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  Fanger & Schönwälder - Analog Overdose 3
2003, Manikin Records MRCD 7067

Am 29.03.2003 gaben sich die beiden Berliner Thomas Fanger und Mario Schönwälder in der Burg Satzvey (in der Eifel) die Ehre und absolvierten unter dem Titel „Mysterious Sequences at the Castle“ ein Konzert. Da man für die Präsentation der aktuellen Schwingungenwahlergebnisse noch keine Örtlichkeit ausgemacht hatte, schloss man sich mit dem Organisator des Konzertes (Lothar Lubitz) kurzerhand zusammen und vereinte an diesem Tag beide Ereignisse.

Thomas und Mario spielten zwei Sets, die von der Prämierung der Preisträger unterbrochen wurde. Die Aufnahme des Konzertes erschien rechtzeitig zum E-Live 2003 auf Marios eigenem Label Manikin-Records.

Auf der 73minütigen CD sind insgesamt vier Stücke mit Laufzeiten zwischen 14:04 und 21:04 Minuten enthalten. Neben den Titeln Hall Of The Bourbon Lillies Part One bis Three (der Titel ist wohl eine Anspielung auf die Örtlichkeit des Konzertes) bildet der Track Bar Liquid (Encore) den Abschluss dieser wirklich hervorragenden CD.
 

 

 

Track eins beginnt mit Flächen. Langsam setzen die Rhythmussequenzen ein, die sich dann steigern und die ich so von Thomas liebe. Ein schöner, sich immer weiter entwickelnder Titel.

Track zwei klingt in seinen ersten Tönen nach Ashra gefolgt von den typischen Sequenzen, die Tangerine Dream in den 70’ern so berühmt machten. Im Hintergrund erschallen atmosphärische Flächen und im Vordergrund gibt ein Pianosound die Melodielinie vor. Außerdem würzen die beiden das Ganze noch mit einem Schuss Klaus Schulze. In diesem Stück treffen praktisch alle beliebten Sounds der 70’er aufeinander. So muss sich eine Session von Froese, Franke, Schulze und Göttsching angehört haben. Aber die beiden binden auch eigene Elemente, die man schon von den Vorgängeralben und den Veröffentlichungen von Mind-Flux kennt, in den Song ein.

Die ersten beiden Stücke spielt das Duo allein, doch ab Track Nummer drei gesellt sich Klaus Hoffmann-Hoock (Mind Over Matter und Cosmic Hoffmann) an der Gitarre dazu. Track drei beginnt mit schnellen Sequenzen á la Mind-Flux. Gleich darauf erklingen die ersten flirrenden Gitarrensounds. Beim Hören wippt sofort mein Fuß im Takt, so ging es mir beim Konzert übrigens auch. Bei dieser Nummer kann man einfach nicht ruhig sitzen bleiben. Im Verlauf des Stückes kommen noch Schlagzeugsamples hinzu, die eher dezent im Hintergrund laufen während Klaus auf seiner Gitarre kräftig zu jammen anfängt. Der Song steigert sich stetig und die drei treiben sich gegenseitig unweigerlich voran. In diesem Stück wird nach Herzenslust improvisiert. Zum Ende hin wird der Titel ruhiger, denn die Rhythmussequenzen verstummen und Klaus spielt eine Pink Floyd-artige Gitarrenpassage zu sanften Synthieklängen. So aufgewühlt und aktiv ich zu Beginn des Stückes war, so ruhig und zufrieden bin ich jetzt bei den letzten Klängen dieses Tracks, einfach traumhaft.

Der Schlusstrack beginnt mit Trommeln und Computerdrums, dann starten die Sequenzen und es geht in gewohnter Manier los. Ein etwas asynchroner Rhythmus zu dem sich die Synthiesounds im Hintergrund schlängeln treibt den Titel haltlos voran. Der Track ist wieder von den Improvisationen getragen, die Klaus zu den Sequenzen und Loops der beiden Berliner spielt. Er ist derjenige, der die Melodielinien in das Stück einbringt. Ein wieder sehr rhythmisches Stück, wo es aus den Boxen zirpt und blubbert, was das Zeug hält.

Fazit: Auch Analog Overdose 3 ist wieder ein Highlight unter den Veröffentlichungen des Jahres 2003. Die CD ist ein Muss für alle Liebhaber der „Berliner Schule“. Musikalisch und klanglich ist die Produktion wieder sehr hochwertig. Die Veröffentlichungen von Manikin kann man - sofern man Anhänger der traditionellen Elektronikmusik ist - blind kaufen. Ich wünsche mir, dass Mario nicht müde wird und weiterhin qualitativ so hochwertige CDs auf den Markt bringt - und die Konzerte nicht zu vergessen. 

Stephan Schelle, Oktober 2003