Steve Lukather & Edgar Winter – Live At North Sea Festival
made in germany music (2010)
(8 Stücke, 66 Minuten Spielzeit)

Die zweite DVD des jungen Labels Made In Germany vereint zwei amerikanische Musiklegenden. Steve Lukather (Gründungsmitglied von Toto) und Edgar Winter, dessen äußeres Markenzeichen – wie bei seinem Bruder – seine Wasserstoffblonden Haare sind, traten gemeinsam im Jahr 2000 beim North Sea Festival auf. Die DVD zeigt den Auftritt in einer etwas mehr als einstündigen Fassung.

Beide Musiker verbinden mit ihrem musikalischen Stil Rock, Blues und Jazz in Perfektion. Beide haben eine bewegte musikalische Vergangenheit und können auf eine Reihe von Zusammenarbeiten mit bekannten Größen der Szene aufwarten. Darunter unter anderem Michael Jackson, Eric Clapton, Paul McCartney, Ringo Starr, David Lee Roth, Rick Derringer und Chicago.

Neben Steve Lukather (Gitarre) und Edgar Winter (Gesang, Saxophon, Keyboards, Timbales) stehen noch Phil Soussan (Bass) und Gary Ferguson (Schlagzeug) mit auf der Bühne.


Nach einem kurzen, augenzwinkerndem Intro (Titelmelodie der 1971’er Fernsehserie „Männerwirtschaft“, in dem Tony Randall und Jack Klugman ein ungleiches Paar spielen) kommen die beiden Ausnahmemusiker mit ihren beiden Mitstreitern auf die Bühne und fangen sofort mit dem Stück „Smell Yourself“ ordentlich an zu rocken. Gleich wird deutlich, dass hier keine Harmonielinien á la Toto auf dem Programm stehen, sondern straight gespielter Bluesrock. Schon in diesem ersten Track liefern sich Steve und Edgar ein Energie geladenes Duell an Gitarre und Saxophon, das einfach nur Spaß macht. Die beiden präsentieren bei diesem Gig ein Feuerwerk an ihren Instrumenten, das perfekt auf der Basis der Rhythmusgruppe (Bass / Schlagzeug) aufbaut. Die Stücke sind von tollen Soli und Improvisationen durchzogen, die aus dem Konzert ein Ereignis machen.

Nach den beiden energetischen „Smell Yourself“ und „Texas“ kommt mit „Song For Jeff“ von Steve’s 94’er Soloalbum „Candyman“ ein melancholisches/sanftes Instrumental. Mit dem Stück erinnert er an seinen Wegbegleiter Jeff Procaro (war lange Jahre Schlagzeuger bei Toto), der im Jahr 1992 viel zu früh verstorben ist. Mit „Fly Away“ und „Frankenstein“ (Winter’s wohl bekanntestes Stück) sind dann auch noch zwei der besten Songs aus Edgar’s Feder mit im Programm.

Sehr sehenswert ist auch das hypnotische, mehr als zehnminütige „Tobacco Road“, in dem Steve und Edgar sich einen Dialog aus Gitarre und Stimme - so wie man es auch schon von Blackmoore und Gillan kennt - liefern. Den Abschluss bildet dann ein faszinierendes, 15minütiges „Frankenstein“, bei dem sich Edgar kurzerhand seinen Synthesizer (Roland JP-8000) umhängt – nicht zu vergleichen mit den tragbaren Geräten, die man sonst kennt – und mit ihm spielend über die Bühne wandelt.

Neben Stücken der beiden Hauptprotagonisten findet sich in der acht Tracks umfassenden Setlist auch ein Rock Medley, in dem drei Evergreens („Johnny B Good“, „Whole Lotta Shakin’ Going On“ und „Long Tall Sally“) zusammengefasst wurden. In diesem Medley lassen die vier dann auch so richtig die Kuh fliegen. Man sieht ihnen den Spaß richtig an, den sie da oben auf der Bühne hatten und das überträgt sich auch auf den Zuschauer.

Steve und Edgar präsentieren auf der DVD allerfeinsten Bluesrock. Der einzige Kritikpunkt, wenn man denn unbedingt einen finden will, ist die Laufzeit. Mit 66 Minuten Spielzeit ist die DVD leider etwas kurz geraten, da sie leider auch keine Extras enthält. Dafür gibt es aber keinen Ausfall im Set. Eine sehr gelungene DVD, die jedem Bluesrock-Fan gefallen dürfte. Mit dem Konzert haben Made In Germany einen wirklichen Schatz gehoben, den ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, April 2010


 
 

CD-Kritiken-Menue