Bernd-Michael Land - Begegnungen
 

Bernd-Michael Land - Begegnungen
Elektro Kartell (2023)
(13 Stücke, 73:55 Minuten Spielzeit)

Bernd-Michael Land aus Rodgau-Hainhausen veröffentlicht seit 1974 elektronische Musik. Im Sommer 2023 ist sein neuestes Werk erschienen, das er „Begegnungen“ betitelt hat. Das Album trägt den Untertitel „Ich sehe dich“. Es geht um Begegnungen, die wir mit anderen Menschen haben und wie intensiv sie wir angehen. Sind sie nur oberflächlich oder haben wir Interesse für unser Gegenüber.

 

 


Ein Dutzend Instrumentaltracks sowie ein Stück mit einem gesprochenen Text des Afrikanischen Sängers, Tänzers und Performancekünstlers Amourel Marius Tsogo sind auf dem Silberling enthalten, der in einem Jewelcase mit 28seitigem Booklet ausgestattet ist. In der Elektronikszene gibt es wohl keinen anderen Künstler, der seine Alben im Eigenvertrieb herausbringt und ein so umfangreiches Booklet beifügt. Die Zeitangaben auf der Coverrückseite stimmen allerdings nicht mit den tatsächlichen überein, daher habe ich die angegeben, die mir der Player angezeigt hat.

Zur Musik, die dieses Mal recht harmonisch ausgefallen ist, schreibt Land im Booklet: Analoge rhythmische Sequenzen und künstlich erzeugte unbekannte Klänge aus elektronischern Synthesizern, verschmelzen und morphen sich mit fremdartigen Naturgeräuschen, den so genannten „fieldrecordings“. Weitere Klänge aus Flächen- und Randschwingern, wie symphonische Orchestergongs, Klangschalen und andere akustische Instrumente, ergänzen sich in einem dynamischen Dialog zueinander.

Die Soundscapes aus diesen drei Klangsäulen wurden in einem transdisziplinären Kontext erarbeitet und stehen in einer intermedialen Beziehung.

Für die Realisierung dieses Albums wurden zu einem großen Teil auch analoge Synthesizer verwendet. Die klanglichen Elemente sind dann direkt als Audiofile aufgenommen worden, auf eine Compteranbindung über eine Midi-Schnittstelle wurde verzichtet.

Das sehr breite Stereobild ist beabsichtigt und Teil des Gesamtkonzeptes. Die Verwendung von guten Kopfhörern wird empfohlen.

Und diese räumliche Klangvielfalt lässt Land auch gleich schon im Opener, dem achtminütigen „Das goldene Licht“ aus den Boxen oder den Kopfhörern erklingen. Dieser erste Track, der mit einem tollen Stereoeffekt beginnt, ist sehr melodisch gehalten. Den Grundton geben Flächen vor, auf denen perlende Synthklänge gelegt sind. Das ist sehr harmonisch angelegt und regt zum Träumen an.

Der zweite Track wird von Amourel Marius Tsogo gesprochen. Bernd-Michael begleitet den Text durch sanfte Synthflächen und Harmonien, die im direkten Kontrast zu dem intensiv gesprochenen Part stehen. Im Text des Stückes „Ma yen wa“ (afrikanischer Titel, der auf Deutsch „Ich sehe dich“ bedeutet), geht es darum sein Gegenüber mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Und so heißt es am Ende „... ich sehe dich so wie du bist, denn das macht dich zu einem besonderen und wertvollen Menschen.“ Das ist ein sehr schönes Statement, das wir uns alle auf die Fahnen schreiben sollten.

Sehr harmonisch mit herrlichen Flächen und einem Sequenzerrhythmus geht es dann im 7:29minütigen „Synchronismus“ weiter. Ein klasse Track, der zu den Highlights des Albums zählt. Das 2:11minütige „Metall Art-E-Fakt“ ist eine Klangkollage aus metallischen und organischen Sounds, die in einem düsteren Part endet.

Das 6:58minütige „Augen / Blick“ beginnt mit einem Grundrhythmus mit dem sich dann weitere rhythmische Elemente, Flächen und Harmonien verbinden. Auch kommt in der Mitte eine einfache Melodielinie auf. Das ist zwar repetitiv angelegt, aber sehr eingängig gemacht. Als nächstes folgt das sehr schöne, 6:33minütige „Polarisation“, das mit weiten Klangfarben herrliche Harmonien und später auch eine Melodielinie zaubert. Sehr rhythmisch mit einigen harmonischen aber auch disharmonischen Elementen zeigt sich dann das 7:37minütige „Fragment“. Die weiteren Stücke wandeln zwischen harmonischen Parts und Klangkollagen.

Auf dem neuesten Werk „Begegnungen“ geht Bernd-Michael Land recht harmonisch zur Sache. Die Klangkollagen sind hier klar in der Minderheit und so zeigt sich das Album von einer recht eingängigen Seite. Wer die Musik von Bernd-Michael Land noch nicht kennt und mehr auf Harmonien steht, dem empfehle ich dieses Album, zumal es auch mit seinem breiten Stereobild glänzt.

Stephan Schelle, August 2023

 
   

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