Bernd-Michael Land – Das Lächeln der Bäume - Quintessenz
 

Bernd-Michael Land – Das Lächeln der Bäume - Quintessenz
Brücken-Ton (2015)
(
9 Stücke, 74:01 Minuten Spielzeit)

Bernd-Michael Land ist der Preisträger „Bester Musiker“ des Jahres 2014 bei der Schallwelle-Preisverleihung 2015 geworden. Vor allem das Voting der Freunde der elektronischen Musik, die per Internet abstimmen konnten, brachte ihm diesen Preis ein. Das mag auch daran liegen, dass der aus Rodgau-Hainhausen stammende Elektronikmusiker in seiner Region eine Fangemeinde aufgebaut hat, die unter anderem durch seine Liveauftritte überzeugt werden konnten.

 

 


Land macht aber nicht nur unter seinem Namen Musik, er hat auch die Projekte Alien Project und Thau am Start. Im Sommer 2015 erscheint nun eine limitierte Vier-CD-Sammelbox mit dem Titel „Das Lächeln der Bäume“, auf der er Livemitschnitte versammelt hat. Die Box enthält die vier CDs „Intervall“, „Odyssee“, „Metamorphose“ und „Quintessenz“, die man auch einzeln erwerben kann. Mir lag zur Besprechung das Album „Quintessenz“ vor.

Bernd-Michael wollte mit seiner Musik einen Ort für neugierige, intelligente Menschen schaffen, an dem man sich in Träumen, Gedanken und Muse verlieren kann. Wenn ich mir solch einen Ort vorstelle, dann denke ich unter anderem daran, wie ich unter einem Baum auf einer Wiese sitze und in die Landschaft oder den Himmel schaue. Insofern ist der Bezug zwischen Konzept und Titel nachvollziehbar. Bernd-Michael wollte im Gegensatz zu seinen anderen Projekten, auf „Das Lächeln der Bäume“ sanftere und ambientere Töne anschlagen, was ihm zweifelsfrei gelungen ist.

Die Konzerte, bei denen die Mitschnitte entstanden sind, wurden in quadrophonischer Form dargeboten. Für die CDs sind die Stücke dann ins Stereoformat übertragen worden, die aber immer noch sehr schöne Soundeffekte aufweisen.

Leichte Anleihen an die „Berliner Schule“ eröffnen das erste Stück der CD, „Jahresring“, in die sich nach wenigen Momenten flirrende Synthiesounds mischen, die in ein Rauschen übergehen. Nach gut dreieinhalb Minuten übernehmen dann aber sanfte Flächen und Harmonien. Ambiente Sounds, in denen man sich in der Tat fallen lassen kann, bestimmen nun das Bild. Bernd-Michael geht aber sehr abwechslungsreich zur Sache, denn ständig wechselt er die Klangfarben und Harmonien in diesem mehr als zehnminütigen Opener.

Und dieser Stil, den er in dem Opener bietet, wird von ihm auch bei den anderen Stücken fortgeführt. Ungewöhnlich ist der Track „Quästion“, das sehr experimentell wirkt und durch die eingestreuten Effekte eine gewisse Unruhe ausstrahlt. Ansonsten bietet er unterschiedliche, oft sehr harmonische Tracks wie zum Beispiel „Artefakt“, das durch einen schönen Grundrhythmus aus dem Sequenzer den Takt vorgibt und durch Harmoniebögen eine wohlige Stimmung erzeugt. Immer werden die Stücke aber durch Dynamikwechsel und auch mal lautere Passagen durchbrochen. Das macht die Musik aber umso spannender. Melodien sucht man auf dem Album vergeblich, vielmehr erzeugt Bernd-Michael Land mit seiner Musik Stimmungsbilder.

Bernd-Michael Land hat auf seinen Alben „Das Lächeln der Bäume“ Mitschnitte von quadrophonischen Konzerten veröffentlicht. Die Stereomixe bieten aber immer noch einen räumlichen Klang. Die Musik selbst ist ambienter, als das, was er bisher herausgebracht hat. Auf den CDs geht es um Stimmungsbilder, nicht um melodische Tracks. Stellenweise kann man sich in die Musik fallen lassen, wird aber oftmals durch Soundeffekte oder Dynamikwechsel aus der Gedankenwelt gerissen.

Stephan Schelle, Juli 2015

 
   

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