Jethro Tull Over Germany – von Wolfgang und Kevin Thomas
Verlag Siegener Rock-Museum (2012)
www.jethrotullovergermany.de
(256 Seiten, Hardcover mit zahlreichen Abbildungen
24 x 30 cm, ISBN: 978-3-00-037254-4)

Vater und Sohn Thomas verbindet eine musikalische Leidenschaft. Es ist die Liebe zur Musik von Jethro Tull. Der 1951 geborene Journalist Wolfgang Thomas stieß bereits 1969 durch die Single „Living In The Past“ auf die britische Band. Seinen 1978 geborenen Sohn Kevin, der als Englischlehrer tätig ist, musste er nicht bekehren. Ganz von allein stieß dieser - durch das Handicap der späten Geburt – erst über das Best Of-Album „M.U.“ auf die Musik von Jethro Tull und erlebte sein erstes Konzert am 01. April 1992 in Siegen.

Vater und Sohn haben ihre Leidenschaft nun mit einem Buch zum Ausdruck gebracht, das die Geschichte der britischen Band in einer mal etwas anderen Form erzählt. Das 256seitige, reich bebilderte Werk trägt den Namen „Jethro Tull Over Gerrmany“ und widmet sich, der Name lässt es schon erahnen, den Auftritten in Deutschland und dem Verhältnis von Ian Anderson und seinen Mitmusikern zu unserem Land. Aber nicht nur eine Aneinanderreihung von Auftritten und Konzertberichten findet sich in dem Buch, zahlreiche deutsche und auch internationale Musiker, die von Jethro Tull beeinflusst waren oder im Vorprogramm der deutschen Konzerte standen, kommen zu Wort.


Das Buch ist darüber hinaus ein Werk von Fans für Fans, und so kommen auch einige Aussagen und Geschichten von Fans im Buch vor, die darüber hinaus auch einige Schätze zeigen. Die wirklich sehr schönen Bilder stammen aber nicht nur von Fans, sondern sind zum größten Teil von sehr guter Qualität, wurden sie doch teilweise auch von Profifotografen zur Verfügung gestellt.

Auch haben Vater und Sohn Thomas zahlreiche Anekdoten und Begebenheiten rund um die Band in dem Buch entweder als Zitat oder auch als Zeitungsausschnitt im Band untergebracht. So wird aus diesem Werk eine rundum gelungene Sache, bei der es Spaß macht die Texte zu lesen oder einfach nur in dem Buch zu blättern.

Den Entschluss, das Buch über Jethro Tull und die Deutschland-Beziehungen der Gruppe zu schreiben, fassten Wolfgang und Kevin Thomas am 24. Juli 2010, nachdem sie das Konzert 500 Meter unter Tage im Besucherbergwerk Merkers/Thüringen besucht hatten - ein Auftrittsort, den Ian Anderson als einen der ungewöhnlichsten seiner ganzen Karriere bezeichnet. Während Wolfgang Thomas im Anschluss an dieses Ereignis mit Recherchen begann, mit Zeitzeugen sprach und das im Siegener Rock-Museum vorhandene umfangreiche Archivmaterial zu Jethro Tull sichtete, stand ihm sein Sohn in dieser Phase als wichtiger Rat- und Tippgeber zur Seite. Im Januar 2012 führte Kevin Thomas ein ausführliches Interview mit Ian Anderson zu unterschiedlichen Aspekten des Themas „Jethro Tull in Deutschland“; das fast zweistündige, hochinteressante Gespräch ist im Buch auf mehr als zehn Seiten verteilt zu lesen. Der Musiker bekundet darin unter anderem sein Interesse an Benefiz-Auftritten in deutschen Kirchen, mit denen er Geld für den Erhalt der Gebäude einspielen möchte.

Das Buch beginnt mit dem Konzert im Thüringer Bergwerk und spannt den Bogen dann zu dem ersten Konzert von Jethro Tull in Deutschland, das noch von Fritz Rau und seinem Kompagnon Horst Lippmann promoted wurde. Damals, im Februar 1970, gingen in der Jahrhunderthalle in Frankfurt Höchst elf Scheiben und vier Glastüren zu Bruch, da sich zahlreiche Fans, die keine Karten mehr erhalten hatten, Eintritt verschaffen wollten. Nach diesem Ereignis wurden unter anderem Auftritte von Led Zeppelin in Deutschland abgesagt. Die beiden Autoren betrachten den ganzen Karriereabschnitt der Band bis hin zur aktuellen Einspielung von „Thick As A Brick 2“.

Mit „Jethro Tull Over Germany“ gibt es eine Retrospektive einer der wichtigsten internationalen Rockbands mal in einem anderen Gewand. Sehr kurzweilig beschreiben die beiden den Werdegang der Band auf deutschem Boden und legen dabei einen wesentlichen Fokus auf die Randerscheinungen, wie zum Beispiel Vorbands oder Musiker, die sich von der ganz eigenen Art der britischen Band haben inspirieren lassen. Das Buch wird durch einen Großteil sehr schöner Aufnahmen vervollständigt, die zum Teil bisher unveröffentlicht waren. Ein Muss für den Tull-Fan.

Stephan Schelle, April 2012


 
 

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