Der Abend kam, das Konzert
begann und was kaum jemand für möglich hielt, SAGA stahlen dem
Hauptact die Show. Das lag vor allem an der - wie ich damals fand -
schlechten Akustik. Im Unterschied zu SAGA war der Sound von STYX
damals viel zu laut und übersteuert. Die tollen Stimmen und die
ausgeklügelten Gesangsparts kamen nur in einem wahren Klangbrei rüber. Das
Publikum skandierte schon nach kurzer Zeit SAGA und wollte die
vermeintliche Vorband wieder auf die Bühne rufen.
So, nun ist das schon über
20 Jahre her und ich habe hier einen Konzertmitschnitt von STYX in
der Hand bzw. vor Auge und Ohr. Erschallt da aus den Boxen wie anno 1980 ein
Klangbrei? Nein, diese Aufnahme ist wirklich hervorragend. Der Sound liegt
sowohl in Doby Digital Stereo wie auch in Dolby Digital 5.1 vor, wobei ich
den letztgenannten nur empfehlen kann. Während des Konzertes hat man das
Gefühl, als sei man direkt im Zuschauerraum.
Im Jahr 1996 feierte das
Paradise Theatre - wie eine LP aus dem Jahr 1981 betitelt ist - seine
Wiedereröffnung. Gleichzeitig stellte die 96’er auch die Reunion der Band
nach zig Jahren dar, bei der lediglich der 1996 verstorbene Schlagzeuger John Panozzo nicht dabei sein konnte. Die DVD ist bei SPV im Jahr 1999
erschienen.
Das auf der DVD enthaltene
Konzert fand 1996 im Rosemont Theater in Chicago. Zu Beginn der Show betritt
ein älterer Hausmeister mit einem Besen bewaffnet die Bühne. Im Hintergrund
ist eine herunter gekommene Bühnendekoration zu sehen und vor ihr steht ein
Piano, das durch ein Paar Fußtritte gestartet wird (das Intro zu „Rockin’
The Paradise“). Dann setzt Dennis - immer noch tolle - Gesangsstimme
ein. Er wandelt erst noch allein vor dieser Kulisse einher. Dann geht das
Licht aus und in großen Reklamelichtern erscheint der Schriftzug „Paradise“
über der Bühne und einige Scheinwerferstrahlen bewegen sich durch den
Zuschauerraum. Der Vorhang hebt sich und die Band steht auf der Bühne und
rockt los.
Die Band spielte in der
Besetzung:
Dennis de Young - Keyboards, Gesang
Tommy Shaw
- Gitarren, Gesang
James Young - Gitarren, Gesang
Chuck Panozzo - Bass
Todd Sucherman - Schlagzeug
So beginnt ein wirklich
mitreißendes Konzert dieser 70’er Band. Sie haben wirklich nichts verlernt
(obwohl, das ist ja auch schon wieder fast sieben Jahre her). Es folgen nun
Stücke aus den Jahren 1973 bis 1990, die ihre ganze Bandbreite
dokumentieren. Natürlich dürfen auch ihre Top-Hits „Babe“ und „Boat On The
River“ nicht fehlen. Als sie 1979 damit auch in Europa Erfolg hatten und
häufige Radioeinsätze damit hatten, hörte ich mich schnell Leid an diesen
Songs. Heute, mit einer gewissen Distanz gefallen mir die Stücke aber wieder
gut.
In „Snowblind“ zeigt dann
James Young, das nicht nur Dennis und Tommy gut singen
können. Bei dem Titel „Show Me The Way“ erinnert Dennis zu Beginn an den
verstorbenen langjährigen Wegbegleiter John Panozzo, dessen Bild dann
zum Ende hin auch an die Leinwand projiziert wird.
Im Publikum sieht man
hauptsächlich Leute, die schon Jenseits der 30 oder 40 (also meine
Altersklasse) sind. Erstaunlich auch wie Textsicher sie sind. Man merkt
sowohl Publikum, wie auch den Musikern an, wie viel Spaß dieser Auftritt
bereitete. Bei „Come Sail Away“ werden die Besucher regelrecht mit
eingebunden, der ganze Saal singt aus voller Brust. Gleiches gilt für „Renegade“.
Wenn man die Bilder aus dem Zuschauerraum sieht, hat das schon was von einer
Familienparty.
Gut 1 ¾ Stunden sind vorbei,
dann schließt sich wieder der Vorhang und der schon zu Beginn agierende
Hausmeister betritt erneut die Bühne und macht förmlich das Licht aus. Nach
108 Minuten ist das Konzert - inkl. von zwei Zugaben - beendet. Als Bonus
finden wir noch ein paar Worte zur Band in der STYX-Story, eine
Bildergalerie, einen fünfminütigen Zusammenschnitt von Aufnahmen des
Schlagzeugers Todd Sucherman, die während der Tour entstanden sind,
sowie ein gut vierminütiges Video „Backstage mit Tommy Shaw“. Als
weiteren Bonus kann man dann noch in die 1999 erschienene CD „Brave New
World“ hineinhören.
Die DVD ist nach meiner
Meinung nach rundum gelungen und es macht Spaß sie öfter in den Player zu
werfen.
Fazit: Empfehlenswert!!!