Queen + Adam Lambert - Live Around The World
Universal Music (2020)

(DVD: 22 Stücke, xxx Minuten Spielzeit
CD: 20 Stücke, xxx Minuten Spielzeit)

Adam Lambert war im Jahr 2009 Finalist in der US-amerikanischen Talentshow „American Idol“. Der 1982 geborene amerikanische Sänger und Musicaldarsteller machte dort eine sehr gute Figur, die auch Brian May und Roger Taylor beeindruckte. Sie engagierten ihn für Liveshows von Queen und seit gut acht Jahren gehört Lambert zu Queen. Die Band hat unter dem Namen Queen + Adam Lambert bisher 218 Livekonzerte gespielt und ist dabei vor mehr als 3,6 Millionen Zuschauern aufgetreten. Das beweist die Faszination dieser Formation.


Am 02.10.2020 erscheinen sowohl Audio- wie auch Videomaterial mit Livemitschnitten von Konzerten rund um den Erdball. Die Mitschnitte stammen aus den Jahren 2014, 2016, 2018, 2019 und 2020 und werden in den Formaten CD, CD+DVD, CD+Blu-ray und DoppelLP herauskommen.

Aufgrund der weltweiten Covid 19 Pandemie mussten Queen zahlreiche Termine absagen. Um die Wartezeit für die rund 500.000 Ticketbesitzer*innen und alle anderen Fans ein wenig zu verkürzen, haben sich Queen + Adam Lambert nach Alternativen und anderen Kanälen umgeschaut. Zunächst setzten sie auf YouTube: Ein großes Publikum erreichen sie über ihren Channel allemal – allein 12,5 Millionen Abonnenten –, und so gab es schließlich eine große „Tour Watch Party“ von Queen + Adam Lambert: ein einstündiges Special mit Live-Highlights aus den zurückliegenden Tourneen.

Die Resonanz ermutigte May, Taylor & Co. dazu das Material auch allen Fans in Form von Bild- und Audiomaterial zur Verfügung zu stellen. „Wir hatten uns diese Mitschnitte davor gar nicht wirklich anschauen können, weil wir ja viel zu beschäftigt waren mit den ganzen Konzerten“, sagt Roger Taylor. „Und so war uns gar nicht klar gewesen, wie gut die Band in diesen Aufnahmen klang. So kamen wir auf den Gedanken, dass es vielleicht an der Zeit wäre, ein Live-Album zu machen – mit allen Highlights aus den letzten acht Jahren, die wir mit Adam Lambert unterwegs gewesen sind.“

„Während wir uns alle mit dem Problem herumschlagen, wie man Live-Events in einer Welt veranstalten kann, die von einem sehr starken Virusgegner dominiert wird, schien es für uns der perfekte Zeitpunkt zu sein, um ein Album mit handverlesenen Live-Highlights zu veröffentlichen – mit allen Höhepunkten der Queen-Shows, die wir in den letzten Jahren mit unserem Bruder Adam Lambert gespielt haben“, sagt Brian May über das kommende Album.

Taylor, May und Lambert haben nur die besten Mitschnitte aus gut 200 gemeinsamen Live-Shows ausgewählt. Die Aufnahmen, bislang größtenteils unveröffentlicht, entstanden tatsächlich „around the world“: Von „Rock in Rio“ (Lissabon) bis zum „Isle of Wight-Festival“ reicht die Liste, auf der auch das „Summer Sonic Festival“ in Japan sowie ausgewählte Shows in Großbritannien und Nordamerika stehen. Mit dem „Fire Fight Australia“-Benefizkonzert ist auch ein ganz aktueller Live-Mitschnitt dabei, der zu den letzten Auftritten kurz vor dem Lockdown zählt. Ihr Benefiz-Auftritt in der australischen Metropole ist auf allen Konfigurationen des Live-Albums in voller Länge zu hören: 22 Minuten, in denen sie das legendäre Live-Aid-Set von 1985 komplett nachspielen – inklusive „Bohemian Rhapsody“, „Radio Ga Ga“, „Hammer To Fall“, „Crazy Little Thing Called Love“, „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“. Und natürlich fehlen hier auch nicht die „Ay-Oh“-Animationsrufe, die einst schon von Freddie Mercury berühmt waren. 

Während die CD noch einen recht annehmlichen, allerdings nicht sehr guten Sound bietet, enttäuscht der Sound auf der beigefügten DVD total. Die DVD bietet die beiden Formate LPCM Stereo 48/16 und DTS Digital Surround Sound. Zwar ist der DTS-Sound gegenüber dem Strereomix vorzuziehen, kann aber auch nicht richtig überzeugen, da er recht matschig, zu höhenreich und mit Hall daherkommt. Die musikalischen Qualitäten der Band kommen so einfach nicht zur Geltung. Das ist dann auf der CD schon besser gemacht. Warum es diesen Unterscheid gibt, kann ich nicht nachvollziehen.

Bildtechnisch wird allerdings viel geboten. Queen reizen bei ihren Konzerten die technischen Möglichkeiten voll aus. Das beginnt gleich mit dem Opener „Tear It Up“ vom 2018’er Konzert aus der O2-Arena in London. Grandios sind hier die Animationen vom Roboter des Cover’s „News Of The World“. Daneben werden zahlreiche Hits und Liveklassiker geboten. Die DVD hat gegenüber der CD noch ein tolles Drum-Duell zwischen Roger Taylor und seinem Sohn, dem Percussionisten Rufus Tiger Taylor sowie ein Gitarrensolo von Brian May („Last Horizon“) zu bieten. Während das Drum-Duell recht dumpf aus den Boxen kommt, so als hätte man etwas darüber gestülpt, ist das Solo von May klanglich wesentlich besser. Optisch ist das Solo auch hervorragend umgesetzt, da May quasi von der Hand des Roboters von „News Of The World“ mehrere Meter in die Höhe gehoben wird. Ein beeindruckender Effekt.

Ein erster ganz besonderer Moment kommt dann, am Ende von „Love Of My Live“ auf, das Brian May singt und sich dabei nur an der 12seitigen Akustikgitarre begleitet. Tausend Kehlen singen mit und plötzlich erscheint Freddie auf der großen Leinwand und singt den Schlussteil. Das ist eine wunderbare Hommage an ihren verstorbenen Sänger und der erste richtig Emotionale Moment. Und hier ist dann auch der Klang besser, da nur Akustikgitarre und Gesang vorhanden sind. Sobald dann wieder in den nächsten Songs die ganze Band zusammenspielt, entsteht leider wieder ein Soundbrei.

Eines weiteres Highlights ist dann auch der Auftritt beim „Fire Fight Australia“-Benefizkonzert, der zu den letzten Auftritten kurz vor dem Lockdown im Jahr 2020 zählt. Ihr Benefiz-Auftritt in der australischen Metropole ist auf allen Konfigurationen des Live-Albums in voller Länge zu hören: 22 Minuten, in denen sie das legendäre Live-Aid-Set von 1985 komplett nachspielen – inklusive „Bohemian Rhapsody“, „Radio Ga Ga“, „Hammer To Fall“, „Crazy Little Thing Called Love“, „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“. Und natürlich fehlen hier auch nicht die „Ay-Oh“-Animationsrufe, die einst schon von Freddie Mercury berühmt waren. Und genau hier kommt der nächste hoch emotionale Moment wenn Freddie erneut auf der Leinwand erscheint und seine Ah’s und Oh’s fordernd in die Menge singt, die dann aus tausenden Kehlen beantwortet werden.

Musikalisch können auch die Arrangements überzeugen, die sich in etwas abgewandelter Form präsentieren. Zwar zeigt sich deutlich, dass Adam Lambert nicht an Freddie Mercury heranreichen kann, er interpretiert die Songs aber auf seine eigene Weise, die in diesem Kontext zum Großteil passend ist.

Auf der CD kommen die Songs klangliche besser rüber als auf der DVD, was ich nicht nachvollziehen kann. Bestes Beispiel dafür ist „Love Kills“. Mit einem glasklaren Sound hätte aus „Live Around The World“ ein fantastisches Livealbum werden können. So allerdings hinterlässt vor allem die DVD sehr gemischte Gefühle bei mir.

Stephan Schelle, September 2020


 
 

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