Let It Bleed - Die Rolling Stones, Altamont und das Ende der Sixties (Buch)
Edel / ISBN 978-3-941376-22-9(2010)
(240 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Format 24,5 x 28 cm)

Ende der 1960er Jahre – die Rolling Stones waren künstlerisch in einer ihrer kreativsten Phasen. Ein Jahr nach der LP „Beggars Banquet“ veröffentlichte die Band mit „Let It Bleed“ ein Album, das mit Songs wie „Gimme Shelter“, „Midnight Rambler“, „Love In Vain“ und „You Can´t Always Get What You Want“ zum Klassiker avancierte. Der Fotograf Ethan A. Russel begleitete die Band zu dieser Zeit als einer von wenigen auf ihrer „Let It Bleed“-Tour durch die USA. Und immer hatte er seine Kamera mit dabei: In Hotelzimmern, bei den Proben und vor bzw. hinter der Bühne. In seinem beeindruckenden Bild-Text-Band „Let It Bleed – Die Rolling Stones, Altamont und das Ende der 60er“ ermöglicht er jetzt den Blick hinter die Kulissen und vermittelt einen unzensierten Eindruck von der Stones-Welt und dem Rock’n’Roll-Zirkus jener Jahre.


Der Autor Ethan A. Russell ist Fotograf und Videoregisseur. Er fotografierte Größen wie die Beatles, die Rolling Stones und The Who und wurde bereits mehrfach für den Grammy nominiert. Russell lebt mit seiner Familie in Kalifornien.

Der reich bebilderte Band beinhaltet eine ganze Reihe an schönen, bisher unveröffentlichter Fotos, die zum größten Teil im Jahr 1969 entstanden sind. Dabei finden sich viele Bilder, die direkt von der Bühne oder auch im Backstagebereich gemacht wurden. Neben den Bandmitgliedern und Verantwortlichen sind aber auch andere Künstler wie zum Beispiel Jimi Hendrix abgelichtet worden.

Zu Beginn des Buches werden zunächst einmal die Daten der Amerikatournee, die vom 07.11. bis zum 06.12.1969 dauerte, gelistet. Ebenso sind alle am Buch beteiligten im Vorwort des Buches genannt, egal ob sie zur Band, zum Tourmanagement oder zu den Autoren gehören. Das finde ich sehr gut, denn neben Bildern sind auch einige Infos hinzugefügt, so dass man sich von den Personen ein gutes Bild machen kann.

Von den Vorbereitungen zur Tour über die Auftritte und Begebenheiten am Rande bis hin zu dem katastrophalen Vorfall in Altamont zeichnet Ethan E. Russel ein Bild der endenden Sechziger. Geschmückt ist das Ganze mit teils sehr persönlichen Eindrücken vom ersten Zusammentreffen mit den Stones bis zum Chaos am Ende der Tour. Dabei beleuchtet er auch das Verhältnis der amerikanischen Bevölkerung, die Ende der 60’er Jahre in einer politischen Krise steckte (Vietnamkrieg um nur eine zu nennen), zur Band. Und er thematisiert auch die Erwartungen der Fans an die Stones. Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit dem Gratiskonzert in Altamont und bringt ein wenig Licht in die in die außergewöhnlichen Umstände dieses Gigs.

Zitat: „Die 1960’er Jahre waren eine ganz besondere Epoche, etwas vergleichbares werden wir wohl nicht wieder erleben. Einige Leute meinen, mit Altamont – dem drangehängten Gratiskonzert zum, Schluss der Tour – endeten die Sixties“. Oder zu den Ereignissen in Altamont: „Es waren die Sixties, verdammt noch mal. Es passierten verrückte Dinge und die Leute taten verrückte Dinge und Fragen stellte man erst hinterher.“

Zahlreiche Fotos in schwarz/weiß oder Farbe, die teilweise über zwei Seiten gehen, bieten reichlich Input für den Musikfreund. Auch wenn einige Aufnahmen aus heutiger Sicht nicht perfekt sind, da sie Unschärfen aufweisen, so strahlen sie doch einen unwiderstehlichen Charme aus und spiegeln den Zeitgeist der 60’er wider.

„Let It Bleed“ ist nicht nur ein toller Bildband eines großartigen Fotografen, der eher zufällig zu seinem Beruf kam, sondern er blickt auch eindrucksvoll hinter die Kulissen und zeichnet ein Bild der damaligen Zeit. Beigetragen dazu haben neben eigenen Beobachtungen auch zahlreiche Interviews, deren Aussagen diesen Band noch vervollständigen. Er enthält einige Erkenntnisse zum katastrophalen Auftritt in Altamont, der ja bekanntlich mit einem toten Fan, der von einem Hells Angel-Mitglied erstochen wurde, endete. Schlagartig verloren die 60’er ihr „unschuldiges“ Gesicht. Der Mythos der Love & Peace-Bewegung war mit einem Schlag beendet. Ein sehr empfehlenswertes Werk!!!

Stephan Schelle, Oktober 2010


 
 

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