Der Autor Ethan A. Russell ist Fotograf und Videoregisseur. Er
fotografierte Größen wie die Beatles, die Rolling Stones und The Who und
wurde bereits mehrfach für den Grammy nominiert. Russell lebt mit seiner
Familie in Kalifornien.
Der reich bebilderte Band beinhaltet
eine ganze Reihe an schönen, bisher unveröffentlichter Fotos, die zum
größten Teil im Jahr 1969 entstanden sind. Dabei finden sich viele
Bilder, die direkt von der Bühne oder auch im Backstagebereich gemacht
wurden. Neben den Bandmitgliedern und Verantwortlichen sind aber auch
andere Künstler wie zum Beispiel Jimi Hendrix abgelichtet worden.
Zu Beginn des Buches werden zunächst
einmal die Daten der Amerikatournee, die vom 07.11. bis zum 06.12.1969
dauerte, gelistet. Ebenso sind alle am Buch beteiligten im Vorwort des
Buches genannt, egal ob sie zur Band, zum Tourmanagement oder zu den
Autoren gehören. Das finde ich sehr gut, denn neben Bildern sind auch
einige Infos hinzugefügt, so dass man sich von den Personen ein gutes
Bild machen kann.
Von den Vorbereitungen zur Tour über
die Auftritte und Begebenheiten am Rande bis hin zu dem katastrophalen
Vorfall in Altamont zeichnet Ethan E. Russel ein Bild der endenden
Sechziger. Geschmückt ist das Ganze mit teils sehr persönlichen
Eindrücken vom ersten Zusammentreffen mit den Stones bis zum Chaos am
Ende der Tour. Dabei beleuchtet er auch das Verhältnis der
amerikanischen Bevölkerung, die Ende der 60’er Jahre in einer
politischen Krise steckte (Vietnamkrieg um nur eine zu nennen), zur
Band. Und er thematisiert auch die Erwartungen der Fans an die Stones.
Ein Großteil des Buches beschäftigt sich mit dem Gratiskonzert in
Altamont und bringt ein wenig Licht in die in die außergewöhnlichen
Umstände dieses Gigs.
Zitat: „Die 1960’er Jahre waren
eine ganz besondere Epoche, etwas vergleichbares werden wir wohl nicht
wieder erleben. Einige Leute meinen, mit Altamont – dem drangehängten
Gratiskonzert zum, Schluss der Tour – endeten die Sixties“. Oder zu
den Ereignissen in Altamont: „Es waren die Sixties, verdammt noch
mal. Es passierten verrückte Dinge und die Leute taten verrückte Dinge
und Fragen stellte man erst hinterher.“
Zahlreiche Fotos in schwarz/weiß oder
Farbe, die teilweise über zwei Seiten gehen, bieten reichlich Input für
den Musikfreund. Auch wenn einige Aufnahmen aus heutiger Sicht nicht
perfekt sind, da sie Unschärfen aufweisen, so strahlen sie doch einen
unwiderstehlichen Charme aus und spiegeln den Zeitgeist der 60’er wider.
„Let It Bleed“ ist nicht nur ein
toller Bildband eines großartigen Fotografen, der eher zufällig zu
seinem Beruf kam, sondern er blickt auch eindrucksvoll hinter die
Kulissen und zeichnet ein Bild der damaligen Zeit. Beigetragen dazu
haben neben eigenen Beobachtungen auch zahlreiche Interviews, deren
Aussagen diesen Band noch vervollständigen. Er enthält einige
Erkenntnisse zum katastrophalen Auftritt in Altamont, der ja bekanntlich
mit einem toten Fan, der von einem Hells Angel-Mitglied erstochen wurde,
endete. Schlagartig verloren die 60’er ihr „unschuldiges“ Gesicht. Der
Mythos der Love & Peace-Bewegung war mit einem Schlag beendet. Ein sehr
empfehlenswertes Werk!!!
Stephan Schelle,
Oktober 2010