Bernd-Michael Land – Live In Eindhoven
 

Bernd-Michael Land – Live In Eindhoven
Elektro Kartell (2023)

(
9 Stücke, 73:21 Minuten Spielzeit)

Am 20.05.2023 trat der deutsche Elektronikmusiker Bernd-Michael Land beim E-Day-Festival im niederländischen Eindhoven auf. Von diesem Auftritt erscheint im August 2023 bereits ein Livemitschnitt auf CD, der den Titel „Live in Eindhoven - E-Day Festival 2023“ trägt. Die CD enthält ein zwölfseitiges Booklet mit Fotos vom Auftritt, die der Brite Phil Booth gemacht hat.

 

 


Bernd-Michael hatte ja erst kürzlich sein neuestes Studioalbum mit dem Titel „Begegnungen“ veröffentlicht. Allerdings finden sich von diesem Werk nur zwei Stücke auf diesem Livemitschnitt. Neben je einem Stück vom 2015’er Album „Das Lächeln der Bäume“ und dem 2022’er Album „Humano.ID“ lag der Großteil seines Sets bei seinem 2018’er Werk „Farben“, aus dem er fünf Stücke live aufführte.

Die Stücke sind aber nicht 1:1 für seinen Gig umgesetzt worden, sondern wurden leicht umarrangiert. So sind einige etwas länger, dafür andere kürzer ausgefallen. Aufgenommen wurde die Musik direkt vom Mischpult aus, lediglich der Applaus wurde aus den Kameraaufnahmen hinzugemischt.

Sein Set startete mit dem Stück „Maschinenherz“ vom 2022’er „Humano.ID“-Album. Diesen Track spielte Bernd-Michael in einer gut um die Hälfte gekürzten Version. In diesem Track zeichnet Bernd-Michael recht düstere, futuristische Stimmungsbilder. Dem folgt dann das sechsminütige „Satyr“ vom 2015’er Album „Das Lächeln der Bäume - Quintessenz“. Live hat Bernd-Michael etwas abgeänderte Klänge benutzt, ohne aber den Charakter der Studiofassung zu verändern. Ein sehr schöner, flächiger, harmonischer Track. Hier kommt dann auch erstmals am Ende des Stückes Applaus auf, was den Livecharakter unterstützt.

Danach kommt ein Tripple vom 2018’er Album „Farben“. Los geht es mit dem 7:27minütigen „Magenta“. Das Stück wird von Sequenzerrhythmen und Harmonien bestimmt, die stoisch dahin ziehen. Darauf setzt Bernd-Michael eine einfache Melodielinie und variiert die Rhythmik sowie Synthiemuster, was teils zu disharmonischen Passagen führt.

Mit futuristischen Sounds startet das 5:45minütige „Grün“ 5:45, bei dem es zunächst rhythmisch zugeht. Das hat eine fesselnde Wirkung, vor allem wenn dann die Flächen einsetzen und für ein wohliges Gefühl sorgen. Dann verblassen die Rhythmen und der Track wechselt in einen ambienten Part in dem die Flächen nur so dahinschweben. Ein Track zum relaxen, der gegenüber dem Original um gut drei Minuten gekürzt wurde.

Mit dem 12:36minütigen Track „Gelb“, der etwa eine Minute kürzer als die Studiofassung ist, kommt dann der erste Longtrack. Eine rhythmische Synthiefolge, die von weiten Flächen untermauert wird, bekommt nach etwa zweieinhalb Minuten sehr schöne Harmonielinien. Das hat auch etwas von der „Eindhovener Schule“. Die sehr angenehme Rhythmik stellt dabei den Unterboden dar, auf dem sich dann die Flächen und Harmonien ausbreiten.

„Das goldene Licht“, mit dem seine aktuelles Album „Begegnungen“ beginnt, kommt als Nächstes. Es ist mit 8:12 Minuten nur unwesentlich länger als in der Studiofassung, was auch am Applaus am Ende des Stückes liegt. Der Track ist sehr melodisch gehalten. Den Grundton geben Flächen vor, auf denen perlende Synthklänge gelegt sind. Das ist sehr harmonisch angelegt und regt zum Träumen an.

Dann folgt mit dem 10:52minütigen „Weiss“ wieder ein Stück vom 2018’er „Farben“-Album. Ein sehr schöner Track mit betörend/meditativen und hypnotischen Sounds.

Der Track „Klang / Strukturen“ vom aktuellen Album „Begegnungen“ wurde um ca. vier Minuten erweitert und kommt in der Liveversion auf 11:28 Minuten Spielzeit. Bernd-Michael hat hier einen neuen Beginn eingebaut, der mystisch und etwas Retro wie von alten Computerspielen klingt, aber soundtechnisch im Hier und Jetzt verortet ist. Ein rhythmisch/harmonischer Track.

Den Abschluss stellt dann eine gut achtminütige Version des Stückes „Orange“ vom 2018’er „Farben“-Album dar. Der Track wurde für die Liveversion um gut die Hälfte gekürzt. Dieser Track bietet dann Sequenzer orientierte Musik, die einen Hauch „Berliner Schule“ beinhaltet, aber doch sehr eigenständig klingt und teils recht rhythmisch daherkommt.

Bernd-Michael Land hat sich für sein Set beim diesjährigen E-Day Festival vor allem auf seine melodischeren und harmonischen Tracks fokussiert. Wer bisher noch nicht mit der Musik von Bernd-Michael Land konfrontiert wurde, dem empfehle ich dieses Werk als Einstieg in seinen Musikkosmos.

Stephan Schelle, August 2023

 
   

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