Extrabreit & Philharmonisches Orchester Hagen – Live in Hagen
Sony Music (2010)
(21 Stücke, 113 Minuten Spielzeit + CD mit 13 Stücken)

Extrabreit mit Philharmonischem Orchester, das muss man in entsprechender Atmosphäre genießen, also Frack angezogen und die Fliege umgebunden, DVD in den Player geschmissen und dann wird aus meinem Zimmer ein Opernhaus gemacht.

Ich kann hier schon mal vorwegnehmen, dass ich von dieser DVD total begeistert bin. Die Hagener Rocker beweisen auf eindrucksvollste Weise, dass ihr Powerrock mit Philharmonischem Orchester sensationell funktioniert. Und die Jungs sind an diesem Tag, dem 24.20.2008, unglaublich gut drauf. Dazu kommt eine Aufnahme mit zahlreichen Kameras erstellt wurde und deren Schnitte angenehm (nicht zu schnell) und dem Konzert entsprechend sind.

Aber fangen wir vorne an: Zunächst stehen die Philharmoniker auf der Bühne und spielen die „Candide-Overtüre“, ein klassisches Stück. Danach kommt das bombastische „Also sprach Zarathustra“ (wer sich nicht so in der Klassik auskennt, jedoch den Film „2001 Odyssee im Weltraum“ kennt, dem sei gesagt das dies als Soundtrack des Films genutzt wurde), zu dem die Breiten die Bühne betreten. Ein theatralischer, aber würdiger Auftritt.


Los geht's dann mit dem ersten Breiten-Song „Polizisten“, der mit Streichern und Effekten in neuem Glanz erstrahlt. Nie hab ich dieses Stück besser gehört, wie in dieser Version. Das treibt mir sofort eine Gänsehaut auf den Pelz.

Einige wenige Songs werden ohne Orchester (wie zum Beispiel „Nichts ist für immer“ und „Andreas Baaders Sonnenbrille“) geboten, dafür hat dieses aber auch noch Gelegenheit klassische Stücke („Säbeltanz“, „Walkürenritt“ oder „Peer Gynt-Suite“) in das Konzert einzubauen, während sich die Breiten ein wenig ausruhen können. Toll ist auch. dass das Publikum die klassischen Titel zu schätzen weiß und diese mit großem Applaus quittiert.

Für Grobschnittfans ist anzumerken, dass in einer Szene Rolf's Schlagzeugstockbeutel zu sehen ist, auf dem in inniger Eintracht zwei Aufkleber prangen. Zum einen einer der Breiten und zum anderen der Maraboo von Grobschnitt.  

Immer dann, wenn Orchester und Band zusammenspielen, kommen die Songs am besten rüber. Eine tolle Kombination, die man gesehen haben sollte.

Das vom Dirigenten angepriesene neu entdeckte Mozartstück „Allegro für Annemarie“, bei dem die Band mehrstimmigen Satzgesang zu den Tönen der Philharmoniker bietet, war natürlich ein Extrabreit-Song. Das ist klasse interpretiert. Der Text des Songs steht allerdings im krassen Kontrast zu den herrlichen Streichersounds.

Mein Lieblingsstück von „Neues von Hiob“, der Song „Besatzungskind“ sowie „Freitag Nacht“ gewinnen ebenfalls ungemein durch das tolle Orchesterarrangement. Und dann kommt eine sensationelle Version von „Flieger, grüß mir die Sonne“ (dem wahren Fliegerlied). Und „Hurra, hurra, die Schule brennt“ zeigt sich in dieser Variante auch von einer unglaublichen Seite.

Die DVD wird mit einer zusätzlichen CD ausgeliefert, auf der 15 Stücke des Konzertes (mehr als 70 Minuten Spielzeit) des Konzertes enthalten sind.

Fazit: Eine wunderbare DVD, bei der ich mich nach dem Anschauen frage, warum ich am 24.10.2008 nicht in Hagen war. Muss man haben.

Stephan Schelle, September 2010


 
 

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