Genesis - When In Rome (3 DVD's)
Virgin (2008)
(157 Minuten + Extras und DVD mit 117minütiger Doku)

Das letzte Konzert während ihrer 2007’er Tour in Europa absolvierten Genesis in Rom. Und aus diesem Konzert machten sie ein kostenloses Spektakel für die Fans, das seinesgleichen sucht, denn 500.000 Menschen waren gekommen um eine mehr als 150minütige Show zu genießen. Die Band nutzte diesen Auftritt um es visuell festzuhalten.

Die DVD „When In Rome 2007“, die Ende Mai 2008 erschienen ist, zeigt dieses Event in hervorragender Bild- und Tonqualität. Beginnend mit „Dukes Intro“ über „No Son Of Mine“, „In The Cage“, „Mama“, „Invisible Touch“ bis hin zu „Carpet Crawlers“, um nur einige Stücke zu nennen, bieten sie einen Streifzug durch ihre Karriere. Neben Phil Collins, Tony Banks und Mike Rutherford waren auch die langjährigen „Livekollegen“ Chester Thompson und Daryl Stuermer wieder mit dabei.


Noch bevor ich Pink Floyd für mich entdeckte, hatte ich Mitte der 70’er mein Herz schon an Genesis verloren, daher gehöre ich auch zu den Fans, die die Genesis-Phase der 70’er Jahre bevorzugen. Allerdings finde ich auch die späteren Alben nicht schlecht und bin der Meinung, dass z. B. „Calling All Stations“ unterbewertet ist.

Wie schon gesagt sind für mich die frühen Jahre von Genesis die Besten, so ist es auch nicht verwunderlich, dass für meinen Geschmack die Highlights dieser DVD in den Stücken „In The Cage“ (mit Auszügen aus „Cinema Show“ und „Dukes Travels“), „Firth Of Fifth“, „I Know What I Like (In Your Wardrobe)“, „Ripples“, „Domino“ (auch wenn es nicht zu den alten Stücken zählt) und „Carpet Crawlers“ bestehen. Vor allem dass fast 15minütige „Ripples“ und auch „Carpet Crawlers“, das mich immer wieder berührt und das Konzert beendet, gefallen mir ausgesprochen gut.

Ein weiteres Highlight stellt für mich das Drumduett von Phil Collins und Chester Thompson („Conversations With 2 Stools“) dar, das ja bei keinem Konzert fehlen darf. Dieses Mal beginnen die beiden aber minutenlang auf zwei gepolsterten Hockern zu trommeln und wechseln dann nahtlos an ihre Schlagzeuge, um wiederum nahtlos in ein mitreißendes „Los Endos“ überzugehen.

Ansonsten muss ich resümieren, dass der Star die Bühne ist. Was für eine Lightshow programmiert und eine Videowand da gebaut wurde, verschlägt einem schon den Atem. Die Animationen sind phänomenal und das Licht superklasse. Allerdings wirken bis auch Phil Collins, der das Publikum teils in Landessprache anspricht und mehrmals zum Mitsingen animiert, die anderen recht unterkühlt und routiniert. Unser Bundestrainer würde jetzt sagen: „Sie sind högscht konzentriert.“ Und genau das ist auch mein einziger Kritikpunkt, denn man kann kaum Spielfreude erkennen. Nur ganz selten sind Gesten zu sehen, die darauf hindeuten, dass sie nicht nur ihren Job machen. Das tut dem Gesamtwerk aber keinen Abbruch, denn die Optik ist opulent und das Publikum hat Spaß.

Verteilt ist das Konzert auf zwei DVD’s mit reichlich Extras. Da gibt es das Tourprogramm, einige Fotos und in „Deleted Scenes“ kann man verfolgen, wie schwer sich Phil, Tony und Mike beim Schreiben ihres Textes für das Tourprogramm getan haben (wurde zum Tourstart in Helsinki nicht fertig). Außerdem gibt es fast zu jedem Song Extras, die man entweder im Konzert selbst zuschalten oder auch später isoliert anschauen kann. Das ist eine gute Idee, so kann man selbst entscheiden, was einem besser gefällt. Ich für meinen Teil habe es lieber, ein Konzert in Ruhe anzuschauen und dann die Extras gesondert zu genießen. In ihnen erfährt man einiges zu den Proben. Vor allem die Probe für das Drumduett in einem Brüsseler Hotel finde ich sehr gelungen. Ist der Hocker eigentlich ohne Schaden davon gekommen und was ist wohl mit ihm passiert (vielleicht bei ebay versteigert worden)?

Damit aber nicht genug. Genesis spendierten dem Set neben einem 28seitigen Booklet (das ist auch nicht selbstverständlich bei einer DVD-Produktion), das einige sehr schöne Konzertfotos enthält, noch eine dritte DVD. Auf dieser ist eine fast zweistündige Dokumentation mit dem Titel „Come Rain Or Shine“ über die Vorbereitungen und den Tourverlauf zu sehen, die sehr informativ ist. So sieht man z. B. einzelne Stationen der Fertigstellung der Bühnenshow. Es war u. a. geplant, dass Phil Collins beim Stück „Domino“ mit einem Aufzug 12 Meter hoch an den oberen Bühnenrand befördert werden sollte. Dies wurde dann aber schließlich verworfen. Auch sieht man, mit welchen Wetterbedingungen Crew und Band zu kämpfen hatten.

„When In Rome 2007“ ist eine DVD, die keine Wünsche übrig lässt (höchstens den, dass Gabriel und Hackett fehlen) und für mich in jede gute Rocksammlung gehört. Höchste Empfehlungsstufe.

   

Stephan Schelle, Juni 2008


 
 

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