Noch bevor ich Pink Floyd für mich
entdeckte, hatte ich Mitte der 70’er mein Herz schon an Genesis verloren,
daher gehöre ich auch zu den Fans, die die Genesis-Phase der 70’er Jahre
bevorzugen. Allerdings finde ich auch die späteren Alben nicht schlecht und
bin der Meinung, dass z. B. „Calling All Stations“ unterbewertet ist.
Wie schon gesagt sind für mich die frühen
Jahre von Genesis die Besten, so ist es auch nicht verwunderlich, dass für
meinen Geschmack die Highlights dieser DVD in den Stücken „In The Cage“ (mit
Auszügen aus „Cinema Show“ und „Dukes Travels“), „Firth Of Fifth“, „I Know
What I Like (In Your Wardrobe)“, „Ripples“, „Domino“ (auch wenn es nicht zu
den alten Stücken zählt) und „Carpet Crawlers“ bestehen. Vor allem dass fast
15minütige „Ripples“ und auch „Carpet Crawlers“, das mich immer wieder
berührt und das Konzert beendet, gefallen mir ausgesprochen gut.
Ein weiteres Highlight stellt für mich das
Drumduett von Phil Collins und Chester Thompson („Conversations With 2
Stools“) dar, das ja bei keinem Konzert fehlen darf. Dieses Mal beginnen die
beiden aber minutenlang auf zwei gepolsterten Hockern zu trommeln und
wechseln dann nahtlos an ihre Schlagzeuge, um wiederum nahtlos in ein
mitreißendes „Los Endos“ überzugehen.
Ansonsten muss ich resümieren, dass der
Star die Bühne ist. Was für eine Lightshow programmiert und eine Videowand
da gebaut wurde, verschlägt einem schon den Atem. Die Animationen sind
phänomenal und das Licht superklasse. Allerdings wirken bis auch Phil
Collins, der das Publikum teils in Landessprache anspricht und mehrmals zum
Mitsingen animiert, die anderen recht unterkühlt und routiniert. Unser
Bundestrainer würde jetzt sagen: „Sie sind högscht konzentriert.“ Und genau
das ist auch mein einziger Kritikpunkt, denn man kann kaum Spielfreude
erkennen. Nur ganz selten sind Gesten zu sehen, die darauf hindeuten, dass
sie nicht nur ihren Job machen. Das tut dem Gesamtwerk aber keinen Abbruch,
denn die Optik ist opulent und das Publikum hat Spaß.
Verteilt ist das Konzert auf zwei DVD’s
mit reichlich Extras. Da gibt es das Tourprogramm, einige Fotos und in „Deleted
Scenes“ kann man verfolgen, wie schwer sich Phil, Tony und Mike beim
Schreiben ihres Textes für das Tourprogramm getan haben (wurde zum Tourstart
in Helsinki nicht fertig). Außerdem gibt es fast zu jedem Song Extras, die
man entweder im Konzert selbst zuschalten oder auch später isoliert
anschauen kann. Das ist eine gute Idee, so kann man selbst entscheiden, was
einem besser gefällt. Ich für meinen Teil habe es lieber, ein Konzert in
Ruhe anzuschauen und dann die Extras gesondert zu genießen. In ihnen erfährt
man einiges zu den Proben. Vor allem die Probe für das Drumduett in einem
Brüsseler Hotel finde ich sehr gelungen. Ist der Hocker eigentlich ohne
Schaden davon gekommen und was ist wohl mit ihm passiert (vielleicht bei
ebay versteigert worden)?
Damit aber nicht genug. Genesis
spendierten dem Set neben einem 28seitigen Booklet (das ist auch nicht
selbstverständlich bei einer DVD-Produktion), das einige sehr schöne
Konzertfotos enthält, noch eine dritte DVD. Auf dieser ist eine fast
zweistündige Dokumentation mit dem Titel „Come Rain Or Shine“ über die
Vorbereitungen und den Tourverlauf zu sehen, die sehr informativ ist. So
sieht man z. B. einzelne Stationen der Fertigstellung der Bühnenshow. Es war
u. a. geplant, dass Phil Collins beim Stück „Domino“ mit einem Aufzug 12
Meter hoch an den oberen Bühnenrand befördert werden sollte. Dies wurde dann
aber schließlich verworfen. Auch sieht man, mit welchen Wetterbedingungen
Crew und Band zu kämpfen hatten.
„When In Rome 2007“ ist eine DVD, die
keine Wünsche übrig lässt (höchstens den, dass Gabriel und Hackett fehlen)
und für mich in jede gute Rocksammlung gehört. Höchste Empfehlungsstufe.