Am 07.06.2013 erscheint „Rockshow“ zum ersten Mal in ungekürzter Fassung
und komplett von den Original-35mm-Bändern restauriert auf DVD und
BluRay. Mir lag zur Besprechung die DVD-Version vor.
Die DVD, die das 129minütige Konzert
sowie eine zehnminütige Doku rund um die Tour enthält, kommt in einer
sehr schön gemachten Verpackung daher. Wie ein kleines Buch mit einem
34seitigen Innenteil ist die DVD gestaltet. Darin enthalten sind
Linernotes, zahlreiche Fotos, Zeitungsausschnitte, Infos zur Tour und
ein Tourplakat. Das Bildformat wurde auf das heute übliche 16:9-Format
konvertiert und der Sound liegt in den Formaten Dolby Digital Stereo,
Dolby Digital 5.1 und DTS Surround Sound vor.
Neben vier Songs des 76’er Albums „At
The Speed Of Sound“, darunter auch die beiden Hits „Silly Love Songs“
und „Let ’Em In“ hatte die Band zahlreiche Stücke von Paul’s Soloalben
und den Wings im Programm. Aber auch seine Beatles-Zeit konnte Paul
nicht unterdrücken und so finden sich in der Setlist mit „Lady Madonna“,
„The Long And Winding Road“ und „Yesterday“ drei Klassiker der Beatles
wieder.
Auf der Bühne standen neben Paul
McCartney (Gesang, Bass, Piano, Akustikgitarre) seine Frau Linda
McCartney (Gesang, Keyboards) sowie die langjährigen Weggefährten Denny
Laine (Gesang, E-Gitarre, Akustikgitarre, Piano, Bass, Gob Iron), Jimmy
McCulloch (Gesang, E-Gitarre, Akustikgitarre, Bass) und Joe English
(Schlagzeug, Gesang). Neben diesen Stammmusikern sorgte in einigen der
Stücken die Bläsersektion bestehend aus Tony Dorsey (Posaune), Howie
Casey (Saxophon), Steve Howard (Trompete, Flügelhorn) und Thaddeus
Richard (Saxophon, Klarinette, Flöte) noch für einen kraftvollen
Unterbau.
Die Setlist lässt keine Wünsche übrig
denn mit dem Medley aus „Venus And Mars/Rock Show/Jet“ sowie den Songs „Let
Me Roll It“, „Maybe I’m Amazed“, „Live And Let Die“ – der Titeklmusik
zum James Bond-Film „Leben und sterben lassen“, „Let ’Em In“, „Silly
Love Songs“, „Band On The Run“ und „Hi Hi Hi“, um nur einige zu nennen,
waren so gut wie alle wichtigen Songs von Paul’s Solokarriere im
Programm enthalten.
Sieht die Bühne zu Beginn noch recht
unspektakulär aus (zunächst wabert nur Trockeneisnebel über die Bühne
und Seifenblasen durchziehen den Raum), so werden erstmals im Song „Live
And Let Die“ Stroboskopeffekte eingesetzt, die durch flackerndes Licht
erzeugt werden, Rauchbomben gezündet und Laserstrahlen durchziehen die
Luft über der Band. Hier hätte ich mir gerne eine Totale gewünscht, die
die Explosionen besser zur Geltung bringt, aber das ist „Meckern auf
hohem Niveau“. Ansonsten kommen Paul und seine Wings ohne großen
visuellen Firlefanz aus. Lediglich beim abschließenden „Soily“ lassen
sie die Laserstrahlen noch mal Fächenrartig durch die Halle ziehen, was
sehr schöne Effekte ergibt.
Das die Musiker Multiinstrumentalisten
sind, das zeigt sich wenn Paul beispielsweise seine Position wechselt
und ab „Maybe I’m Amazed“ für ein paar Stücke ans Piano wechselt. In
diesen Momenten übernehmen abwechselnd Denny Laine und Jimmy McCulloch
das Bassspiel. Und im Akustikteil der Show (u. a. „Picasso’s Last
Words“, „Richard Cory“, „Bluebird”, „Yesterday“) setzen sich Paul,
Danny, Jimmy und Linda an den Bühnenrand. Paul und Danny spielen dabei
12saitige Akustikgitarren. Danach geht es dann mit „Magneto And Titanium
Man“ wieder kraftvoll weiter.
Auch wenn die Soundqualität im DTS
Surround Sound mit heutigen Produktionen nicht ganz Stand halten kann –
was sicherlich auch an den Zuschauerreaktionen liegt -, so ist der Sound
doch recht gut. Die Filmaufnahmen sind sehr gut restauriert und zeigen
das fesselnde Konzert aus zahlreichen Blickwinkeln.
Paul McCartney und die Wings befanden
sich zum Zeitpunkt ihrer Amerikatournee auf dem Höhepunkt ihrer
Karriere, was die Konzertaufnahme sehr gut widerspiegelt. Mit „Rockshow“
wird ein Konzert aus den 70’ern veröffentlicht, das in keiner
Rocksammlung fehlen darf.
Stephan Schelle,
Juni 2013