Akikaze - Solstice
 

Akikaze - Solstice
Spheric Music (2017)

(
6 Stücke, 79:43 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Elektronikmusiker Pepijn Courant der unter dem Namen Akikaze (kommt aus dem Japanischen und bedeutet Herbstwind), seine Musik vertreibt, hat beim deutschen Label Spheric Music ein neues Zuhause gefunden. Die erste Veröffentlichung bei diesem Label ist das Album „Solstice“, das am 22.09.2017 erscheinen wird. Seine Musik zeichnet sich durch einzigartige Sequenzen aus und passt damit perfekt in das Sortiment von Spheric Music.

 

 


„Solstice“ ist Akikaze‘s elftes Werk, welches in Teilen bereits live auf dem E-Live Festival 2015 präsentiert wurde. Bei den Stücken des neuen Albums hat er sich von Wetterphänomenen inspirieren lassen.

Solstice besticht durch eine bestimmte Atmosphäre, die durch die Auswahl eher altmodischer Klänge bestimmt ist. Man hört Synthesizerklänge aus den 70er und 80er Jahren, die in Kombination gesetzt werden mit den lebendigen Akikaze-typischen Sequenzen. Im Vergleich zu anderen Berliner Schule-Alben sorgt Akikaze klangmäßig aber auch von den Tonmustern her für ein abwechslungsreiches Programm! Er versteht es die Sequenzen melodisch und harmonisch besonders reizvoll zu kreieren. In den Zwischenteilen erzeugt der Musiker mit Gitarrenklängen und alten Synthiesounds eine romantisch-melancholisches Ambiente. So beschreibt es der Pressetext.

Auf dem Album sind sechs Stücke von denen allein vier mit Laufzeiten von mehr als 13 Minuten aufwarten. Die restlichen beiden Stücke sind mit 5:16 und 7:18 Minuten Spielzeit dann etwas kürzer geraten.

Akikaze hat von je her einen eigenen Stil, der sich durch seinen Sound definiert. Sein Stil ist so markant, das man ihn sofort identifiziert. Das ist auch auf „Solstice“ deutlich herauszuhören.

Perlende Synthiekaskaden treffen im Opener „Jacob’s Ladders“ auf leicht asiatisch angehauchte Melodiewogen. In der zweiten Hälfte des siebenminütigen Stückes schaltet Akikaze dann kurzfristig den Sequenzer dazu und es entsteht eine Mischung aus Tangerine Dream und seinem eigenen typischen Stil. Zum Ende hin lässt er das Stück sanft und verträumt ausklingen.

Das 17minütige „Halo“ beginnt mit seiner Melodie recht popig und bringt unter anderem synthetischen Flöten- und Bläsersounds mit ein. Luftig locker weht dieser Track durch den Raum und bekommt durch die Akustikgitarren und Harfen ähnlichen Sounds einen leicht mediterran/asiatischen Touch. Dies ändert sich aber nach gut drei Minuten und eine leichte Rocknote kommt in das Stück. Während im Hintergrund der Sequenzer tuckert legt Akikaze eine sehr eingängige Melodie darauf. Mich erinnert das auch so ein bisschen an die krautige Variante der Elektronikmusik. Das Stück gewinnt dann immer mehr an Dynamik und entwickelt sich zu einem hypnotischen Track mit zahlreichen Facetten.

Das folgende „Autumn Mist“ ist mit seinen 5:16 Minuten der Shortrack des Albums. Atmosphärische leicht düstere Synthiesounds treffen auf eine simple Melodie, die aber auch zum Träumen anregt. Dieser Track ist etwas melancholisch geraten und passt gut zu dem Titel.

Es folgt das Titelstück, das in zwei Parts von 17:26 und 13:03 Minuten unterteilt ist. Herrliche Akustikgitarren die auf Synthieflächen gelegt wurden leiten in den ersten Part ein. Es dauert mehr als sechs Minuten bis dann der Sequenzer angeworfen wird, ein Schlagzeugrhythmus aufkommt und die typischen Akikaze-Klangfarben wieder in den Vordergrund treten. Ab jetzt wird es eine Spur rockiger. „Solstice Part 2“ schließt sich nicht nahtlos an sondern ist ein eigenständiger Track. Hier kommen dann am Anfang gar leicht folkige Sounds auf, die auch orientalisch angehauchte Klangfarben enthalten. Auch dieses Stück zieht so zunächst mehr als sechs Minuten ruhigere Kreise um dann durch den Sequenzer mehr Drive und durch erneuten Schlagzeugeinsatz wieder eine leicht rockige Note zu bekommen. Gerade diese Momente sind es, die mich besonders fesseln.

Den Abschluss bildet dann das 19:20minütige „Northern Light“. Sanft beginnt das Stück und nimmt im Verlauf immer mehr an Fahrt auf. Wenn nach gut zwei Minuten dann die Dynamik zunimmt und herrlich perlende Synthieklänge den melodischen Part übernehmen, ist man tief drin im Klangkosmos von Akikaze. Spätestens jetzt kann man sich fallen lassen und dem Hier und Jetzt entschwinden. Der Longtrack besticht durch einige Struktur- und Melodiewechsel in denen es mal rhythmisch dann wieder atmosphärisch ruhig zugeht. Ein klasse Stück.

Mit dem Wechsel zum Spheric Music Label ist sich Akikaze musikalisch treu geblieben und zeigt in den sechs Tracks seinen typischen Stil, ohne sich zu wiederholen. Er schafft es Spannungsmomente aufzubauen und in eingängige Melodien zu verweben. Wer seine Musik mag ist auch mit dem neuesten Output wieder bestens bedient. Ein empfehlenswertes Album.

Stephan Schelle, September 2017

 
   

CD-Kritiken-Menue