Das Buch ist darüber hinaus ein Werk von Fans für Fans, und so kommen
auch einige Aussagen und Geschichten von Fans im Buch vor, die darüber
hinaus auch einige Schätze zeigen. Die wirklich sehr schönen Bilder
stammen aber nicht nur von Fans, sondern sind zum größten Teil von sehr
guter Qualität, wurden sie doch teilweise auch von Profifotografen zur
Verfügung gestellt.
Auch haben Vater und Sohn Thomas
zahlreiche Anekdoten und Begebenheiten rund um die Band in dem Buch
entweder als Zitat oder auch als Zeitungsausschnitt im Band
untergebracht. So wird aus diesem Werk eine rundum gelungene Sache, bei
der es Spaß macht die Texte zu lesen oder einfach nur in dem Buch zu
blättern.
Den Entschluss, das Buch über Jethro
Tull und die Deutschland-Beziehungen der Gruppe zu schreiben, fassten
Wolfgang und Kevin Thomas am 24. Juli 2010, nachdem sie das Konzert 500
Meter unter Tage im Besucherbergwerk Merkers/Thüringen besucht hatten -
ein Auftrittsort, den Ian Anderson als einen der ungewöhnlichsten seiner
ganzen Karriere bezeichnet. Während Wolfgang Thomas im Anschluss an
dieses Ereignis mit Recherchen begann, mit Zeitzeugen sprach und das im
Siegener Rock-Museum vorhandene umfangreiche Archivmaterial zu Jethro
Tull sichtete, stand ihm sein Sohn in dieser Phase als wichtiger Rat-
und Tippgeber zur Seite. Im Januar 2012 führte Kevin Thomas ein
ausführliches Interview mit Ian Anderson zu unterschiedlichen Aspekten
des Themas „Jethro Tull in Deutschland“; das fast zweistündige,
hochinteressante Gespräch ist im Buch auf mehr als zehn Seiten verteilt
zu lesen. Der Musiker bekundet darin unter anderem sein Interesse an
Benefiz-Auftritten in deutschen Kirchen, mit denen er Geld für den
Erhalt der Gebäude einspielen möchte.
Das Buch beginnt mit dem Konzert im
Thüringer Bergwerk und spannt den Bogen dann zu dem ersten Konzert von
Jethro Tull in Deutschland, das noch von Fritz Rau und seinem Kompagnon
Horst Lippmann promoted wurde. Damals, im Februar 1970, gingen in der
Jahrhunderthalle in Frankfurt Höchst elf Scheiben und vier Glastüren zu
Bruch, da sich zahlreiche Fans, die keine Karten mehr erhalten hatten,
Eintritt verschaffen wollten. Nach diesem Ereignis wurden unter anderem
Auftritte von Led Zeppelin in Deutschland abgesagt. Die beiden Autoren
betrachten den ganzen Karriereabschnitt der Band bis hin zur aktuellen
Einspielung von „Thick As A Brick 2“.
Mit „Jethro Tull Over Germany“ gibt es
eine Retrospektive einer der wichtigsten internationalen Rockbands mal
in einem anderen Gewand. Sehr kurzweilig beschreiben die beiden den
Werdegang der Band auf deutschem Boden und legen dabei einen
wesentlichen Fokus auf die Randerscheinungen, wie zum Beispiel Vorbands
oder Musiker, die sich von der ganz eigenen Art der britischen Band
haben inspirieren lassen. Das Buch wird durch einen Großteil sehr
schöner Aufnahmen vervollständigt, die zum Teil bisher unveröffentlicht
waren. Ein Muss für den Tull-Fan.
Stephan Schelle,
April 2012