Bernd-Michael Land - Schwer Metall
 

Bernd-Michael Land - Schwer Metall
Elektro Kartell (2025)
(13 Stücke, 73:47 Minuten Spielzeit)

Der in Rodgau-Hainhausen beheimatete Elektronikmusiker und Soundtüftler Bernd-Michael Land veröffentlicht im Juni 2025 sein neuestes Album. Es trägt den Titel Schwer Metall. Passend dazu zeigt das Cover einen Amboss vor der Kulisse des Fudschijamas. Da könnte die Vermutung nahe liegen, dass sich Land nun in den Bereich des Heavy Metal mit seiner Musik wagt. Doch weit gefehlt, denn er hat ja für jedes neue Album ein umfassendes Thema und so befasst sich „Schwer Metall“, das den Untertitel „Klang aus Erde“ trägt, mit den unterschiedlichen metallischen Formen, die wir auf unserem Planeten finden.

 

 


Bernd-Michael schreibt dazu in seinem wieder sehr umfangreichen, 28seitigen Booklet: Metalle haben mich schon immer sehr fasziniert. Sie gehören zu den ältesten Werkstoffen, die je von Menschen eingesetzt wurden. Bei Ausgrabungen fand man Metallgegenstände, dessen Alter auf über 7.000 Jahre verifiziert wurden.

Der Mensch hat sich seit je her die vielen Vorzüge von Metall zu nutze gemacht. Die Anwendungen als Gebrauchsgegenstände sind vielfältig: Münzen, Schmuck, Kannen, Krüge, Trinkbecher und Bestecke. Auch zur Herstellung von Waffen für die Jagd und für Verteidigungs- und Kriegszwecke wurde immer schon gerne auf Metalle zurückgegriffen.

Wenn ein Werkstoff über die Dauer von vielen tausend Jahren immer wieder verwendet werden kann, ist das ein positives Zeichen und sagt viel über die Eignung und Zuverlässigkeit des Materials aus. Für jeden Verwendungszweck gibt es ein passendes Material. Den einzelnen Metallen dienen unterschiedliche chemische Elemente als Rohstoffe. Durch Zugabe von Legierungsbestandteilen werden sie den individuellen Bedürfnissen angepasst.

Das Projekt

Metall ist solide und kann doch so zerbrechlich sein.

Durch meinen Beruf als Kunst- und Bauschlosser hatte ich schon in jungen Jahren eine sehr persönliche Beziehung zu dem Element Metall und der handwerklichen Schmiedekunst entwickelt. Der Geruch von glühendem Eisen, beim Schmieden oder Schweißen, weckt bis heute noch alte Erinnerungen in mir wach. Als Metallbaumeister und Schweißfachmann begleitete mich dieser Werkstoff über einige Jahre durch meinen Lebensalltag. Daraus resultierte die logische Konsequenz, das ich eines Tages die elektronischen Klangerzeuger mit Instrumenten aus Metall ergänzen wollte.

Spektrum Klang

Das Metall-Instrumentarium gestaltete sich vielseitig. Von kleinen Zimbeln und Chimes, über Klangschalen und diversen symphonischen Gongs, bis hin zu den schwersten Kirchenglocken, war alles mit dabei. Stahlbrücken und Container wurden ebenso recorded und später mit Effekten verfremdet. Oft sind diese akustischen Phänomene kaum hörbar aber sie sind doch vorhanden. Und das trifft es dann auch, denn man kann in den meisten Stücken wirklich nicht erkennen, wie Bernd-Michael die Metalle eingesetzt hat.

Insgesamt 13 Metalle hat sich Land vorgenommen, die er musikalisch vertont hat. Bei drei Stücken hat er sich Unterstützung geholt. Beim Stück „Kupfer“ hat Udo P. Leis Kirchenglocken beigesteuert und bei den Stücken „Cadmium“ und „Kobalt“ ist Thomas „Tommy“ Betzler an Gongs und Percussion zu hören. Den Rest hat Land allein eingespielt.

Als erstes widmet sich Bernd-Michael dem Element „Zink“. Dröhnende Synthesizerklänge starten monumental in diesen Track. Das hat etwas Erhabenes. Nach anderthalb Minuten startet Land dann den Sequenzer und es wird nun rhythmisch. Was an diesem ersten Track schon auffällt ist, dass Lands neues Album harmonischer als frühere Werke ist.

In „Nickel“ wabern die Klänge dann durch den Raum. Nach einigen Minuten kommen dann sehr spannende Harmonien und flirrende Sounds auf. Das hat jetzt was Magisches und Besinnliches.

„Eisen“ startet dann erwartungsgemäß mit Schlägen auf einen Amboss. Diese werden dann von flächigen Klängen abgelöst, die majestätisch und mysteriös wirken. Nach gut anderthalb Minuten kommt dann aber auch so etwas wie eine Melodielinie auf. Die Stimmung passt hier auch perfekt zu dem Coverartwork. „Quecksilber“ zeigt sich dann von einer sehr Sequenzer orientierten Seite, die auch an die „Berliner Schule“ andockt. Land spielt hier aber mit verschiedenen Stimmungsbildern.

In „Kupfer“ steuerte Udo P. Leis Glockenklänge bei, die Land dann mit einigen elektronischen Klängen ummantelt. Sehr mysteriös und geheimnisvoll wirkt dagegen der Titel „Gold“. Verzerrte und echohafte Synthesizerklänge eröffnen dann das Stück „Cadmium“. In dieses Stück hat Tommy Betzler einige perkussive Elemente an Becken und Gongs eingebaut, was dem Ganzen noch mal Mystik und Volumen verleiht. Im letzten Drittel kommen dann noch mal schöne elektronische Harmonien auf.

„Blei“ zeigt sich dann gar nicht so schwer, wie es eigentlich vermuten lässt. Land hat hier einen melodischen, Sequenzer orientierten Track eingespielt. Dem folgt die Klangskulptur „Vanadium“, die teils recht skurril anmutet. Beim abschließenden „Kobalt“ setzt Land wieder den Sequenzer als treibende Kraft ein, der hier deutlich die Oberhand hat. Tommy Betzler hat in dieses Stück einige dumpfe Schläge als rhythmische Elemente eingebracht.

Es ist immer wieder erstaunlich wie Bernd-Michael Land mit jedem neuen Album ein weiteres Thema konzeptionell umsetzt. Dieses Mal ist es auf dem Album „Schwer Metall“ das Element Metall das er musikalisch verarbeitet und dabei Klänge von metallischen Instrumenten und Gegenständen in seine Stücke mit eingebaut hat. Die sind aber nicht immer zu erkennen, da sie teilweise verfremdet wurden. Herausgekommen ist ein spannendes Album, das sich über weite Strecken als sehr harmonisch präsentiert. Tolle Idee, die hervorragend umgesetzt wurde.

Stephan Schelle, Juni 2025

 
   

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