Akikaze – The Age Of Deception
 

Akikaze – The Age Of Deception
SynGate Records (2008)
(17 Stücke, 73:43 Minuten Spielzeit)

Der Begriff Akikaze kommt aus dem Japanischen und bedeutet Herbstwind. Dieses Pseudonym hat sich der niederländische Elektronikmusiker Pepijn Courant zugelegt. Bereits 1989 startete er seine musikalischen Aktivitäten, die im gleichen Jahr in seinem Debüt „Music From Misty Marsches“, damals noch auf Audiokassette, mündete. Die ersten Gehversuche waren noch vom Stil der frühen Tangerine Dream und Vangelis geprägt, zeigten aber schon eine eigene Handschrift, die sich Akikaze bis heute erhalten hat.

 

Mit „The Age Of Deception“ erscheint sein siebtes Album in einer Kooperation der Label SynGate und Spheric Music als CDR. Wie schon bei den Vorgängern ist auch das neue Werk als Konzeptalbum konzipiert. Als Thema hat er sich die Erkenntnis, dass negative Erfahrungen einen Menschen stärker machen können, ausgesucht. Als Beispiel sei hier der Tod eines nahe stehenden Menschen zu nennen. Das Cover ziert ein surrealistisches Bild von dem berühmten niederländischen Maler Hieronymus Bosch, das den Titel „The Temptation of Saint Anthony“ trägt.

Unterteilt ist die CD in zwei Parts. Die ersten elf Stücke bilden das Werk „The Age Of Deception“, die restlichen sechs Tracks sind mit „Critical Incidents“ überschrieben. Entstanden ist die Musik bereits im Zeitraum 1994 bis 2005, erscheint aber erstmals in 2008.

Sehr symphonisch mit Akustikgitarrensounds und einem sanften Rhythmus startet „Frailty“, das erste Stück des ersten Parts. Die Stücke, die zwischen 1:16 und 5:58 Minuten lang sind, bilden – obwohl sie nicht immer nahtlos ineinander übergehen – eine Einheit. Schon im zweiten Track „Orphanhood“ kommen rhythmischere Elemente zum Vorschein und Akikaze lässt seinen typischen Stil, der sehr melodisch ist, zum Vorschein kommen. Im Mittelteil bietet er dann als Kontrast eine Art Spinettsound. Auch per Vocoder verfremdete Stimmen mischt er in seine Tracks ein. Dies bringt bei „The One And Only Truth“ oder „Delusion“ beispielsweise einen fernöstlichen Touch in den Sound. Letzterer hat aber auch etwas kindlich Leichtes an sich, ist aber nur ein kurzes Zwischenspiel.

Nach dem eher sphärischen „Shades Of Black“ (ebenfalls ein kurzes Zwischenspiel), hier wird eine düstere Stimmung erzeugt, wartet „The Age Of Deception“ mit einer sehr schönen melancholischen Melodie auf, die ein wenig an Vangelis erinnert. Im nächsten Track „Two Years Of Wasted Love“ geht es wieder rhythmischer zu. Auch die Melodie kann überzeugen. Ein sehr schöner Track, der auch einen Hauch von Jarre in sich trägt. Mit „Reflections“ geht es dann in die sanften Sphären, die wieder etwas an Vangelis erinnern. „Catharsis“ lässt die Sequenzer wieder den Rhythmus bestimmen. Wer auf Sequenzer orientierte Musik steht, der kommt bei diesem Stück auf seine Kosten. Fast schon mit einer Prise Elektropop ist dann „Salvation“ ausgestattet, trägt aber immer noch die typische Akikaze-Handschrift. „Farewell“ bildet mit seiner Akustikgitarre und den schönen geigenähnlichen Synthies den Abschluss dieses ersten Parts.

Als nächstes steht dann „Critical Incidents“ mit seinen sechs Stücken auf dem Programm. Hier bietet Akikaze Laufzeiten von 3:00 bis 13:59 Minuten Länge. Los geht es mit „Déja Vu“ wieder in einem sehr asiatischen Stil. Als nächstes kommt das längste Stück des Albums, „Critical Incidents“. Die Anfangs noch aus reinen Stimmungen bestehenden Klänge wechseln schnell in eine Melodielinie. Das Stück bietet einige Sound- und Richtungswechsel. Kaum hat man sich an die Melodie gewöhnt, wird der Sound etwas härter und eine Art sägende Gitarre bestimmt das Bild. Aber auch diese bleibt nicht lange im Vordergrund. Auf den Grundrhythmus hat Akikaze unterschiedliche Sounds gelegt, mit denen er die einzelnen Melodieparts spielt. In der Mitte perlen dann Synthies und es klingt etwas ambientmäßig um dann wieder in die Melodielinie zurückzukehren. Nicht schlecht dieses Stück, aber vielleicht ein wenig zu lang geraten.

„Cognitive Resonance“ sorgt mit seinen Flächen zunächst für Entspannung um dann in eine einfache Melodie (Saxophonartiger Stil) überzugehen. Dieser Track steigert sich langsam und geht in den sehr rhythmischen, tollen Track „Point Of No Return“ über. Von seinem Rhythmus und Sound erinnert mich dieses Stück sehr an die Titel des amerikanischen Elektronikers Michael Garrison, der leider zu früh gestorben ist. Diese Stimmung hält der Track über die vollen 9:42 Minuten durch.

„Synchronicity“ ist wieder ein etwas ruhigerer Track mit sehr schönen Sounds im typischen Akikaze-Stil. Flächig geht es dann zu Beginn bei „The Toad’s Venom“ dem Ende entgegen. Den Flächen folgen wieder Akustikgitarre und Flötensounds, die einen Asiatischen Touch haben.

Mit „The Age Of Deception“ ist Akikaze wieder ein sehr ansprechendes Elektronikwerk gelungen, das viel Abwechslung bietet. Mir hat die CDR sehr gut gefallen. Wer die bisherigen Alben von Akikaze kennt und mag, der kann bedenkenlos zugreifen. Alle anderen Elektronikfreunde sollten unbedingt in die CDR reinhören.

Stephan Schelle, Juli 2008

 
   

CD-Kritiken-Menue