Dream am Abend auftreten würden. Rene bat seinen Freund Oscar van den Wijngaard, sich uns anzuschließen, da wir ein zusätzliches Paar Hände brauchten, um die Akkorde und andere Dinge zu machen, während Rene und Martin mit der Bedienung der Sequenzen beschäftigt waren. Dieses Dreiergespann nahm die Musik für die CD „Totem“ (2019) auf. Danach wollte Oscar seiner Singer/Songwriter-Leidenschaft nachgehen und überließ es Rene und Martin, die Musik für „Epiphany“ (2021) aufzunehmen. Bert Strolenberg ermutigte uns, die Aufnahmen von der Awakenings Dutch Night Performance im Jahr 2014 zu veröffentlichen, was zur Veröffentlichung der CD „Live at Awakenings“ im Jahr 2022 führte.

Nun also das sechste Album „World Gone Mad“, das zwar nur vier Stücke enthält, die knacken allerdings alle die Zehn-Minuten-Marke. Verpackt ist die CD in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet.

Wie schon der Bandname vermuten lässt, bewegen sich Beyond Berlin im Umfeld der „Berliner Schule“. Die Stücke entwickeln sich langsam und werden mit Sequenzerrhythmen durchzogen. Das zeigt sich auch gleich im eröffnenden Titelstück, das es auf 20:37 Minuten Spielzeit bringt. Sanfte spacige Flächen durchziehen in den ersten Minuten den Raum. Dabei bilden sich Harmonien, die von Klanggebilden sanft durchzogen werden und sich immer weiter langsam aufbauen. Diese sphärische Stimmung erhält nach gut sechs Minuten perlende Klänge und darauf folgend auch eine melodischere Struktur. Nach gut acht Minuten kommen dann aber Klänge auf, die an Musiker wie Klaus Schulze erinnern. Ab jetzt wird es hypnotisch und fesselnd.

Auch der zweite Track „Legacy“ bringt es auf mehr als 20 Minuten Spielzeit. Hier kommen zunächst etwas düstere Klänge auf, die auch eine futuristische Note besitzen. Daraus schälen sich dann weite Flächen und ein Sequenzerrhythmus kommt langsam aus dem Off heraus. Die Beiden zaubern in diesem Stück herrliche Harmoniebögen, die von rhythmischen Elementen durchzogen sind.

Danach kommen etwas kürzere Stücke an die Reihe. Es beginnt mit dem 10:46minütigen „Stages“, das zunächst futuristische, leicht unheimliche Klänge aufweist. Nach einer Minute hellt sich aber das Bild auf und der Track bekommt eine sehr eingängige, sanfte Melodie, die von Sequenzerrhythmen unterlegt ist. Auch dieser Track entwickelt sich langsam und die Beiden variieren Klangfarben und Rhythmik. Auch spielen sie in diesem Track mit der Dynamik. Das wirkt alles sehr monumental und Soundtrack artig, im Stile der „Berliner Schule“.

Den Abschluss des Albums bildet dann das 14:16minütige „Pleasant Challenge“. Ein Track der durch seine tollen Klangfarben, Harmonien und Melodieführung sowie dem voluminösem Sound besticht. Das Highlight des Albums.

Mit dem sechsten Album „World Gone Mad“ hat das niederländische Duo Beyond Berlin zu seinem zehnjährigen Jubiläum ein schönes Elektronikalbum im Stile der „Berliner Schule“ herausgebracht. Vor allem der letzte Track „Pleasant Challenge“ überzeugt auf ganzer Linie.

Stephan Schelle, Oktober 2023

 
   

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