Betzler & Brückner - 2 Am 06.07.2013 standen Michael Brückner (Keyboards, Synthesizer) und Thomas „Tommy“ Betzler (Schlagzeug) gemeinsam auf der Bühne der Schwingungen-Gartenparty in Hamm. Ursprünglich sollte diese Zusammenarbeit lediglich auf dieses eine Event beschränkt sein. Geplant war damals das Konzert mitzuschneiden und es als Livealbum herauszubringen. Aufgrund technischer Probleme bei dem Gig fiel aber dieses Vorhaben flach. Auch die Tonaufnahmen eines zweiten gemeinsamen Konzertes in Bocholt waren qualitativ nicht so gut, um sie zu veröffentlichen. |
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Um
die Wartezeit auf das gemeinsame Album zu verkürzen, durchstöberte Michael
das Material, das er seit 2013 zusammen mit Tommy Betzler aufgenommen hat
und so fanden sich noch zahlreiche Tracks, die für eine randvolle CD
geeignet sind. Das Ergebnis ist auf der CDR „Two“ dokumentiert. Der
Titel der CD sagt aus, dass es sich dabei um Musik handelt, die nach den
Tracks der ersten Kollaboration entstanden sind. So verwirrend das auf den
ersten Blick scheint, so logisch ist es aber auch und zeugt vom Humor der
beiden Musiker. Eine weitere Bedeutung bekommt der Albumtitel auch aus dem
Umstand, dass es sich bei dem Musikprojekt um ein Duo handelt. Daneben
wirkten auch noch mit Sammy David und Fryderyk Jona zwei Gastmusiker bei
jeweils zwei Stücken mit. Man sieht, die Zahl 2 zieht sich durch das
komplette Album. Auf
den fünf Tracks, des Albums gehen die beiden eine Kollaboration von
Elektronik und Rockmusik ein, was vor allem auch an Tommy’s druckvollem
Schlagzeug sowie an der E-Gitarre von Sammy David, der bei zwei Tracks
mitwirkt, liegt. Los
geht es mit dem Track „(Not) Too Late“ (ein ebenfalls sehr humorvoller
Titel). Dieses Stück hieß früher
mal „ELKAsy“ - weil ich es ursprünglich im Januar 2013 aufgenommen
hatte, und zwar „nur“ als Test-Stück für den ELKA Solist 505 -
Synthesizer, den ich damals gerade gebraucht von Till Kopper gekauft hatte.
Bislang war es in dieser allerersten Version nur auf meiner Soundcloud-Seite
mit Übestücken zu hören, wobei es dort und damals ziemlich vielen Leuten
gut gefallen hatte. Tommy
und ich haben das Stück dann 2013 in Hamm live gespielt, wobei wir Harald
Nies an der Gitarre als Gast hatten, und das ganze plötzlich und eher
ungeplant zu einer Art Krautrock-Jam wurde.
So Michael Brückner. Das
Stück wurde neu eingespielt und wirkt wesentlich rockiger als in der
Liveversion von Hamm. Allerdings beginnt das Stück zunächst mit
schwebenden Synthieklängen. Nach einer halben Minute zählt eine
verfremdete weibliche Stimme in englischer Sprache von acht beginnend
herunter. Dann kommt mit einer Vocoderstimme der Text „It’s Not Too
Late“, eine Augenzwinkernde Anspielung auf die lange Dauer bis zur Veröffentlichung
des ersten gemeinsamen Albums der beiden. Und dann kommt ein treibender
Sequenzerrhythmus auf, der sofort unter die Haut geht. Wow, das fasziniert
vom ersten Moment an. Nach gut zweieinhalb Minuten steigt dann Tommy am
Schlagzeug ein. Immer treibender wird dieser zwölfminütige Track. Sobald
Sammy dann im letzten Drittel mit seiner Gitarre einsetzt, wird das Stück
auf Rock gekrempelt. Das ist einfach klasse gemacht. „Two
Worlds (Inside One Mirror)“ ist mit seinen 9:10 Minuten Spielzeit der
Shorttrack des Albums. Dieses Stück wirkt wie ein Soundtrack zu einem
Thriller, denn es baut eine gewisse Spannung auf, die ich nicht näher erklären
kann, denn zunächst sind da noch kaum Melodiebögen zu finden. Das
Besondere an diesem Stück ist ein Klarinettensolo und ein Solo auf dem Moog
Voyager, die von Fryderyk Jona beigesteuert wurden und die dem Track eine
ganz besondere Note verleihen. Auch sind einige Samples, wie sie Klaus
Schulze Anfang der 90’er benutzte, in diesem Track zu finden. Der
Longtrack „Gaia (A Suite in Two Parts)“ kommt gar auf 25:35 Minuten
Spielzeit. Michael dazu: Bei einer der
Schlagzeug-Aufnahmesessions hat Tommy irgendwann einen ganz interessanten
Groove improvisiert, der gleichzeitig elektronisch und ethnomässig klang.
Wobei der für kein bestimmtes Stück gedacht war, wir hatten in dem Moment
nur verschiedene Klänge von Tommys elektronischem Drumkit ausprobiert. Mir
gefiel das aber so gut, dass ich damals ein kurzes atmosphärisches Stück
daraus gebastelt hatte, das es dann auch nur auf Soundcloud gab, mit dem
Titel „Ambient Percussion Sketch“. Eine gut achtminütige Fassung
dieses Stückes befindet sich auch auf einer Compilation, die von der
amerikanischen Ambient-Radiomoderatorin Rebekkah Hilgraves herausgebracht
wurde. Das
Stück wirkt streckenweise durch die ungewöhnliche Rhythmik inkl. einiger
Gongschläge und der Sounds recht ethnisch, hat aber auch einige spacige
Momente. Ambiente Klanggewölbe treffen in diesem Stück auf perkussive
Rhythmen. Das wirkt absolut ungewöhnlich. In das Stück hat Michael dann
noch eine sehr schöne, atmosphärische Gitarrenpassage von Sammy David
eingebaut. Im letzten Drittel kommen dann noch tribelartige Rhythmen auf,
die eine hypnotische Ausstrahlung besitzen. Der Track wirkt trotz seiner Länge
zu keinem Zeitpunkt langatmig. Asiatisches
Flair kommt dann in „Monsoon (To Soon)“ auf, das stellenweise wie ein
Soundtrack zu einem monumentalen Abenteuerfilm wirkt, dann aber wandelt sich
das Stück zu einem sehr melodisch, rhythmischen Track. Es klingt, als ob
das Stück live aufgenommen wurde. Michael erklärt dazu: Es handelt sich um eine Sequenz bzw. einen rhythmischen Klang, den ich
mal mit dem Waldorf Blofeld Synthesizer programmiert hatte, und der auch
schon in Hamm als Grundlage für eine lange Improvisation gedient hatte. Da
das Original aber keinen Anfang und kein richtiges Ende hatte, habe ich im
Nachhinein noch ein Intro und ein Outro dazukomponiert und auch noch mal
einige zusätzliche Synthesizer-Linien dazugespielt. Den
Abschluss bildet dann „(One) To The Flame of Hope“, das Michael anfangs
so ein bisschen in Richtung früher Kitaro entwickelt hat. Das Stück
basiert auf einem ambienten Track, den Michael mit dem ELKA Solist 505
improvisierte. Dieses hat er mit Perkussionelementen, die von Tommy stammen,
garniert. Daneben wurden einige Parts auf der Klarinette und dem Moog von
Fryderyk Jona beigesteuert und das Stück um weitere Schlagzeugaufnahmen von
Tommy herum weiter ausgebaut. Herausgekommen ist ein sehr homogenes 20minütiges
Stück mit einigen Wendungen, das sowohl ambiente Parts wie auch perkussive
Momente aufweist. Spätestens ab Minute 5 wird dieser Track unwiderstehlich.
Ein tolles Stück das mit zum Besten des Albums zählt. Michael
Brückner und Tommy Betzler sind mit Unterstützung der beiden Gastmusiker
Sammy Davis und Fryderyk Jona eine perfekte Symbiose eingegangen.
Herausgekommen ist ein sehr stimmiges, an einigen Stellen sogar rockiges
Album, das Appetit auf mehr macht. Da kann ja jetzt Album Nummer 1 kommen.
Ein klasse Album!!! Stephan Schelle, November 2015 |
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