Art Of Infinity – New Horizon
 

Art Of Infinity – New Horizon
PRUDENCE / ROUGH TRADE (2000 / 2009)
(5 Stücke, 39:19 Minuten Spielzeit)

Art Of Infinity, das Musikprojekt von Thorsten Sudler-Mainz und Thorsten Rentsch, hat sich bislang mit den bisher erschienenen drei Alben einen Namen in der Elektronikszene gemacht, obwohl die beiden (mit ihren musikalischen Gästen) mit ihrer Musik zwischen den Welten von Elektronik und Progressive Rock wandeln. Anfang 2009 wird das Debütalbum der beiden, das den Titel „New Horizon“ trägt, erneut auf den Markt gebracht. War es bisher nur bei den Musikern selbst zu beziehen, so hat sich das Label Prudence/Rough Trade nun dem Werk erneut angenommen.

 


Die Debüt-CD, die ursprünglich im Jahr 2000 herausgekommen ist, erscheint im Original mit den gleichen Stücken und identischem Artwork der Erstauflage. Die Stücke wurden weder klanglich aufbereitet, noch finden sich Bonustitel darauf. Aus diesem Grund ist die Wiederveröffentlichung nur denen zu empfehlen, die das Werk bisher nicht ihr Eigen nennen. Wer die CD zum ersten Mal hört, wird aber feststellen, dass eine klangliche Veränderung auch nicht notwendig war, denn die Stücke, die sich zwischen Ambient und atmosphärischem Prog der Marke Pink Floyd bewegen, genügen klanglich dem höchsten Standard.

Wie auf den beiden folgenden Alben „Dimension Universe“ und „Endless Future“ haben die beiden die Stücke nicht allein eingespielt, sondern ihre Produktion mit Unterstützung einiger Gastmusikern aufgenommen, darunter auch ihr langjähriger Freund Stefan Höllering am Saxophon. Auch geht es auf den Stücken nicht nur instrumental zu, denn neben Eva Wolf, die an einigen Stellen die Tracks mit ihrer sehr einfühlsamen Stimme würzt, spricht Thorsten Sudler-Mainz auch einige der Texte.

Mit der knapp anderthalbminütigen Overtuere „The Dragons Flight“, die sehr an Pink Floyds „Wish You Were Here”-Phase erinnert und aus den Rick Wright-ähnlichen Flächensounds und Saxophon besteht, startet die CD. Es folgt das sehr atmosphärisch, spacige „Ocean In Space“. Eine sehr einfühlsame und harmonische Nummer, bei der man durch die zarten Synthieflächen sofort anfängt zu träumen. Fast schon elfenhaft wirkt Eva Wolf’s Gesang, der eine Spur keltischer Folklore in den Track bringt.

Fast schon orchestral, hymnisch beginnt „Written In The Sand“, das nach wenigen Momenten perlende Synthies aufweist, die mich an Jonn Serrie erinnern. Dazu spricht Thorsten einen Text und im Hintergrund ist eine Glocke zu hören. Das alles ist sehr gut aufeinander abgestimmt und man wird förmlich in diese sehr atmosphärische Stimmung hineingezogen.

Ein sehr schöner Midtempo-Rhythmus eröffnet „Three Days Winter“. Auch wenn dieser Titel recht kühl klingt, so ist er alles anderes als kühl und steril. Thorstens Stimme klingt fast so wie von der australischen Band Flash And The Pan, ohne aber in die Popecke abzudriften. Nach knapp zwei Minuten kommt ein harter Schnitt in diesem Track und man hat das Gefühl sich in einem Maschinenraum eines futuristischen Raumschiffes zu bewegen. Der Track ist wie eine Geschichte aufgebaut und so finden wir uns nach einem weiteren Stimmungswechsel nach einigen Minuten auch in dieser Maschinenraum ähnlichen Atmosphäre wieder. Den Endpart bestimmt dann ein etwas melancholisch gespielter Teil, der vor allem durch Stefans Saxophon diese Note bekommt. Ich sehe mich dabei in einer Art „Blade Runner“-Szene vom Balkon eines Hochhauses über eine trostlos wirkende Grosstadtidylle blicken.

Die „Blade Runner“-Atmosphäre verfolgt mich dann auch im Kernstück des Albums, das den Titel „Evolution“ trägt und mit 21 Minuten den Hauptteil des Albums darstellt. Der Anfang klingt stimmungsmäßig schon sehr stark nach der „Blade Runner“-Filmmusik von Vangelis. Nach spätestens vier Minuten wird aus diesem Vangelissound aber ein rockigerer Track, bei dem Eva’s Stimme wieder zum Einsatz kommt. Hier hat die Musik auch etwas von asiatischem Flair. Im Mittelteil werden dann düstere Synthiedrones aus den Boxen geschoben, aus denen sich dann langsam weitere Synthieflächen schälen, die dann zunächst sehr rhythmisch und melodiös voranschreiten, um dann in technokratisch, metallische Klänge überzugehen. Dies wird auch dadurch verstärkt, dass Thorstens Stimme elektronisch verfremdet wird und roboterhaft und düster rüberkommt. Zum Ende hin geht dieser Track in einen sehr schönen, von Eva gesungenen Endpart über, der mich auch an die sanften Stücke von zum Beispiel Schiller erinnert.

Es ist absolut zu begrüßen, dass das Debütalbum von Art Of Infinity nun wieder erhältlich ist. Wenn man dem Album eines vorwerfen kann, dann das es mit knapp 40 Minuten Spielzeit einfach zu kurz ist, denn nach dem Durchlauf will man mehr von diesem Stoff haben. Allerdings kann man ja auf zwei weitere Alben dieses Projektes zurückgreifen. Ein tolles Album, das eine hohe atmosphärische Dichte aufweist. Nicht nur für Elektronikfreunde, sondern auch für Proggies gut geeignet.

Stephan Schelle, Februar 2009

 
   

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