Molly Hatchet – Live At Rockpalast 1996
Mig / made in germany music (2013)
(11 Stücke, 71 Minuten Spielzeit)

Neben Lynyrd Skynyrd und den Allman Brothers sind Molly Hatchet wohl die wichtigste Südstaatenband. Am 23.06.1996 traten sie auf der schönsten Freilichtbühne Deutschlands auf, der Loreley in St. Goarshausen. Bobby Ingram (Gitarre), Phil McCormack (Gesang), Bryan Bassett (Gitarre), Andy McKinney (Bass), Mac Crawford (Schlagzeug), John Galvin (Keyboards) sowie die beiden Backgroundsängerinnen Leslie Hawkins und Therisa McCoy rockten die Loreley und lieferten eine feurige Show im Rahmen der WDR-Aufzeichnung hoch über dem Rhein.

Molly Hatchet zeigten sich an diesem Nachmittag in brillanter Spiellaune, stimmten unter anderem mit Songs wie „Down From The Mountain“ oder „Fall Of The Peacemaker“ absolute Klassiker ihrer bis dato 20jährigen Karriere an und präsentierten überdies zwei Stücke ihrer brandneuen Scheibe „Devil´s Canyon“, die eine seit 1991 andauernde unfreiwillige Schaffenspause beendete. Zuvor hatte das amerikanische Management immer wieder neue Demoaufnahmen verlangt, ohne jedoch grünes Licht für eine weitere Albumproduktion zu geben.


Zur Freude ihrer zahllosen Fans gehörten an diesem warmen Nachmittag im Juni 1996, am Vortag der Veröffentlichung des Comeback-Albums, zum Molly Hatchet-Set mit „Rolling Thunder“ und „Devil´s Canyon“ zwei Eckpfeiler ihrer noch taufrischen Scheibe. Zudem stellten Molly Hatchet erstmals öffentlich ihren neuen Sänger Phil McCormack vor. McCormack war erst kurz zuvor verpflichtet worden, nachdem ein Arzt seinem Vorgänger, Gründungsmitglied Danny Joe Brown, aufgrund eines erneut kritischen Diabetes-Schubes während der laufenden Studioaufnahmen absolute Ruhe verordnet hatte.

Auf der Bühne der Loreley glänzten Molly Hatchet erneut mit jenen reißerischen Gitarrenduellen und rollenden Grooves, die in all den Jahren ebenso zum Markenzeichen der Band gehörten wie die tiefmelodischen Refrains und die authentischen Texte ihrer Songs. „Es gibt eine spezielle Lebensphilosophie bei uns im Süden“, verriet Ingram anschließend, „Southern Rock handelt vom wirklichen Leben, er geht direkt zum Herzen. Wir Menschen in Florida sind sehr geradlinig, das findet man auch in unserer Musik wieder. Man kann mit dem Fuß dazu wippen, man kann mit den Händen dazu klatschen und sie macht Menschen glücklich.“ So beschreibt es der Pressetext.

Mit dem druckvollen „Bounty Hunter“ geht es dann gleich in den druckvollen Set, denn die Band legt furios los und begeistert das zahlreich erschienene Publikum von der ersten Sekunde an. Einen Glanzpunkt setzt Schlagzeuger Mac Crawford zu Beginn des neuen Stückes „Rolling Thunder“, das er mit einem energiereichen Schlagzeug-Solo beginnt. Nach einigen Minuten wirft er seine Schlagstöcke ins Publikum, spuckt in die Hände und trommelt mit den Händen eine Weile weiter, um dann sein Solo fortzusetzen. Eine klasse Performance. Und dieser damals neue Song zündete sofort. Ein weiteres Highlight ist die ausufernde Version von „Dreams I’ll Never See“. Dem folgt das hinreißende „Fall Of The Peacemakers“, das mit einem intensiven Gitarrensolo von Bobby Ingram beginnt.

„Live At Rockpalast 1996“ ist ein sehr guter Konzertmitschnitt, der den Spirit der Location gut einfängt und eine Southern-Rockband in bester Spiellaune präsentiert. Nicht nur für Fans der Band ist das bester Stoff. Ein wirklich klasse Mitschnitt, der in der Rockpalast-Reihe bei mig erscheint.

Stephan Schelle, März 2013


 
 

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