Art Of Infinity - Raumwerk
 

Art Of Infinity - Raumwerk
BSC Music / Rough Trade (2012)
(11 Stücke, 55:44 Minuten Spielzeit)

Die deutschen Musiker Thorsten Sudler-Mainz und Thorsten Rentsch sind die Kreativköpfe hinter dem Musikprojekt Art Of Infinity. Seit dem Jahr 2000 veröffentlichen sie ihre Alben, lassen sich aber doch recht viel Zeit damit, denn im Herbst 2012 erscheint mit „Raumwerk“ ihr gerade mal viertes Album. Allerdings ist auch zu erwähnen, dass die beiden in der Zwischenzeit nicht untätig sind, haben sie mit Deep Imagination doch ein weiteres Projekt am Start. Vier Jahre hat es seit dem letzten Album „Endless Future“ gedauert, bis „Raumwerk“ das Licht der Laser erblickte.

 


Elf Stücke die zum Teil gesungen und zum Teil instrumental sind, haben die beiden zusammen mit Gastmusikern, darunter Ilona Gerulat (Gesang), Matthias Kraus (Tasteninstrumente), Thomas Kagermann (Violine, Gesang) und Klaus Major Heuser (Gitarre) aufgenommen. Auch die in Großbritannien lebende Sängerin und Musikerin Alquimia hat einen kurzen stimmlichen Auftritt im ersten Song „Raum und Zeit“.

Wo wir schon bei „Raum und Zeit“ sind; dieses Stück eröffnet die CD und stellt sich als Highlight des Albums heraus. Die eingängige Melodie und der Rhythmus, die ein wenig an Kraftwerk erinnern, haben Radioqualität und so ist es auch kein Wunder, dass sich die Jungs genau diesen Track als Singleauskopplung ausgesucht haben. Seine eingängige Melodie setzt sich im Ohr fest und stellt einen wahren Ohrwurm dar.

Nach dem kurzen sphärischen und sanft dahinschwebenden „Weltraum“, das mit seinen 1:47 Minuten Spielzeit wie ein Zwischenspiel anmutet (dieser Track könnte für meinen Geschmack auch durchaus ein wenig länger sein), werden der Sound und der Rhythmus vom ersten Track im Stück „Die Zeit“ wieder aufgenommen. Der Track hat ein bisschen was von Electropop und geht ebenso schnell ins Ohr wie der Opener.

Im Stück „Das Tor“ ändert sich die Stimmung dann aber schlagartig. Ab jetzt kommen mystische Klangwelten, die nach einem Soundtrack klingen, ans Ohr. War „Das Tor“ noch recht melodisch und von Harmoniebögen durchzogen, wird es beim darauf folgenden „Glasufo“ recht experimentell und sphärisch. Einige Sprachfetzen und Pianotupfer machen daraus vertonte Lyrik. Sehr schön kommt in diesem Stück Thomas Kagermann’s Violine zum Einsatz, die eine gehörige Portion Wehmut in dieses Stück einbringt.

Als nächstes ist mit „Zur zweiten Welt“ das mit fast 13 Minuten längste Stück des Albums an der Reihe. Hier kommen dann auch rockige Elemente zum Vorschein, was zunächst in einer von Klaus Major Heuser rockig gespielten Gitarre zum Ausdruck kommt. Mit diesem Stück verbinden Art Of Infinity wieder Elektronik- und Rockmusik, so wie sie es auch schon vor allem auf „Endless Future“ gemacht haben. Der Track ist abwechslungsreich und ändert mehrfach seine Struktur und Rhythmusmuster.

„Traumraum“ ist ein ambienter Titel, bei dem Wieland Reissmann am Grand Piano Akzente setzt. „Tunnellichter“ fängt ebenfalls zunächst recht ambient an, entwickelt sich aber schnell zu einem rhythmischen Gesangsstück, das Wave artige Züge trägt. Hier kommen mir beispielsweise Bands wie Ultravox & Co. in den Sinn.

Der nächste Song trägt den Titel „Elektrischer Mann“, der von Thorsten Sudler-Mainz etwas düster mit einem Sprachgesang interpretiert wird. Elektronisch, hymnisch und im weiteren Verlauf durch sehr rockige Gitarren wirkt „Arena“ druckvoll und die „Sternenhalle“ entlässt den Hörer dann recht sphärisch mit zahlreichen elektronischen Effekten versehen, aus dem Album. Dieser letzte Track wirkt auf mich wieder etwas experimentell.

Art Of Infinity haben mit „Raumwerk“ ein Album produziert, das nicht so leicht zu konsumieren ist. Das liegt vor allem an der Stilvielfalt. Es ist nicht eindeutig Ambient und auch nicht klar Electropop und doch ist die Spannbreite zwischen diesen musikalischen Stilen auf dem Album vertreten. Aus diesem Grund benötigt der Hörer auch einige Durchläufe um sich dem Werk zu nähern. Für mich sind Art Of Infinity auf ihrem neuesten Output immer dann am besten, wenn sie melodisch zu Werke gehen wie zum Beispiel in „Raum und Zeit“, „Die Zeit“ oder im rockigen Longtrack „Zur zweiten Welt“. Man sollte diesem Album aber unbedingt Gehör schenken.

Stephan Schelle, November 2012

 
   

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