Arcane - Moon
 

Arcane - Moon
Groove Unlimited (2017)

(
2 Stücke, 53:44 Minuten Spielzeit)

Paul Lawler ist ein musikalisches Chamäleon innerhalb der elektronischen Musik, denn stilistisch bringt er unterschiedliche Alben auf den Markt. Zahlreiche Alben hat er unter seinem Pseudonym Arcane bisher schon veröffentlicht. Am 29.04.2017 zeigte er bei seinem Gig beim E-Day-Festival in Oirschot, dass er in der Lage ist, den Sound und den Spirit von Tangerine Dream so perfekt umzusetzen, dass man glaubt die Originale vor sich zu haben. 

 

 


Zeigte er noch auf seinem 2016’er Album „Automaton“ eine eigenwillige, futuristische, unterkühlte Stimmung, der man sich öffnen musste und bei der Melodien nicht zu finden waren sondern er vielmehr durch seine ungewöhnlichen Sounds ein Kopfkino erzeugte, in dem der Hörer sich eine von Maschinen beherrschte Welt vorstellen kann, so ist das neue Werk „Moon“ mehr im Stil der „Berliner Schule“ mit einer Portion Vangelis verortet.

Zwei Longtracks von 38:20 und 15:22 Minuten Spielzeit finden sich auf dem neuen Werk, das passend zum E-Day erschienen ist. Es beginnt mit weiten Flächen im Track „Moon 1“, zu denen man sich einen Überflug über den Boden unseres Erdtrabanten gut vorstellen kann. Das klingt sehr harmonisch. In diesen ersten Momenten spielt Lawler mit der Dynamik der Sounds, die mal anschwellen und dann wieder abschwellen. Dann setzt nach etwas mehr als zwei Minuten eine weitere Harmonielinie ein, die die Einsamkeit und die zerklüftete Landschaft des Mondes gut widerspiegeln um dann in einen sehr symphonischen Part überzugehen, bei dem ich mir Vorstelle, das nun am Horizont des Mondes unsere Erde erscheint. Das hat was von Soundtrack und sorgt bei mir schnell für Bilder im Kopf.

Weitere futuristische Klangfarben sorgen nun dafür, dass vor mir der Eindruck entsteht, ein Raumschiff vorbeischweben zu sehen. Nach etwas mehr als neun Minuten kommen dann Sequenzerrhythmen auf und der Track geht nun in Richtung „Berliner Schule“. Nach weiteren gut drei Minuten kommen neue Sounds auf, die mich an Software erinnern und eine unwiderstehliche Melodie macht sich breit. Paul Lawler entwickelt dieses mehr als 38minütige Stück immer weiter fort, das aus verschiedenen Parts besteht und durch immer wechselnde Strukturen, Rhythmen, Harmonien und Sounds bestimmt wird. Dadurch entsteht so etwas wie eine Geschichte, die sich vor dem geistigen Auge darstellt.

„Moon 2“ ist über weite Strecken harmonischer, rhythmischer und melodischer angelegt. Schon der Beginn mit seinen wunderbaren Harmoniebögen macht dies deutlich, in dem ein leichtes Vangelis-Flair aufkommt. Zunächst ziehen die Harmonien noch sanft durch den Raum um dann nach etwa zwei Minuten mit einem wunderbaren Rhythmusmuster ergänzt zu werden, der das Stück nun eine Weile vorantreibt. Ab Minute fünf kommt dann langsam eine Veränderung auf, die in einen hymnischen Part mit Synthiechören überleitet. Das ist wieder der Soundtrack für den Kopf, bei dem wieder Vangelis Pate gestanden zu haben scheint. Nach etwas mehr als weiteren drei Minuten kommt dann ein treibender, pulsierender Beat auf, der dem Stück nun eine ganz neue Note verleiht. Darauf setzt Paul dann tolle Harmonien. Zum Ende hin kommt dann noch eine verträumte Pianomelodie auf, die ein wenig Sentimentalität verströmt.

„Moon“ ist ein sehr schönes Album von Arcane aka Paul Lawler, der in den beiden Longtacks „Berliner Schule“ mit Vangelis mixt und dies mit seiner eigenen Handschrift versieht. Ein schönes Album des vielseitigen britischen Musikers.

Stephan Schelle, Mai 2017

 
   

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