Klaus Schulze feat. Lisa Gerrard – Dziekuje Bardzo (DVD)
SPV (2009)
(DVD - 3 Stücke, 97 Minuten Spielzeit+ 35 Minuten Bonus Material)

Von den beiden Konzerten, die Klaus Schulze zusammen mit Lisa Gerrard im November 2008 gegeben hat, wurde das Konzert in der Basilika Ojcow Salezjanów im polnischen Warschau, das am 13.11.2008 stattfand, auch visuell mitgeschnitten. SPV bringt diesen Livemitschnitt, neben der 3CD-Box mit dem Konzert in Warschau und Berlin, Ende Mai als DVD heraus. Auf dem Silberling befindet sich das komplette gut 97minütige Warschauer Konzert sowie eine ca. 33minütige Dokumentation mit dem Titel „In The Moog For Love“, in der Lisa Gerrard ausführlich zu Wort kommt, sowie ein Trailer zur „Rheingold“-DVD.

Vor allem das polnische Konzert war ein denkwürdiges Event, war es doch mittlerweile 25 Jahre her, das Klaus zuletzt in Polen, wo er eine ganze Reihe treuer Fans hat, live aufgetreten ist. Und so wurde dieser Abend auch etwas ganz besonderes für Klaus, was man ihm auch deutlich anmerkt.


Drei komplett neue Stücke präsentiert uns der Moog-Meister, von denen er eines allein spielt und zwei zusammen mit der Ausnahmesängerin Lisa Gerrard vorführt. Wer nun glaubt, dass er dies von der „Rheingold“-DVD schon kennt, der liegt nur teilweise richtig, denn neben den neuen Sequenzen ist vor allem die Stimmung in der Basilika ganz besonders und weicht erheblich von der auf der Loreley ab. Das liegt zum einen an der sehr schönen, von vielen Säulen gesäumten Räumlichkeit und zum anderen an der sehr ansprechenden und völlig anderen Lightshow. Durch die teilweise gradlinigen Scheinwerferreihen (wirken wie Lichtstäbe) und dem Wechsel von kalten blauen und warmem oft bräunlichem Licht kommt eine fast sakrale Stimmung auf, was sehr gut zu dem Auftritt passt.

Wie schon auf der Loreley sind sowohl Klaus als auch Lisa ausgesprochen gut aufgelegt und von der Stimmung im Saal auch sehr gerührt. Das macht diesen Konzertmitschnitt zu einem richtigen Erlebnis und auch für all diejenigen interessant, die im Besitz der „Rheingold“-DVD sind. Sehr ansprechend begrüßt den Betrachter das animierte Menü, das in recht hellen grauen Tönen gehalten ist und schon mal einen Blick auf die Basilika gewährt. Auch schaut die Kamera während des Konzertes Klaus sehr oft über die Schulter und auf die Finger, so dass man seine Spieltechnik gut verfolgen kann.

Das Konzert startet Klaus zunächst allein, in dem er den 28minütigen Titel „Shoreless Two“ auf seinem elektronischen Instrumentarium allein vorträgt. Hier agiert Klaus zunächst wie in den 90’ern, als er mit Samples gearbeitet hat. Da sind Tenorklänge genauso wie auch Chöre und Streicher zu hören. Diese Phase hatte mir damals nicht ganz so zugesagt und ich bin froh, dass Klaus diese Sounds in seinem Stück nur über einige Minuten hin verwendet. Nach gut neuneinhalb Minuten treten die Samples so langsam in den Hintergrund und die typischen Schulze-Flächen und Harmonien übernehmen das Kommando. Dann setzt der Sequenzer ein und ein mitreißender Schulze-Track nimmt seinen Lauf. Was für ein Titel!!!

Zu den Stücken „Bazylika NSJ“ und „Godspell“ kommt dann Lisa mit auf die Bühne und bereichert Klaus’ Synthisounds mit ihrer unglaublichen Stimme. Wer „Farscape“ und „Rheingold“ kennt, der weiß, was ich meine. Man sieht, dass Lisa die Töne nicht nur singt, sondern sie auch in dem Moment der Entstehung lebt, denn ihr Gesang wird von einer sehr intensiven Gestik begleitet.

Als Bonus hat man dem Mitschnitt eine mehr als 30minütige Dokumentation mit dem Titel „In The Moog For Love“ in dem Lisa sehr ausführlich zu Wort kommt (auf „Rheingold“ war ja hauptsächlich Klaus zu hören), spendiert. Die Doku ist in englischer Sprache und kann mit deutschen Untertiteln angezeigt werden. Es ist wirklich sehr einfühlsam, wie Lisa die Zusammenarbeit mit Klaus schildert. Dies kommt fast einer Liebeserklärung (in musikalischer Sicht) gleich. Man kann gut nachvollziehen, dass sich zwei Künstler gefunden haben, die auf der gleichen Wellenlänge schwingen und sich blind verstehen. Daneben sind auch noch Bilder vom Aufbau der Bühne, vom Konzert im Schillertheater (hier tauchen u. a. kurz Mario Schönwälder und auch Detlef Keller im Bild auf und ein großer Teil des Stückes „Spanish Ballerina“ ist zu sehen) und im Tourbus auf der Fahrt nach Warschau (mit der Band Solar Moon – ihr Kopf Tom Dams ist ja Techniker bei Schulze) zu sehen. Allein diese Doku ist es Wert, die DVD zu kaufen, da sie viel über die Zusammenarbeit mit und den Menschen Klaus Schulze vermittelt.

Das Klaus an den Auftritten und dem Medium DVD gefallen gefunden hat, beweist sein verschmitzer Satz am Ende der Doku, wenn er in die Kamera lächelt und sagt „See you on the next DVD“. Mit SPV hat Klaus ein Label gefunden, dass seine Musik sehr respektvoll behandelt und seine Veröffentlichungen mit sehr viel Liebe gestaltet. Ebenso wie „Rheingold“ ist die DVD „Dziekuje Bardzo“, was auf Deutsch soviel wie Vielen Dank bedeutet, für Freunde der Elektronikmusik unverzichtbar.

Stephan Schelle, Mai 2009


 
 

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