Atom TM - Muster
 

Atom TM - Muster
Rather Interesting (2009)
(1 Stücke, 50:00 Minuten Spielzeit)

Hinter dem ungewöhnlichen Namen Atom TM verbirgt sich der Musiker Uwe Schmidt, der bereits im Jahr 1985 als Autodidakt Schlagzeug gelernt hat. Für Furore sorgte sein Projekt Señor Coconut And His Orchestra, mit dem er Stücke von Kraftwerk, Sade, Deep Purple und anderen in lateinamerikanischem Stil verpackt, herausbrachte. Als Atom TM geht er einen ganz anderen Weg, denn auf „Muster“ lebt er seine rhythmische Ader aus. Und das macht er sehr exzessiv.

 


Das Cover ziert Gartenornamente, im barocken Stil, die aus dem Orbit fotografiert wurden und stellt ein grafisches Muster dar. Aufgrund des pixeligen Bildes ist das aber nicht auf den ersten Blick zu erkennen (liegt wahrscheinlich an der Entfernung, mit der die Aufnahme gemacht wurde). Im Pressetext heißt es zum Titel: „Als musikalisches Muster verstanden, handelt es sich bei diesem 50minütigen Titel um eine sich permanent entwickelnde, rhythmische und klangliche Struktur. In diesem Sinne kann diese detailverliebte und sorgfältigst durchstrukturierte Komposition als ein musikalisches Ornament an sich gesehen und gehört werden: Lange mäandernde, in kontinuierlichem Fluss begriffene rhythmische Figuren, welche jeglicher offensichtlichen Referenz zu jemals gehörter Struktur abkömmlich ist.“

Das zuvor Beschriebene gibt recht gut die Stimmung dieses 50minütigen Stückes wieder. Allerdings muss ich sagen, dass mir an mancher Stelle die Struktur nicht ganz einleuchtet, denn „Muster“ klingt wie eine Aneinanderreihung von rhythmischen Elementen und Gebilden, die in sich wie ein Mosaik wirken. Allerdings finden sich in diesem Werk weder Melodien noch Harmonielinien, Atom TM bewegt sich vielmehr in seinen rhythmischen Parametern, beginnend mit einer Art Geigerzählerrhythmus, die dann aber mal aus Schlagwerk, aus synthetischen Klängen und im nächsten Moment aus Geräuschen entwickelt zu sein scheinen. Das macht das Werk aber nicht einfach, sondern verlangt dem Hörer einiges ab.

„Muster“ klingt wie eine rhythmische Klangcollage, der man sich intensiv hingeben muss. Künstlerisch ist das Werk sicherlich von hohem Niveau, da es aber sehr experimentell ist, vielleicht sogar als elektronischer Freejazz bezeichnet werden kann, ist es nicht für Jedermann’s Ohr geeignet. Für mich war der erste Hördurchgang recht anstrengend, daher wird es wohl bei diesem einen bleiben, denn Atom TM trifft mit diesem Werk nicht meinen Nerv. Der Hörer muss bei „Muster“ selber seine Grenzen ausloten, daher vor dem Kauf unbedingt Pobehören.

Stephan Schelle, September 2009

 
   

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