Art Of Infinity – Endless Future
 

Art Of Infinity – Endless Future
Prudence / BSC Music (2008)
(8 Stücke, 62:29 Minuten Spielzeit)

Das Elektronikprojekt Art Of Infinity um die beiden Hauptprotagonisten Thorsten Sudler-Mainz und Thorsten Rentsch liefert im September 2008 mit der CD „Endless Future“ sein mittlerweile drittes Album ab. Zwischen dem letzten Werk „Dimension Universe“ und dem neuen Album haben sie sich viel Zeit gelassen, liegen doch bereits fünf Jahre zwischen den Veröffentlichungen. Hatten sie auf den vorangegangenen Alben schon einige Gastmusiker an Bord, so entwickelt sich der neueste Output der beiden Elektroniker zu einer Art Bandprojekt, was sich vor allem durch die große Anzahl der gesungenen Stücke und den zwölf Gastmusikern sowie einem Männerchor auswirkt.
 

 

Mit „Endless Future“ heben Sudler-Mainz und Rentsch ihr Elektronikprojekt auf eine neue Ebene, mit der sie die Grenzen zwischen reiner Elektronikmusik, Worldmusik, Klassik, Pop und Rock noch stärker vermischen.

Auf den insgesamt acht Stücken, deren Laufzeiten zwischen 2:13 und 18:46 Minuten Länge liegen, stechen vor allem die beiden Sängerinnen Alquimia - sie stammt aus Mexiko und hat ihren Wohnsitz in London und ist schon durch einige Produktionen im Elektronikbereich bekannt – und Eva Wolf hervor. Aber auch Thorsten Sudler-Mainz übernimmt einige Gesangsstrukturen. Außerdem konnten sie mit dem MGV Liederkranz Cleeberg einen Männerchor verpflichten, dessen Gesangseinlagen der Produktion mehr Volumen verleiht, was sehr gut zu den Songs passt (so zum Beispiel bei „The Flow Of Time“).

Gestartet wird mit dem etwas über zweiminütigen Opener „The Fourth Dimension“ der sehr orchestral beginnt und durch den Gesang von Eva Wolf eine Stimmung verbreitet, die zwischen Nightwish (hier ist aber nur der Gesang gemeint), Worldmusik und Prog, mit floydigem Piano sowie eingestreuten E-Gitarren-Riffs, pendelt. Nach dieser Overtuere geht es mit dem Titelstück weiter, das von Alquimia’s Stimme getragen wird. Der loungeartige Track klingt sehr nach Songs von Alquimia’s Soloalben, nicht nur wegen ihrer Stimme.

„The Flow Of Time“ hat etwas von Produktionen á la Deep Forrest, verbindet diese aber mit sehr rock- und popartigen Elementen. Der Song, der von Eva Wolf gesungen wird, geht sehr gut ins Ohr. Auch hier sind die Keyboards an einigen Stellen recht Floyd-ähnlich. Kernstück des Albums ist das fast 19minütige „Utopia“, das zunächst sehr floydig und durch Streicher sowie geflüstertem Gesang sehr mysteriös beginnt. Gastkeyboarder Matthias Krauss sorgt für diese sehr an Pink Floyd erinnernden Klangtupfer. In diesem Stück wechseln sich melodiöse Passagen mit reiner Stimmung erzeugenden Parts ab. Der Track ist sehr kompakt und wie eine Geschichte mit Geräuschsamples ausgestattet. Ein Track dem man sich in Ruhe hingeben muss.

„Tube Into Eternity“ ein fast Instrumental (Thorsten Rentsch spricht hier einige Textpassagen) verbreitet eine etwas futuristische Stimmung, so als würde man sich in einer hoch technisierten Stadt in der Zukunft befinden. Kombiniert wird das Ganze mit Ambienttunes, die mich an Schiller’s „Einlassmusik“ erinnern. Dieser gut vierminütige Track ist eine Bridge zum nächsten Titel „Warm Waterfalls“, bei dem Alquimia das Mikro wieder in die Hand nimmt. Der Song startet mit herrlichen Akustikgitarren, ähnlich denen, die wir von Robert Schröder’s Projekt Food For Fantasy her kennen. Warme Synthieflächen begleiten die Akustikgitarre auf ihrem Weg durch den Äther, dann setzt Alquimia ihren engelsgleichen Gesang auf dieses Soundbett, was für Gänsehaut sorgt. Eine sehr schöne Downtemponummer.

Es folgt mit „Age Of Changes“ das einzige Instrumental des Albums. Dieses sanft dahinschwebende Ambientstück bietet sowohl Flächen wie auch sanfte Melodielinien. Das fast zwölfminütige „The Wide End“, gesungen von Alquimia, beendet dann das Album. Zunächst beginnt das Stück recht sakral mit minimalistischen Piano- und Synthieparts. Es klingt, als hätte man Alquimia’s Gesangsspuren in einer Kirche aufgenommen. Im weiteren Verlauf wird Alquimia’s Gesangspart dann arienhaft, so wie man es auch schon von diversen Klaus Schulze-Produktionen kennt. Wenn dann Björn Vogelsang (Suriya) bei diesem Stück als Gastmusiker das Sopran-Saxophon ins Spiel bringt, fließt eine Spur Jazz mit in diesen Track, der für Art Of Infinity recht ungewöhnlich ist.

Art Of Infinity haben sich von einem reinen Elektronikprojekt weiterentwickelt. Ihr neuer Stil hat zwar viele Schnittpunkte zu den bisherigen Veröffentlichungen, fügt darüber hinaus aber eine Reihe von neuen Elementen in die Musik ein. „Endless Future“ ist ein sehr gutes Album, das die unterschiedlichen musikalischen Vorlieben bedient. Das Label nennt diese Musik Ambient Progressive, eine gute Bezeichnung, wie ich finde, werden doch Elemente aus beiden Stilrichtungen hervorragend miteinander kombiniert.

Stephan Schelle, September 2008

 
   

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