Axess - Imagination
 

Axess - Imagination
Bandcamp (2021)

(
4 Stücke, 61:50 Minuten Spielzeit)

Axel Stupplich, der als Axess firmiert und Teil des Elektronikacts Pyramid Peak ist, hatte Ende 2020 sein letztes physisches Album „Zen“ herausgebracht. Während der Covid-19-Pandemie hatte er viel mehr Zeit, Musik zu machen, als davor. Diese Zeit nutzte er um neben seiner eher „Chillout-getriebenen“ Musik, die er auf „Zen“ veröffentlichte, auch viel traditionellere elektronische Musik mit langen Intros, warmen Flächen, schwebenden Sequenzen und emotionalen Melodien zu produzieren. Das Ergebnis ist das neue Album „Imagination“.

 

 


„Imagination“ ist bereits am 05.03.2021 auf Bandcamp herausgekommen. Eventuell wird es zukünftig auch eine CD mit ggf. einigen Bonustracks geben. Das steht laut Axel aber noch in den Sternen. Zunächst lohnt aber ein Download, denn Axess hat wieder herrlich schwebende Harmonien und eingängige Melodiebögen in die vier Tracks, des Albums gepackt.

Das Cover, das eine verschwommene bzw. verfremdete Aufnahme der Niagarafälle darstellt, hat Axel im Jahr 2004 in Kanada geschossen. Auf seiner Bandcampseite schreibt Axel dazu: Ich besuchte diesen schönen aber eisigen Ort zusammen mit meinem Freund und ehemaligen Kollegen Dave H. Er ist viel zu früh verstorben und ich möchte ihm den Track „Imagination“ widmen. Ich vermisse dich, Kumpel!

Doch zunächst beginnt das Album mit dem 12:20minütigen „Earth Shine“. Sanfte Flächen eröffnen diesen Track, die sich wie Sonnenstrahlen durch den Raum bewegen. Nach ca. zwei Minuten verbindet sich ein sanfter Rhythmus mit den Flächen. Und nach einer weiteren Minute webt Axel dann weitere elektronische Sounds und leichte Melodiewolken in diesen sehr atmosphärischen Track. Das Ganze zieht sich dann sanft bis Minute Sechs hin. Dann kommt ein Sequenzerrhythmus auf, dem Drumrhythmen folgen. Jetzt bekommt das Stück mehr Drive. Ein traumhaftes Stück, in das man sich fallen lassen kann.

„Steam Part 1 & 2“ ist ein 14minütiges Stück. Auch hier startet Axel zunächst sehr ruhig mit einigen Flächen. Aber schon nach wenigen Momenten kommen ein weiterer Sound und sehr ansprechende rhythmische Elemente auf, die einen hypnotischen Sog erzeugen. Ab Minute Zwei steigt der Dynamikpegel, auf den nach weiteren Minuten eine Melodielinie gesetzt wird. Das ist sanft und treibend zugleich. Nach einem sehr ambienten Mittelteil wird der Rhythmus zum Ende hin noch einmal angezogen. Hier sind leise, sanfte Passagen und druckvolle, rhythmische perfekt aufeinander abgestimmt.

Der nächste Longtrack, der es auf 13:48 Minuten Spielzeit bringt, heißt „Canal d’Amour“ und beginnt entsprechend dem Titel mit Wellenrauschen. Ob der Titel dem berühmten Strandabschnitt auf der griechischen Insel Korfu gewidmet ist, ist den Infos auf der Seite allerdings nicht zu entnehmen. Im Internet ist als Beschreibung folgendes zu lesen: Der Canal d’Amour bezeichnet einen Durchgang zwischen zwei aus dem Meer ragenden Felsen. Die Einheimischen glauben, dass jeder, der den Kanal durchschwimmt, auf der anderen Seite die Liebe seines Lebens findet. Der Beginn des Stückes ist schwebend und man kann sich schon vorstellen bei sanftem Wellengang durch den Felsdurchgang zu schwimmen. Es dauert mehr als neun Minuten bis dann eine sehr verträumte Melodie aufkommt und das Stück rhythmischer wird. Vielleicht ist das der Punkt, an dem der/die Schwimmer/in die Liebe des Lebens gefunden hat. Ist jedenfalls eine schöne Vorstellung beim Hören des Stückes.

Den Abschluss bildet dann das 21:42minütige Titelstück, das Axel seinem verstorbenen Freund gewidmet hat. Das Stück ist auch gleichzeitig das Highlight des Albums. Das liegt vor allem auch an dem tollen Gitarrensolo im zweiten Teil des Stückes, das von Max Schiefele aka Maxxess eingespielt wurde. Max hat schon oft bewiesen, das die Chemie zwischen ihm und Axel - ob mit Pyramid Peak oder als Axess/Maxxess - bestens funktioniert. Und das zeigt sich auch auf dem Titelstück des Albums. Der Track beginnt mit perlenden Synthieformationen und damit - wie auch die anderen Stücke - zunächst sehr sanft und ruhig. Das klingt so als würde man unter Wasser sich brechende Sonnenstrahlen beobachten. Nach neun Minuten ändert sich die Stimmung und nach einem Break kommen weite Flächen und Harmonien auf, auf die Max dann ein traumhaftes Gitarrensolo legt. Da ist Gänsehaut garantiert.

Auch wenn das neueste Werk von Axel Stupplich aka Axess nur als Download bei Bandcamp erhältlich ist, lohnt sich der Kauf. Axess hat vor allem herrliche Flächen und Harmoniebögen mit schwebenden Sequenzen und einschmeichelnden Melodien kombiniert. Der Höhepunkt ist dann das Duett mit Maxxess im letzten Teil des Titelstückes, für das sich allein schon der Kauf lohnt. Freunde relaxter Elektronikmusik werden hier ihre Freude dran haben.

Stephan Schelle, August 2021

 
   

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