Dieses wahrhaft
einzigartige Konzert war nicht nur ein historischer Moment sondern auch
ein musikalischer Triumph, der zum Glück für die Nachwelt festgehalten
wurde. Miles Davis war eine Lichtgestalt der Musik des 20. Jahrhunderts,
dieses Konzert ist ebenso eine Hommage an ihn wie auch an den
verstorbenen Gil Evans.
Die Besetzung des Konzertes stellt
sich wie folgt dar: Miles Davis (Trompete) mit den Solisten Kenny
Garrett (Saxophon) und Wallace Rooney (Trompete, Flügelhorn). Quincy
Jones dirigiert das Gil Evans Orchestra und die George Gruntz Concert
Jazz Band mit den Gästen Benny Bailey (Trompete, Flügelhorn), Carles
Benavent (Bass) und Grady Tate (Schlagzeug).
Sieben der zwölf Stücke stammen von
Gil Evans bzw. er hat an ihnen mitgewirkt. Darunter mischen Miles Davis
und die beiden Bands auch Stücke von Dave Brubeck („The Duke“) und u. a.
von George und Ira Gershwin & Du Bose Heyward.
Schon bei der Eingangsrede von Claude
Nobs und Quincy Jones („Introduction“) ist deutlich zu spüren, welch
besonderer Moment am 08.07.1991 in Montreux stattgefunden hat. Man kann
selbst vor dem Fernseher die Spannung spüren, die im Saal geherrscht
hat, denn das Publikum war förmlich elektrisiert, noch ehe der erste Ton
gespielt wurde. Ein faszinierender Moment. Al dann aber Miles Davis die
Bühne betritt zeigt sich seine unglaubliche Ausstrahlung, die sich auch
auf die Mitmusiker projiziert. Es ist hochgradig spannend zu sehen, wie
sich Bandmitglieder, die während des Konzertes gerade keinen Einsatz
haben, auf Davis konzentrieren und gebannt von seinem Spiel sind. Und
Miles Davis zeigt an diesem Abend seine ganze Klasse.
Der bekannteste Titel im Set ist
sicherlich die George und Ira Gershwin & Du Bose Heyward-Komposition „Summertime“,
der besonders gut beim Publikum ankommt. Der verdiente Lohn am Ende:
Standing Ovations.
Neben dem einstündigen
Konzertmitschnitt enthält die DVD auch noch Bonusmaterial in Form von
Interviews. Neben einem Gespräch mit Claude Nobs kommen auch Musikgrößen
wie Stanley Clarke, Jean Luc Ponty und Al di Meola zu Wort, die einiges
über Miles Davis erzählen. Die Interviews sind mit Untertiteln in
Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch unterlegt. Das Soundformat
ist in den drei Versionen Dolby Digital Stereo, Dolby Digital 5.1 und
DTS Surround Sound vorhanden. Die DVD enthält darüber hinaus ein
vierseitiges Booklet, in dem sich Linernotes von George Cole finden.
Das Label Eagle Vision bringt mit
Miles Davis With Quincy Jones & The Gil Evans Orchstra „Live At Montreux
1991“ ein Zeitdokument des Jazz, das durch seine Intensität besticht.
Gleichzeitig ist es ein Vermächtnis des großen Jazztrompeters, der nur
wenige Monate danach verstorben ist.
Stephan Schelle,
März 2013