Andreas Baaden – Night Walk Der bereits seit dem Jahr 1980 elektronische Musik machende, in Bad Honnef lebende Andreas Baaden veröffentlicht bei MellowJet Records Anfang 2023 sein mittlerweile zehntes Album. Es trägt den Titel „Night Walk“ und enthält elf Stücke mit Laufzeiten von 3:14 bis 9:59 Minuten Länge. Die Stücke sind im Zeitraum 2020 bis 2022 entstanden, also einer Zeit, die für uns durch die Pandemie recht eingeschränkt verlief. Andreas sagt über das Album: Ich habe all mein Gefühl und ich habe im ganz besonderen Jahr 2020 mein ganzes Gefühl und mein Herz in diese Musik gesteckt, und ich denke, das hört man auch. |
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Das
Album beginnt mit dem 4:14minütigen „Think First And Do The Second
Move“. Die
Botschaft des Songs ist laut Andreas: Erst
denken, dann handeln, um sich auf das wichtigen Dinge zu fokussieren. Nimm
dir Zeit zum Leben! Der Track wird von einer pulsierenden Bass-Sequenz
bestimmt, die mit einem Electrobeat unterlegt ist. Der Track ist recht
melodisch und enthält einige musikalische Farben, die an Alan Parsons
erinnern. Ein schöner Einstieg in das Album. Der
Longtrack „Icy Worlds In A Habitable Zone“ ist der Soundtrack zu einer
Reise nach Europa, dem Mond des Jupiters (Teil I), und zu Enceladus, dem
Mond des Saturns (Teil II). Beide sind eisige Monde und befinden sich
eigentlich außerhalb der lebensfreundlichen Zone um die Sonne. Aber die
starke Schwerkraft der beiden Riesenplaneten sorgt dafür, dass es unter dem
Eis der beiden Monde relativ warm ist - es gibt riesige Ozeane, die tiefer
liegen als die der Erde, und man vermutet dort Leben. Die Suche nach
extraterrestrischem Leben kann die Menschheit vereinen und ihr eine
gemeinsame Vision geben.
Der erste gut zehnminütige Part beginnt dann auch - nach einer kurzen
Pianoeinleitung - mit sehr sphärischen Sounds, die teils (durch einen
Orgelsound) auch einen sakralen Anstrich besitzen. Ab Minute 1:20 wird es
dann rhythmisch, wobei zunächst der spacige Sound beibehalten wird. Nach
einigen Momenten entwickelt sich das Stück zu einem leicht hymnischen, sehr
melodischen Part mit leichtem Popappeal und bekommt zum Ende hin einen
pumpenden Beat spendiert. Nahtlos schließt sich dann das 8:25minütige
„Icy Worlds in a Habitable Zone, Part II - Enceladus“ an. Auch hier ist
es zunächst recht spacig. In diese Flächen setzt Andreas hallende
Klangtupfer und flirrende Synthiessounds. Diese spacige Stimmung bestimmt
die erste Hälfte des Stückes, die sich dann wieder durch Melodielinien und
einen sehr schönen Rhythmus weiterentwickelt. Das
folgende „The Light Behind The Dark Side“ ist 7:11 Minuten lang. Der
Track beginnt mit düsteren Sounds, die sich dann aber durch Rhythmusmuster
und melodischen Elementen in einen helleren Bereich bewegen. Der Track soll
laut Andreas deutlich machen, dass es
nach einer schweren Zeit wieder aufwärts geht. Die Dinge werden besser, und
ohne diese Hoffnung ist das Leben sinnlos. Die Suche nach dem guten, dem
besseren Leben ist der Sinn des Lebens. Diese Stimmung hat er in dem
Track recht gut eingefangen. Das
4:40minütige „Lunar Jam“ führt uns auf den Erdtrabanten, den Mond.
„Up To The Moon“, verkündete John F. Kennedy im Jahr 1961 - und es war
erfolgreich. Aus der Rede hat Andreas ein Sample in den Track eingefügt. Der Apollo-Geist von damals zeigt uns: Menschen können alles schaffen,
wenn sie nur wollen. Warum also nicht auch Hunger, Umweltzerstörung und
Krankheiten. Der Track beginnt sehr ruhig und geht dann auch wieder in
einen rhythmischen Part über. Der Track ist ganz ok, aber es fehlt aus
meiner Sicht noch das gewisse Etwas. Sanft
weht dann zunächst das vierminütige „Sensing Colours“ durch den Raum.
Nach wenigen Momenten spendiert Andreas dem Stück dann aber einen
druckvollen Sequenzerbeat, der Grundlage des Stückes bleibt, auf den er
dann seine Harmonien setzt. Es
folgt der nächste, zweigeteilte Longtrack, der mit dem 8:18minütigen
„Dropping In At 800 AD, Part I“ beginnt. Die Idee dahinter beschreibt
Andreas wie folgt: Der zweite
Longtrack des Albums beschreibt eine Zeitreise in zwei Teilen: „Dropping
In At 800 AD“. Ein Zeitreisender strandet in der Nähe eines Klosters im
Jahr 800 AD. Mönche singen. Der Wissensvorsprung unserer „modernen“
Zivilisation hilft ihm nicht, im Gegenteil. Bald landet er in einem Kerker.
Mit Mühe gelingt es ihm, Hoffnung zu finden und er fasst Fuß in der
Vergangenheit. Mysteriös beginnt Part I. Nach wenigen Momenten kommen
synthetisch bearbeitetes Glockegeläut und sakral wirkende Synthchöre auf.
Nach einigen Minuten startet dann eine Melodielinie und ein pulsierender
Sequenzer sowie ein programmiertes Schlagzeug bilden den rhythmischen
Unterboden. Der zweite Part baut auf Part I auf und bietet einige leichte
Variationen. Das
3:14minütige „Interlude 2021“ ist ein melancholisches Stück, bei dem
sich Andreas die Frage gestellt hat, wie das Jahr verlaufen wird. Es wird
von einer schönen, ruhigen Melodie bestimmt, in die sich nach einer Minute
ein rhythmisches Arpeggio einfügt. „Take
Time Forever“ ist ein Stück, bei dem Andreas sich vom Buch „The City
And The Stars“ des britischen Science Fiction Autors C. Clarke hat
inspirieren lassen, der eine Milliarde
Jahre nach unserer Zeit spielt. Das Leben der Menschen wird von einem
riesigen Computer bestimmt. Sie sind unsterblich, aber nicht glücklich.
Das klingt wie ein Soundtrack zu einem Science Fiction Film. Das Album
beschließt dann der 4:42minütige Track „Going For A Night Walk“. „Night
Walk“ von Andreas Baaden ist ein Album das unterschiedliche Stimmungen
vermittelt. Mal geht es sehr spacig zu, dann wieder melancholisch. Die Musik
bleibt aber über den Großteil des Albums sehr melodisch und auch
rhythmisch. Stephan Schelle, Januar 2023 |
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