Fury In The Slaughterhouse – Farewell & Goodbye Tour 2008


Schulze, Klaus feat. Lisa Gerrard – Rheingold - DVD
SPV (2008)
(5 Stücke, 109 Minuten Spielzeit + Bonusdisc – 130 Minuten)

Lange mussten die Fans auf eine offizielle DVD des Großmeisters der Elektronikmusik, Klaus Schulze, warten, doch Ende November 2008 ist es endlich soweit, denn mit „Rheingold“ kommt der Mitschnitt des Konzertes vom 18.07.2008 auf der Loreley, das Klaus zusammen mit Lisa Gerrard im Rahmen des Night Of The Prog III-Festivals gab, heraus. Zwar hatte die neu aufgelegte CD des Albums „Dig It“ als Bonus eine DVD mit der „Stahlsinfonie“, dies war aber das einzige Bildmaterial, das Klaus bis dato mit einem kompletten Konzert auf DVD zeigte.

Der 18.07.2008 war wahrlich ein besonderes Datum, spielten während der dritten Auflage des Night Of The Prog Festivals doch Tangerine Dream und Klaus Schulze seit vielen Jahren mal wieder zusammen auf einem Festival. Ein weiterer denkwürdiger Punkt war, dass Klaus erstmals nach fünf Jahren wieder live auf die Bühne kam. Das genoss er sichtlich, was man ihm vor allem durch seine Ansprachen und der Zeit, die er sich nach dem Konzert mit den Fans nahm, auch anmerkte.


Und hier bin ich schon beim ersten großen Pluspunkt der DVD. Einige Künstler schneiden gerne Ansprachen weg und kommen gleich zur Sache. Nicht Klaus, er sprach vor seinem Konzert kurz zum Publikum und hat auch während des Konzertes, zwischen seinen Stücken noch einige Worte an seine Fans gerichtet. Diese Passagen haben die Macher zum Glück in den Aufnahmen belassen, was aus der für manchen Musikfreund etwas kühlen Elektronik ein sehr warmherziges Ereignis macht. Auch die Zwischenrufe einiger ekstatischer Fans und das Gejohle hat man zum Glück in der Aufnahme belassen, so kann man den denkwürdigen Abend noch einmal gebührend Revue passieren lassen. Und auch Klaus war von dieser Atmosphäre gefangen und gerührt. Da ist eine Gänsehaut garantiert, denn die Atmosphäre, die man bei dem Konzert genoss, haben die Macher gut eingefangen.

Als ich während des Konzertes die vier Kameraleute auf der Bühne hantieren sah, konnte ich mir nicht vorstellen, ob das Endprodukt überhaupt den heutigen Ansprüchen entsprechen würde. Der Schnitt der einzelnen Einstellungen (es waren insgesamt fünf Kameras beteiligt - eine war vom Mischpult aus auf die Bühne gerichtet) ist aber in der Endfassung sehr gut gelungen. Es finden sich keine hektischen Schnittfolgen und auch keine schnellen Kamerafahrten, die das Gesamtbild stören würden. Dafür gibt es in einigen Passagen einen gesplitteten Bildschirm und einige Überblendungen, die aber sehr dezent und effektvoll eingesetzt wurden. Man kann dem Meister auch in vielen Einstellungen auf die Finger schauen und sehen, dass nicht alles aus seinem „Rechner“ kam. Der Konzertmitschnitt ist der Musik entsprechend sehr gut geschnitten.

Auf DVD 1 befindet sich das komplette 109minütige Konzert, das fünf neue Stücke beinhaltet. Während zunächst Klaus allein beginnt, stößt nach ca. 36 Minuten die aus Australien stammende Sängerin Lisa Gerrard hinzu und würzt die von Klaus produzierten Flächen und Sequenzen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme. Dabei wirkt sie mit den zurückgebundenen Haaren und dem blauen Kleid wie eine Walküre. Lisa ist bekannt durch ihr Projekt Dead Can Dance und hat erst in 2008 mit Klaus zusammen die DoppelCD „Farscape“ herausgebracht. Ob Klaus allein oder zusammen mit Lisa bei den Stücken „Loreley“ und „Wellgunde“ agiert, die Musik verbreitet in jedem Fall eine unglaublich hypnotische Wirkung. Klanglich ist die Aufnahme darüber hinaus hervorragend in Dolby Surround 5.1 von Tom Dams (Solar Moon) im Real World Studio von Peter Gabriel gemischt worden.

Die zweite DVD bietet dann noch einmal gut 130 Minuten an Bonusmaterial. Zum einen findet sich eine gut 61minütige Dokumentation mit dem Titel „The Real World Of Klaus Schulze“, in der Klaus, Tom und weitere Techniker bei der Produktion in Peter Gabriels Studio sowie auf der Loreley gezeigt werden, zum anderen gibt es noch ein gut 68minütiges Interview, das Steven Wilson (Mastermind von Porcupine Tree) mit Klaus geführt hat. Dieses Interview dürfte somit auch für die Wilson-Fans von größter Bedeutung sein, spricht er zum Beispiel doch selber über seine musikalischen Interessen und wie er zur Musik von Klaus Schulze fand. Einziges Manko, die beiden unterhalten sich in Englisch und es können keine deutschen Untertitel eingeblendet werden. Dafür entschädigt aber die einstündige Doku, in der Klaus sehr relaxt und humorvoll spricht. Ein Beispiel: Klaus übt nicht gern und so sagt er "Wer übt, fällt dem Kollegen in den Rücken".

Auf diese DVD haben die Freunde der Elektronikmusik lange warten müssen. Ein absolutes Muss für jeden, der gute Elektronik mag. Neben einer reinen DVD-Version, die die obigen zwei Discs enthält, gibt es auch noch eine Special Edition, die darüber hinaus noch die Aufnahmen auf zwei CDs im Audioformat bieten. Diesen CDs ist als weiterer Bonus das bisher unveröffentlichte 31minütige Stück „Nibelungen“ spendiert worden. Die DoppelCD ist im Übrigen auch als reine CD-Version, ohne die DVDs, erhältlich.

Fazit: Absolute Kaufempfehlung!!!!

Stephan Schelle, November 2008


 
 

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