Finanziell war dies ein
desaströses Unternehmen, musikalisch aber ein Aufbruch zu neuen Ufern.
Ronnie Lane sprengte mit seiner bunten Gruppe den Rahmen von Pop und
Rock, spielte nun mit Elementen aus Folk und Vaudeville. Die Single „How
Come“ schaffte es bis in die britische Top Ten, doch der ganz große
Durchbruch blieb aus. Daran konnten auch die Alben „One For The Road“, „Rough
Mix“ mit Pete Townshend (The Who) und der Soundtrack „Mahoney´s Last
Stand“ mit Ron Wood nichts ändern.
Ende der 70-er Jahre traf Ronnie
Lane dann ein noch schlimmerer Schicksalsschlag: Bei dem Mittdreißiger
wurde Multiple Sklerose diagnostiziert. Trotz dieser heimtückischen
Krankheit arbeitet der Musiker unermüdlich weiter, ging auf Tournee und
spielte am 19. März 1980 mit einer hervorragenden Band (u.a. mit dem
Rolling Stones Pianisten Ian Stewart) im WDR Studio A in Köln ein
bemerkenswertes Clubkonzert für den „Rockpalast“. Vom Opener „Rats Tales
(Cat Melody)“ an spürt man die Spielfreude der sieben „Mates“ von Ronnie
Lane. „Flags And Banners“ und „You´re So Rude“ stammen aus Faces Zeiten,
im Klassiker „I´m Ready“ kommen die Saxophonisten George und Raymond
Carless zum Zuge und in „Kuschty Rye“ glänzen Gitarrist Henry McCullough
und Akkordeonist Charlie Hart. Im anzüglichen „Rocket 69“ swingt und
shuffelt die Band genüsslich, und Chuck Berry’s „You Never Can Tell“
macht trotz oder gerade wegen eines kleinen textlichen Blackouts von
Ronnie Lane Spaß.
Am 4. Juni 1997 starb Ronnie Lane an
den Folgen einer Lungenentzündung an seinem letzten Wohnort
Trinidad/Colorado. Der Mitschnitt des Kölner Konzerts von 1980 bleibt
somit ein einmaliges Live-Dokument dieses außergewöhnlichen Mannes. „God
Bless Us All“ waren die letzten Worte, die Ronnie Lane dem Publikum im
„Rockpalast“ mit auf den Weg gab. Posthum wurde er als ehemaliges
Mitglied der (Small) Faces im April 2012 in die Rock´n´Roll Hall Of Fame
aufgenommen. So der
Pressetext.
mig veröffentlichten am 25.01.2013
diesen schönen Live-Mitschnitt erstmals auf DVD. Gleichzeitig ist das
Konzert auch auf CD erhältlich. Das Bild-Format liegt im 4:3 und das
Audioformat in PCM Stereo vor.
Bei dem Cover hat sich allerdings der
Fehlerteufel eingeschlichen. Statt des dort angegebenen Stückes „Annie“
aus der Feder von Eric Clapton, K.M. Lane und Ronnie Lane steht das von
Hank Ballard geschriebene Stück „Annie Had A Baby“ auf dem Programm. Das
ist aber ein Fehler der sich leicht verschmerzen lässt.
Mig ist mit dieser Veröffentlichung
wieder ein sehr schönes Zeitdokument in die Hände gefallen, das es zu
heben galt. Schön, dass sich das deutsche Label so um die
Konzertmitschnitte der WDR-Kultsendung verdient macht.
Stephan Schelle,
März 2013